float hat seinen festen Liegeplatz in Berlin, das auch Hauptstadt des Wassersports ist. Die vielgerühmte Wandlungsfähigkeit, die der Metropole nachgesagt wird, scheint sich aber nicht auf das Wasser zu erstrecken. Hier fahren Schiffe mit veralteter Technik.
Besonders augenfällig wird dieser Kontrast im Berliner Zentrum. Dort brummt im Sommer der Verkehr zu Wasser und zu Land. Auf der Weidendammer Brücke, Flussquerung der berühmten Friedrichstraße, schnurren Elektrobusse, -scooter und Hybridtaxis. Ein paar Meter tiefer, auf der Spree, tuckern die Maschinen der Fahrgastschiffe. Schwarzer Diesel-Dunst zieht aus den Schloten.
Das ist keine Kleinigkeit: Zehn Prozent der Rußpartikel-Emissionen in der Hauptstadt stoßen Schiffe aus, haben die Landesbehörden ermittelt. Neben Ruß ist auch Stickoxid ein Schadstoff, der von den alten Maschinen ungefiltert zum Himmel steigt. Gegen beides helfen Partikelfilter und so genannte SCA-Katalysatoren, die bei Autos längst Standard sind. Allerdings ist die Umrüstung teuer.
„Für die Touristen muss das doch peinlich sein: In Amsterdam und Kopenhagen fährt alles elektrisch, und hier?“, fragt Felix Eisenhardt. In beiden Städten ist der Umstieg auf elektrische Bootsantriebe sehr weit fortgeschritten.

Von rund 150 Berliner Fahrgastschiffen seien knapp ein Dutzend ohne Diesel unterwegs, sagt der Unternehmer. Eines davon gehört ihm. Mit dem Elektro-Seminarschiff „Orca ten Broke“ bietet Felix Eisenhardt emissionsfreie Charterfahrten an. Sie richten sich an Unternehmen, die Kongresse oder Symposien auf dem Wasser veranstalten wollen.
Kunden schätzen den lautlosen Antrieb
Das kommt gut an. Seine Kundschaft schätzt die Ruhe an Bord, sagt Eisenhardt. Keine Vibrationen und Motorgeräusche stören bei Vorträgen, auch bei falscher Windrichtung wabert kein Dieselgestank übers Deck. Demnächst will Felix Eisenhardt auch sein zweites Schiff „John Franklin“, das bisher noch mit Verbrennungsmotor fährt, auf Elektroantrieb umrüsten.
Doch in der Innenstadt ist der Zustieg nicht möglich: Eisenhardt hat keinen Anleger, so dass er Passagiere nirgends im Zentrum an Bord nehmen darf. Das Problem existiert in Berlin seit Jahrzehnten und ist nach seiner Überzeugung ausschlaggebend dafür, dass moderne Antriebe und andere Innovationen sich in der Berliner Fahrgastschifffahrt nicht durchsetzen.

Bereits vor Jahrzehnten, so der Unternehmer gegenüber float, haben große Berliner Reedereien im großen Stil Anlegestellen gepachtet. Vorsorglich wurden auch solche Plätze mit Beschlag belegt, die man selbst gar nicht nutzen wollte – es sei auch darum gegangen, unliebsame Konkurrenz fernzuhalten. Heute sind nahezu sämtliche Zonen am Spreeufer reserviert von einigen wenigen Reedern.
Horrende Gebühren für Anlegemanöver
Natürlich dürfte Eisenhardt grundsätzlich dort anlegen, Passagiere übernehmen, ablegen – aber nur gegen saftige Gebühr. „Ich frage immer mal wieder an“, so der Seminarschiff-Geschäftsführer gegenüber float. Wurden Erkundigungen in früheren Jahren glatt ignoriert, drücke sich die Abneigung heute durch Abzocke aus.
250 Euro pro Manöver, also 500 Euro fürs An- und Ablegen wurde jüngst gefordert. Aber einmalig! Bei einem Ticketpreis von 25 Euro pro Person für die zweieinhalbstündige „Loungefahrt“ muss man nicht Mathe studiert haben, um zu erkennen: Das lohnt sich nicht.