Früher fürchtete der Mensch sich vor Daumenkuppen im Corned Beef. Morgen kann er sich vor Flip-Flop-Resten in Fischstäbchen gruseln. Denn Mikroplastik infiltriert die Gewässer der Welt. Wie dramatisch die Verseuchung zunimmt, zeigt eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts, die jetzt veröffentlicht wurde.
Die Aussichten für die Ökosysteme sind trübe, und auch die Meeresforscher aus Bremerhaven sorgen mit ihren aktuellen Erkenntnissen für Betrübnis. Eins ist klar: Auch da, wo keine Menschen leben, ist ihr Plastikmüll längst zu Hause.
Die notorischsten Müllstrudel schwimmen im subtropischen Bereich von Atlantik und Pazifik – bis zur Osterinsel. Längst sind aber auch die nördlichen Meere infiziert. Bereits 2016 wurden vor New York 250.000 Teile Mikroplastik pro Quadratkilometer im Atlantik gezählt. Unter der Zahl kann sich der Laie nichts konkret vorstellen. Aber sicher ist, dass diese Zahl heute deutlich höher liegt, wie aktuelle Forschungen ergeben haben.
Die größte Plastikanreicherung verursachen die nordatlantischen Anrainer, aber auch die Fischer, die ihre zerrissenen Plastiknetze ins Meer entsorgen. Durch die weltweiten Meeresströmungen gerät auch eine riesige Menge Plastikmüll aus weit entfernten Gebieten in den hohen Norden.
Gesamte Flora und Fauna ist betroffen
Die Mikroteile gelangen über die Luft, aber auch durch Flüsse und eingeschlossen in Eisschollen in die Nordregionen. Sie lagern sich in allen Schichten des Meeres ab. So ist die gesamte Flora und Fauna unter Wasser betroffen.

Alarmiert sind die Forscher mit Blick auf den Klimawandel. Noch ist nur sehr ungenügend analysiert, wie sich der Plastikanteil in den Gewässern aufs Weltklima auswirkt. Plastik führt im Eis zu mehr Sonnenlichtspeicherung, in der Luft zu mehr Regenwolkenbildung.
Die Arktis-Region erhitzt sich schon durch andere Faktoren dreimal schneller als der Rest der Welt. Darauf setzt der Plastikmüll „auf“. Zu welchen Konsequenzen sich dieser Doppel-Punch hochschaukeln wird, ist noch Spekulation. Aber ein paar unkontaminierte Fischstäbchenpackungen könnte man rechtzeitig bunkern.