Barcelona, Palma de Mallorca und Venedig sind die Städte Europas, die am stärksten von den Emissionen der Kreuzschifffahrt belastet sind, gefolgt von Civitavecchia (bei Rom) und Southampton an der englischen Südküste. Die Nichtregierungsorganisation Transport & Environment, die mehr als 60 Umweltorganisationen mit 3,5 Millionen Mitgliedern vertritt, hat dazu die Emissionswerte von Kreuzfahrtschiffen in europäischen Hafenstädten im Jahr 2017 ermittelt und ausgewertet.
Spanien, Italien und Griechenland, dicht gefolgt von Frankreich und Norwegen, sind die europäischen Länder, die am stärksten der Schwefeldioxid-Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe ausgesetzt sind. Zum einen, weil sie wichtige Reiseziele sind, zum anderen aber auch, weil hier weniger strenge Normen für Schwefelkraftstoffe bei Schiffen gelten. Das ermögliche es den Betreibern und Crews von Kreuzfahrtschiffen, den schmutzigsten und schwefelhaltigsten Kraftstoff in den Städten und entlang ihrer Küstenlinien zu verbrennen, heißt es in der Studie.

Hamburg ist stark belastet
Nach den Angaben in der Studie von Transport & Environment (T & E) verursachten die im Jahr 2017 Hamburg anlaufenden Kreuzfahrtschiffe mehr als anderthalbmal so hohe Schwefeloxid-Emissionen wie die knapp 770.000 in der Hansestadt gemeldeten Pkw. Die Stickoxid-Emissionen der Ozeanriesen entsprachen rund 12 Prozent der Pkw-bedingten Abgasbelastung. Mit Hamburg rangiert der erste deutsche Hafen im europäischen Vergleich an elfter Stelle, das kleine Warnemünde landete immerhin auf Platz 14 von insgesamt 50 in der Studie ausgewerteten Hafenstädten.
Hafenstädte wie Hamburg verbieten Dieselautos auf einigen Innenstadtstraßen, aber sie geben Kreuzfahrtunternehmen, deren Schiffe mit ihren giftigen Emissionen sowohl die Menschen an Bord, als auch der Natur großen Schaden zufügen, freien Eintritt. Das sei inakzeptabel, sagt Faig Abbasov, der Leiter der Abteilung Schifffahrtspolitik bei T&E.

„Die Abnahme von Landstrom aus erneuerbaren Quellen muss zur Pflicht werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass hier eine Branche weiterhin unerhörte Verschmutzungsprivilegien genießt“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller, „und der Steuerzahler die teuren Landstromanlagen finanziert, die am Ende nicht genutzt werden. So jedenfalls wird die Luft kein bisschen sauber.“
Das Gegensteuern gut möglich ist, zeigt der Vorreiter Norwegen in Sachen Nachhaltigkeit. Vor kurzem wurde hier das Einfahrverbot in Fjorde für Schiffe mit laufendem Verbrennungsmotor beschlossen, das allerdings erst ab 2026 greifen wird. Erste Kreuzfahrtschiffe werden für die (teils nur zusätzliche) Nutzung mit Brennstoffen wie Biogas aus Fischabfällen und dem ebenfalls nicht unproblematischen flüssigen Erdgas ausgerüstet.
Marktführer sind größte Verschmutzer
Die Studie benennt Ross und Reiter. Nach der Untersuchung hat der weltgrößte Kreuzfahrtkonzern Carnival Corporation im Jahr 2017 fast zehnmal mehr Schwefeloxide entlang Europas Küsten ausgestoßen, als alle 260 Millionen Pkw in Europa zusammen. Zum Carnival-Konzern gehören Tochterfirmen wie AIDA Cruises, Costa Cruises oder die Cunard-Line. Der zweitgrößte Kreuzfahrt-Konzern Royal Carribean Cruises, zu dem die deutsche TUI Cruises gehört, rangiert an zweiter Stelle mit viermal höheren Schwefeloxidemissionen.

Die heute veröffentlichte Analyse zeigt, dass selbst in den Schwefel-Emissionskontrollgebieten ECA, wo die strengsten Normen für Schiffs-Schwefelkraftstoffe – mit maximal 0,1 % Schwefeldioxidanteil – gelten, die Luftverschmutzung durch Kreuzfahrtschiffe Anlass zu großer Sorge gibt. In Dänemark zum Beispiel, dessen Küsten komplett innerhalb der Emissionskontrollgebiete liegen, haben im Jahr 2017 Kreuzfahrtschiffe 18-mal mehr Schwefeldioxid in die Luft gepustet als alle 2,5 Millionen Pkw des Landes zusammen.
Umweltschutz bringt Kostenersparnis
Sönke Diesener, Schiffsverkehrsexperte des NABU, fordert, sofort zu handeln. Die bereits in Nord- und Ostsee und dem Ärmelkanal bestehende Emissionskontrollgebiete müssten unverzüglich auf alle europäischen Meere ausgeweitet werden. Gegenüber float erklärte Diesener: „Wenn man ein solches Gebiet einrichtet, wären die gesparten Kosten viermal so hoch wie die Kosten, die der höherwertige Treibstoff ausmachen würde.“
Statt weiterhin das giftige Schweröl zu verwenden, müsse die Flotte auf höherwertige Kraftstoffe in Kombination mit Partikelfiltern und Stickoxidkatalysatoren umgestellt werden. „Die Analyse sagt, dass es volkswirtschaftlich absolut Sinn machen würde, saubere Kraftstoffe zu verlangen.“ so Diesener. Wenn die Kreuzschifffahrtbranche eine Zukunft haben will, müsse diese mit Hochdruck an emissionsfreien Antrieben arbeiten.