Der America’s Cup wird häufig als Formel 1 des Segelns bezeichnet. Das jedoch würde voraussetzen, dass in dieser Klasse die höchsten Geschwindigkeiten unter Segeln erreicht werden. Doch die Speed-Rekorde finden – mal von den Eisseglern abgesehen – stets an Land statt: Strandsegler ballern mit bis zu 140 Sachen über die Rennstrecken. Im kommenden Jahr (29.9.-5.10.2018) finden in Sankt Peter Ording die Weltmeisterschaften im Strandsegeln statt.
Genauso schnell wie die Segelwagen fahren, entstand die Zusammenarbeit der Strandsegler und der Berliner Wassersportmesse: Im Oktober entschied Daniel Barkowski, Projektleiter der Boot & Fun Berlin, die WM 2018, an der 150 bis 200 Piloten aus der ganzen Welt teilnehmen, als einer der Hauptsponsoren zu begleiten. Unter anderem unterstützt die Messe ein Filmprojekt über den Sport und die Meisterschaft 2018. Im Rahmen dieser Partnerschaft wurde dann gleich auch über einen Messeauftritt gesprochen. Dafür blieben nur noch ein paar Wochen Zeit.
Einen Messeauftritt zu planen, erfordert in der Regel viel Zeit und Mühe. Oder wie in diesem Fall: Spontaneität. Ein paar Telefonate später stand fest: Sie kommen! Und wie sie kamen.
Kult-Bus
In der Vorplanung kündigten die Organisatoren bei der Messe an, dass sie „mit ihrem Bus“ anreisen und ihn gern in der Halle zeigen würden. Die Organisatoren der Segelhalle 25 rechneten verständlicherweise mit einem Campingbus. Das jedoch war eine kleine Fehleinschätzung – der mittlerweile legendäre Strandsegel-Bus ist 13 Meter lang, wiegt 18 Tonnen und fuhr früher auf der Insel Norderney im Linienbetrieb. Kai-Uwe Eilts, großer Fan der Szene, Freund von Welt- und Europameister Sven Kraja und ständiger Begleiter auf Regatten, hat diesen ehrwürdigen Kässbohrer-Setra zu einem stylischen Treffpunkt umgebaut – mit Bar, Lounge, Schlafzimmer und Duschbad.
Unterstützung für das Bus-Projekt bekam Eilts von Kraja, der in Schleswig die Segelmacherei Frog-Sails betreibt. Die beiden haben früher bei der Werft Dübbel & Jesse als Bootsbauer gearbeitet und unter anderem Wilfried Erdmanns Kathena Nui gebaut. 2014 wurde der alte Bus sogar zur Weltmeisterschaft in einer ausgetrockneten Wüste in Nevada gefahren. Die Amerikaner staunten nicht schlecht, das große Ungetüm mit Auricher Kennzeichen im Basecamp zu sehen. Nachdem Eilts die Maße des Frog-Sails-Busses an die Messe durchgegeben hatte, wurde eine 135 qm große Fläche organisiert, um Bus und Strandyachten genug Platz zu bieten.
Kann ick dit och uff’m Tempelhofer Feld machen?
Neben dem Bus wurden Segelwagen der Klassen 5, 3 sowie eine sogenannte Miniyacht nach Berlin gebracht. Außerdem Original-Warnschilder, Streckenmarkierungen, Flaggen und mehrere Monitore, auf denen Filme von verschiedenen Events zu sehen waren. Liebevolle Gestaltung nennt man sowas.
So wurden die vier Tage plus Gala-Nacht zum vollen Erfolg für die Strandsegel-Szene. „Wir hatten viel Presse bei uns, dazu schrieb der DSV gleich zweimal auf seiner Facebook-Seite“, berichtet Sven Kraja. Hunderte setzten sich in die Yachten und erkundigten sich nach Möglichkeiten, sich selbst mal in den Highspeed-Kisten zu versuchen.
Eilts, Kraja und dessen Lebensgefährtin Gitta Steinhusen – auch Europameisterin – standen von morgens bis abends Rede und Antwort. Unterstützt wurde das Messeteam von Barbara Starke und Sven Harder, die in SPO (Sankt Peter Ording) eine Strandsegelschule betreiben. So mancher Besucher ging mit dem Satz: „Da komme ich mal vorbei, das muss ich mal versuchen“ vom Stand. Einige Besucher werden im kommenden Jahr die WM, die vom Yachtclub St. Peter Ording (YCSPO) veranstaltet wird, mit einem Kurzurlaub in SPO verbinden.
Das Messeteam präsentierte den Sport Strandsegeln so, wie er ist: Nahbar, authentisch, mit viel Herzblut. Und so begeisterten die Strandsegler das Publikum ein ums andere Mal – vom Schüler bis zum Banker. Nach der Messe war man sich am Stand einig, dass das Wort „geil“ wohl von Besucher-Seite am häufigsten fiel.
So war auch das Fazit vom aktiven Strandsegler der Klasse 3 und Pressewart des YCSPO, Jens Brambusch, mehr als begeistert: „Auf der ‚Boot und Fun‘ konnten wir uns einem sehr breiten Publikum präsentieren – von Klein bis Groß. Wenn man gesehen hat, was bei uns am Stand los war, das war schon beeindruckend. Es haben sich auch einige Kontakte mit Journalisten ergeben, die ihren Besuch bei der WM im kommenden Jahr ankündigten. Wer die WM 2018 vor Ort erleben will, sollte sich beeilen. Es gibt nur noch wenige Ferienwohnungen und Zimmer.“
float wird im kommenden Jahr über die Vorbereitungen zur WM berichten sowie vor Ort in SPO sein.