Sie ist die wichtigste nautische Fachmesse für Österreich und seine direkten Nachbarn, von Deutschland mit seinen vielen profilierten Bootsmessen einmal abgesehen: die Boot Tulln. Auf dem flachen Land direkt an der Donau gelegen, in einer Stadtgemeinde inmitten von Gärtnereien mit gut 16.000 Einwohnern, sind die Schau und ihr Ruf alles andere als provinziell.
Die Boot Tulln gilt mit ihrem innovativen Geist europaweit als führend, was elektrische Antriebe betrifft, als das Elektropolis in Österreich. Und bei interessanten Boots-Neuheiten, die aus dem Erwartbaren herausragen. Ein guter Grund für float, die Protagonisten der Show selbst zu befragen.
Die österreichische Elektrowerft Boote Marian kam mit einer Weltpremiere, der Marian M 800. Das lange angekündigte Boot hat eine Motorleistung von 150 kW. Mit der Fantom 858 Electric Power war auch die elektrische Variante einer Frauscher zu sehen. Österreich zum Dritten: Stickl zeigte in Tulln die beiden Elektroboote Stickl 600 E-Motion und Stickl 660 E-Volution.

Große Werft, große Boote
Auf keiner Bootsmesse ist die Dichte an Motorbooten, die elektrisch oder hybrid angetrieben werden, so groß wie hier. Wie in einem Brennglas zeigt die Boot Tulln die Entwicklung elektrischer Bootsantriebssysteme. Kein Wunder: Da auf zahlreichen Gewässern der Alpenrepublik Boote mit Verbrenner-Motor nicht zugelassen sind, ist man hier traditionell erfinderisch, um motorisiert aufs Wasser zu kommen.
Die größte Werft der Welt brachte auch eines der größten Segelboote mit: Die Beneteau 51.1 war neben der Dufour 520 das Flaggschiff der Schau. Mit der Bavaria 45C, der Dufour 430 und der Grand Soleil 46 LC war auch die Segelyachtklasse um 46 Fuß sehr gut vertreten. Jeanneau präsentierte mit der Sun Odyssey 410 seine nagelneue Segelyacht, und die SO 440 aus dem letzten Jahr.
Bei den kleineren Einheiten waren unter anderem die neuen Beneteau First, die unverwüstliche, von float getestete Maxus 24 Evo, der schnelle Motorsegler Coast 250 von Swallow Yachts und der neue Mini-Sportkatamaran TopCat K2X zu sehen.

Die größte Motoryacht stellte die italienische Bootswerft Absolute Yachts mit der Navetta 48 aus. Beneteau zeigte unter anderem den Swift Trawler 35, den Gewinner beim Best of Boats Award 2018 in der Kategorie der besten Reiseboote. Sealine – ehemals Teil von Englands Tafelsilber, jetzt deutsch – war mit der Sealine F430 und der Sealine C330 vor Ort.
Kleine Werft, großes Boot
Jürgen Kaiser von der gleichnamigen Bootsmanufaktur hätte auch direkt über die Donau zur Messe kommen können, um seine Weltneuheit in Tulln vorzustellen: den Ultralight-Daycruiser K 1150, über den wir schon beim Making of auf float berichtet haben. Der minimalistisch designte Cruiser mit Kajüten im Vorschiff und Heck ist trailerbar. Bei 11,50 m Länge wiegt das schnelle Sportboot nur 2,5 Tonnen. Geschuldet ist das der speziellen Holz-Baukunst der Bootsmanufaktur.
Es war ein Fest
Unser BOB-Partnermagazin Ocean7 hatte zwei ganz besondere Publikumsmagneten: Die Vorträge der Segler-Legende Bobby Schenk waren gut besucht. Und auch Michael Menard von der Sailing Academy Blue-2 zog mit einer Weltpremiere das Publikum an. Sein Hafenmanöver-Simulator mit echtem Steuerstand fand großen Zuspruch. Das Resümee der Kollegen: „Es war ein Fest.“

Eine begeisterte Rückmeldung bekamen wir am Tag nach Ende der Boot Tulln vom Messeleiter Thomas Diglas. Wir befragten ihn ausführlich zur aktuellen Boot Tulln und deren Entwicklung.
Herr Diglas, wie war, für dieses Jahr, Ihr Gesamteindruck?
Thomas Diglas: Die Boot Tulln 2019 war eine rundum erfolgreiche Veranstaltung. 380 Aussteller aus 18 Ländern präsentierten den kompletten Querschnitt des Wassersports: Große Yachten, kleine Jollen, Motoryachten, Motorboote, Elektroboote, dazu Reiseanbieter, Tauchsport und Zubehörbereich. Die „Stars in der Manege“ sind natürlich immer die angebotenen Yachten und Boote. Da konnten wir unseren Besuchern in diesem Jahr in allen Segmenten die neuesten Produkte und letzten Trends und Markenvielfalt bieten.

