Die Interboot steht vor der Laufzeit-Komprimierung. Von neun Tagen wird die Messe im Dreiländereck am Bodensee auf fünf Messetage verkürzt. Auch für die Bootsbranche waren die Pandemie-Pause und der heimische Konsum-Boom ein Auslöser für Veränderungen.
Manche Transformation wurde schon länger erwartet, so wie die Verkürzung der Dreiländer-Wassersportmesse in Friedrichshafen. Jetzt ist es soweit. Also: beinahe jetzt.
Die Interboot findet in Zukunft von Mittwoch bis Sonntag statt. Premiere hat das neue Format vom 25. bis 29. September 2024. In diesem Jahr läuft die Interboot noch wie gehabt an neun Tagen, vom 23. September bis 1. Oktober 2023, zwei Wochenenden inklusive.
Warum erfolgt der mutige Wechsel erst 2024, zum Start der übernächsten Interboot in 16 Monaten? „Ausschlaggebend dafür sind geltende Verträge und Vereinbarungen sowie der Dispositionsvorlauf bei Dienstleistern und Ausstellern“, erklärt Projektleiter Felix Klarmann, seit einem Jahr am Interboot-Steuer. Details dazu nennt die Messegesellschaft nicht. Klar ist, dass die Schwaben damit den Wünschen der Branche folgen.
Dieses Jahr war alles anders
Die relativ lange Laufzeit, die „immer mal wieder unter Beachtung vielschichtiger Aspekte diskutiert wurde“, stand wie jedes Jahr auf dem Fragebogen der Messemacher an ihre Aussteller. In vergangenen Abstimmungen tendierte die Mehrheit noch für neun Tage. Deswegen blieb man bislang bei der gewohnten Dauer.
Doch dieses Mal war alles anders. „Mit einer klaren Mehrheit haben sowohl aktuelle als auch ehemalige Aussteller für eine Reduzierung der Laufzeit gestimmt“, heißt es von der Messeleitung – und zwar „noch nie so eindeutig wie bei der aktuellen Befragung“.
Das Bild differenziert sich, befragt man unterschiedliche Aussteller, die mitunter verschiedene Interessen haben. Das zeigt auch, wie kompliziert es ist, die mitunter sich widersprechenden Bedürfnislagen unter einen Hut zu bringen.

Meik Lessig von Enjoy Yachting aus Hannover nennt die Entscheidung „wirklich gute Nachrichten“, so wie die Mehrheit bei unserer eigenen Befragung. Auch Franz Lindemann, der vor kurzem das Ruder beim Ausrüster Robert Lindemann übernommen hat, ist „total zufrieden mit der Entscheidung“.
Auf der Suche nach der optimalen Laufzeit
Bei Honda Marine unterstützt man die Entscheidung, die Messezeit zu komprimieren. „Zahlreiche Stimmen aus unserer Händlerschaft haben die verkürzte Laufzeit positiv begrüßt“, so Marketing-Koordinatorin Katrin Dötsch zu float. Mitarbeitende für neun Tage und an zwei Wochenenden bereitzustellen, sei „eine anspruchsvolle organisatorische Herausforderung“, die erhebliche Ressourcen erfordere.
Einige von float befragte Aussteller sehen das neue Konzept – fünf Tage Boat Show von Mittwoch bis Sonntag – dagegen kritisch. Der bayerische Sea-Ray-Händler Siegfried Jochum hätte gerne eine zweijährige, aber 9-Tage-Lösung gehabt – also weniger oft, aber mit gleicher Laufzeit wie bisher.

Auch Pro-Nautik-Chef Yves Bosshart aus Romanshorn findet die Laufzeitverkürzung „nur bedingt sinnvoll“. Die Wunschlaufzeit des Schweizer Bootshändlers, der unter anderem Bavaria, Greenline und Sunbeam vertritt, sieht jedoch komplett anders aus.
„Mein persönlicher Wunsch wäre gewesen, beide Wochenende einzupacken und dafür Dienstag und Mittwoch zu pausieren“, so Bosshart, dessen Firma recht messenah am gegenüberliegenden Bodensee-Ufer sitzt.
Kritik am Timing
Franz Lindemann wiederum drückt aufs Tempo: „Wir würden es sehr begrüßen, wenn schon dieses Jahr die Umstellung auf 5 Tage stattfindet.“ Denn, so der Hamburger, „für uns ist die Messe mit hohem Aufwand verbunden, da wir eine sehr lange Anreise haben. Aus unserer Perspektive kann durchaus schon in diesem Jahr mit der Umsetzung der Umstellung begonnen werden.“
Dirk Weißenborn, mit einer Bootspunkt-Niederlassung ebenfalls am Bodensee ansässig, will dagegen nicht bis 2024 warten. Bisher war sein Unternehmen mit mehreren Ständen und im Hafen präsent. Um „ein Signal zu senden“, habe man das diesjährige Engagement auf einen einzigen kleinen Stand reduziert. Ob das die Ausstellungsmacher motiviert?