Die „Alpenperle“ glänzt im Dämmerlicht der untergehenden Sonne. Kapitän Christian Müller hat die sie zur Nacht an die Tankstelle manövriert. Jetzt holt er das daumendicke Kabel mit dem fünfpoligen Stecker von Land, dockt es an die Steckdose im Bug des 30 Meter langen Fahrgastschiffs an – fertig!
„In sechs Stunden sind die Akkus wieder voll“, sagt Müller. Also morgen früh, wenn der Linienbetrieb weitergeht. Vor dem Feierabend schaut der Binnen-Kapitän noch im nahen Kraftwerk vorbei: Hinter dem Hof der Schifferfamilie steht ein unscheinbares, mit Efeu bewachsenes Häuschen.
Dort rauscht seit 30 Jahren das Wasser des Weißenbachs durch ein meterdickes Stahlrohr. Die Turbine produziert bis zu 50 Kilowatt Strom – mehr, als die Akkus der Alpenperle verdauen können. So profitiert die Familie, die in fünfter Generation den Hochgebirgssee in Kärnten befährt, doppelt von seinem Segen.
Katalysator und Feinstaubfilter
Vor fünf Jahren hat Christian Müller die Alpenperle in Betrieb genommen. Das größte Schiff auf dem elf Kilometer langen Weißensee, der als der sauberste Österreichs gilt, ist das erste Hybridschiff im Land. Außerdem ist der Sechszylinder-Diesel an Bord mit Katalysator und Feinstaubfilter ausgerüstet. Wer achtern die Hecksee studiert, ist überrascht von der geradezu wohlriechenden Luft dort.
„Das haben wir damals freiwillig gemacht“, sagt der Kapitän stolz. Aber es habe sich bereits abgezeichnet, dass die Vorschriften früher oder später danach verlangen, fügt er hinzu. Wer heute am Schiff etwas umbaut, muss eine saubere Maschinenanlage installieren.