Wenn in Kürze der Letzte der Vendée Globe, Sébastien Destremau, die Ziellinie in Les Sables d’Olonne überfährt, endet ein bisher nicht dagewesener Winter der Superlative im Segelsport. Ein Rekord nach dem anderen ist pulverisiert worden, neue Segelhelden wurden geboren. Jules Vernes würde sich im Grabe umdrehen: Nachdem seine Science Fiction Romane „Von der Erde zum Mond“ sowie „Reise um den Mond“ bereits Ende der 1960er-Jahre von den Raumkapseln Apollo 8 und Apollo 11 realisiert wurden, klingt „In 80 Tagen um die Welt“ mittlerweile absurd langsam. Sogar mit Segelschiffen.
40 Tage, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden

Die Idec Sport mit Skipper Francis Joyon hat mit 40 Tagen, 23 Stunden, 30 Minuten und 30 Sekunden im Rahmen der Jules-Verne-Trophy die Romanvorlage sogar fast in der Hälfte der Zeit gesegelt. Der Trimaran hatte auf den rund 23.000 Seemeilen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von etwa 50 km/h und schaffte an einem Tag sogar 1.629 Kilometer, was in etwa der Strecke Berlin-Barcelona mit dem Auto entspricht.
74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden

Ein paar Tage zuvor kam die Spitzengruppe der Vendée Globe über die Ziellinie. Sieger Armel Le Clèac’h auf der Banque Populaire VIII brauchte 74 Tage, 3 Stunden, 35 Minuten und 46 Sekunden und war somit auch vier Tage eher im Ziel als Francois Gabart vor vier Jahren. Sogar der Viertplatzierte, Jean-Pierre Dick kam nur vier Stunden später als die alte Rekordzeit von Gabart ins Ziel. Auch andere Bestmarken wurden gleich reihenweise gesetzt: Alex Thomson erreichte so schnell wie noch keiner den Äquator und das Kap der Guten Hoffnung. Er stellte mit 563,81 Seemeilen den neuen 24-Stunden-Rekord auf. Armel Le Cléac’h kam so schnell wie noch niemand zuvor bei der Vendée am Kap Leeuwin an und verbesserte den Kap-Hoorn-Rekord gleich um fünf Tage.
https://www.youtube.com/watch?v=WVNH3NRdv2k
49 Tagen, 3 Stunden, 7 Minuten und 38 Sekunden

Thomas Coville läutete noch zu Weihnachten den Rekordwinter 2016/2017 als Erster ein und stellte mit 49 Tagen, 3 Stunden, 7 Minuten und 38 Sekunden einen Fabelrekord für Einhandsegler auf, unterbot dabei sogar die bisherige Schallmauer von 50 Tagen. Der bisherige Inhaber des Rekords, Francis Joyon, war vor neun Jahren 8 Tage, 10 Stunden, 26 Minuten und 28 Sekunden „langsamer“. Das dürfte ihm jedoch angesichts des Jules-Verne-Trophy-Rekords (siehe oben) relativ egal sein.
Coville indes stellte auf seiner Rekordfahrt weitere neue Bestmarken auf. So benötigte er von Äquator zu Äquator nur unglaubliche 35 Tage, 21 Stunden, 38 Minuten und 6 Sekunden. Kaum jemand hätte es gewagt, diese fabelhaften Rekorde des 48-jährigen Franzosen voraus zu sagen.
Einen solchen Segelwinter gab es noch nie. Fans in aller Welt haben sich in den vergangenen drei Monaten ständig die Augen gerieben, als sie auf die Trackerseiten im Internet starrten. Solch ein Rekordgepurzel dürfte sich in naher Zukunft nicht so schnell wiederholen. Zwar verbessert sich die Technik ständig, vor allem das Foilen auf Tragflächen macht die Boote so viel schneller als noch vor ein paar Jahren. Letzlich jedoch hängt alles vom Wetter und Wind ab, und das passte in diesem Winter. Es muss vieles zusammen kommen, um noch einmal so einen Winter erleben zu können.
Jules Vernes indes darf sich einer Sache sicher sein: Seine “20.000 Meilen unter dem Meer” werden niemals erreicht werden. Das liegt schlicht und einfach daran, dass Meere gar nicht so tief sind.
3 Kommentare
@Redaktion: Weiter so! 2 Kleinigkeiten: Segler oder Segelbegeisterte habens lieber wenn nautische Meilen bzw Knoten verwendet werden. Ach und Jean Pierre Dick ist Vierter geworden bei der Vendee und nicht Dritter
Danke, da hat sich bei Monsieur Dick ein Fehler eingeschlichen, ändern wir sofort.
Wir schreiben eigentlich auch immer in Seemeilen, solange es nicht Binnenreviere sind. In diesem Falle kamen in einer Angabe Kilometer vor, weil der Vergleich mit der Strecke nach Barceelona da so gut rein passte.
Besonders der Rekord von Idec verdient eine besondere Betrachtung. Das Boot hielt schon mal einen Rekord rundum. Zwei Versuche wurden wegen Materialproblenen aufgegeben dann war der damals unverschämt schnelle Wert von 47 Tagen und ein paar Stunden aufgestellt. Es kam ein schnelleres Boot (Banque Populaire) und korrigierte die Zeit weitere zwei Tage nach unten.
So weit, so logisch.
Nun aber kommt das gleiche Boot wie damals mit den gleichen Rümpfen und Beams, also nicht allzu stark verändert. Nur der Mast ist ein anderer. Er ist kürzer! Wer hätte gedacht, daß das Boot seinen eigenen Rekord um mehr als sechs Tage nach unten korrigiert indem ein kürzerer Mast drauf gestellt wird.
Das beweist einerseits das gewaltige Wetterglück, aber besonders die Leistung der kleinen Crew.
Übrigens sind alle Crewmitglieder mit nennenswert Einhanderfahrung versehen. Generalisten sind auf See wohl den Spezialisten vorzuziehen.