Sind die Besucherzahlen besser, gleichbleibend oder rückläufig? Wie war die Stimmung?
Mit 46.173 Besuchern haben wir das Ergebnis des Vorjahres gesteigert und ziehen als Veranstalter ein sehr positives Resümee. Viel wichtiger ist aber der Erfolg für unsere Aussteller, und da erhielten wir sehr positives Feedback. Der Erfolg der Veranstaltung bestätigt den Status der Boot Tulln als führende Boots- und Wassersportfachmesse in Österreich und den östlich angrenzenden EU-Ländern.
Wie war die Ausrichtung dieses Jahr? Welche Bereiche haben Zuwachs, was geht zurück?
Das Konzept hat sich prinzipiell bewährt, und selbstverständlich haben wir Verbesserungen und Konzeptadaptierungen vorgenommen. Wir haben erstmals das Schnuppertauchen angeboten. Besucher hatten direkt auf der Messe die Möglichkeit, abzutauchen. Es freut uns sehr, dass das Angebot von einer riesigen Anzahl Besucher genutzt wurde. Aus unserer Sicht haben sich sämtliche Bereiche stabil entwickelt.

Wie entwickelt sich der Markt für Elektroboote und alternative Antriebe bei euch?
Wir konnten im Bereich Elektromobilität erneut Zuwächse verbuchen. Wir haben uns ja aufgrund unserer Bestimmungen in Österreich schon frühzeitig auf dieses Segment spezialisiert und den Bereich in den letzten Jahren gemeinsam mit unseren Ausstellern aufgebaut. Heute ist die Boot Tulln als führende Plattform bekannt.
Das Thema Elektroboot und Elektroantriebe ist eines der wichtigsten USPs, sprich: Alleinstellungsmerkmale, unserer Messe. Vier Weltpremieren sind ein Zeichen für die Qualität unserer Veranstaltung in diesem Bereich. Einige Werften setzen mit der Erstpräsentation gezielt auf die Messe Tulln.
Was war besonders aufregend?
Die Vorstellung der Minitransat-Kampagne des österreichischen Ausnahmeseglers Christian Kargl und die Bootstaufe der „all hands on deck“ waren absolute Highlights. Das positive Feedback unserer Aussteller und Kunden zeigt uns, dass sich die Austrian Boat Show auf dem richtigen Kurs befindet.

„Schade, dass es nur vier Tage waren“
Und was sagen die Bootsbauer? Unsere Partner und Freunde, die in Tulln ausgestellt haben, haben wir auch nach ihrem Eindruck gefragt.
Dominik Entzminger, Boat Solutions (Silver Boats): „Es waren viele Besucher da, und wir haben besonders im Kleinbootbereich viele Boote mit Elektroantrieb an Anfänger verkauft. Die Nachfrage war spürbar besser als im letzten Jahr.“
Nadine Wieland, Marinepool: „Die Tulln Boat Show war für uns als Partner des Österreichischen Segelverbands wieder ein sehr schönes Event. Wir haben uns sehr über positive Resonanz und viele Gespräche gefreut.“
Klaus-Peter Werner, Torqeedo: „Die Boot Tulln war, wie immer, sehr gut für Torqeedo – vier arbeitsreiche, intensive Tage mit viel geschäftlichem Erfolg. Besonders unser neuer, absolut geräuschfreier Travel 1103 kam sehr gut beim österreichischen Publikum an.“
Stefan Frauscher, Frauscher Bootswerft: „Die Boot Tulln ist für die Frauscher Bootswerft der perfekte Start in die neue Saison.“
Alexander Johst, e-marine: „Die Messe Boot Tulln war für uns sehr erfolgreich. Wir haben nach der Europa-Premiere des Takacat P 240 und P 280 auf der Boot Düsseldorf erstmals in Österreich die LG-Serie vorgestellt. Der Renner bei uns war mit vielen Verkäufen direkt auf der Messe das Takacat T 340 LX.“
Nils Promer, Rymhart: „Vor zwei Jahren haben wir zum ersten Mal unseren Heimathafen verlassen, um als norddeutsches Familienunternehmen auf der Austrian Boat Show vor Anker zu gehen. Dabei sind wir vielen zufriedenen Kunden der vergangenen Jahre wieder begegnet, die ihr Rymhart-Sortiment erweitert haben, um zu See und an Land für jede Wetterlage gewappnet zu sein.“
Jos Vaes, Von der Linden: „Direkt aus dem Messe-Reisemobil auf dem Rückweg an den Rhein können wir berichten: Die Messe war wieder ein großer Erfolg. Es gab viel zu tun. Das Geschäft am Donnerstag und Freitag lief schon wie sonst Samstag und Sonntag. Schade, dass es nur vier Tage waren: Wir hätten noch mehr gekonnt.“
Nächstes Jahr findet die Boot Tulln vom 5. bis 8. März statt.
