Claus Aktoprak steht in einem schwedischen Möbelkaufhaus und blättert in einem Buch. Dabei stößt der Musiker und leidenschaftliche Segler ganz zufällig auf eine Reiseroute aus der Wikingerzeit. Und zugleich auf sein nächstes Ostsee-Abenteuer: die Route der Wikinger.
In jenem Buch ist von einem mittelalterlichen „Itinerar“ die Rede, einer uralten Wegbeschreibung für Reisende und Kaufleute durch die Welt der skandinavischen Schären. Die Archipele Schwedens und der Ålands hat Claus Aktoprak selbst schon mit dem Segelboot erkundet, darüber geschrieben und Filme gedreht. Danach standen für ihn zwei Dinge fest: Hier verbrachte er eine wunderbare Zeit und hierhin würde er zurückkehren.
Der zufällige Hinweis auf die Route der Wikinger macht den Schären-Kenner neugierig und er beginnt mit eigenen Nachforschungen. Seine Idee: auf der Grundlage des mittelalterlichen Itinerars will er eine neue Expedition unternehmen und die lange vergessene Route erkunden, dabei das seefahrerische Wissen der Wikingerzeit einzubeziehen – und auch diese Reise mit der Filmkamera begleiten.
Das Manuskript der Mönche
Kopenhagen: Im dänischen Nationalarchiv wird das Originalmanuskript, in dem der alte Seeweg durch die Schären beschrieben wird, wie ein Schatz gehütet. Das von Mönchen handgeschriebene lateinische Dokument ist eine der ältesten und aufregendsten Quellen zur Navigation auf der Ostsee. Es besteht aus einer Auflistung von Orten, die die Wegpunkte einer meist durch die Schären geschützten Seeroute von Dänemark bis Reval, dem heutigen Tallinn, ergeben. Die Route verläuft entlang der Ostseeküste Schwedens über die Ålands und das südliche Finnland. Mit Unterstützung des dänischen Nationalarchivs, der schwedischen Tourismusverbände und lokaler Experten hat Claus Aktoprak die Koordinaten des Itinerars akribisch in moderne Seekarten übertragen.
Während seiner Recherchen fand Aktoprak heraus, dass dieser Weg viel älter ist als die erste Niederschrift besagt. Die Route wird mindestens seit der Wikingerzeit genutzt, wie auch Funde von Schiffswracks belegen. Die Wikinger selbst haben neben vielen Runenritzungen keine Niederschriften verfasst, und alle uns bekannten Sagas wurden erst ab dem 13. Jahrhundert anhand mündlicher Überlieferungen von Mönchen aufgeschrieben. So auch das Itinerar, auf dem seine Planungen beruhen.
Wie die Wikinger
Das Manuskript der Mönche, ein 40 Jahre altes Segelboot namens „La Mer“ und ein Kajak – „Mit Hilfe dieser drei Dinge will ich quer durch die Schären durch Raum und Zeit reisen und die uralte Route wiederbeleben“, sagt Claus Aktoprak. Durch die Fernsehserie „Vikings“ für das Thema sensibilisiert, beschloss er, auch die beeindruckende Seemannschaft der Wikinger in sein Vorhaben mit einzubeziehen.
Im Wikingerschiffsmuseum Roskilde fand er kompetente Unterstützung und detaillierte Informationen über den Schiffbau vor mehr als 1.000 Jahren. Weitere Erkenntnisse über die Navigation der Wikingerzeit lieferte ein persönliches Treffen mit Esben Jessen, dem Kapitän der „Ottar“, einem originalgetreuen Nachbau eines vor Roskilde gehobenen Wikingerschiffes. Angesichts der Fülle des Materials plant Claus Aktoprak für 2019 einen zweiten Teil von „Die Route der Wikinger“, der voraussichtlich auf die Nordsee führt.
Schwierige Passagen
Aktoprak wird seine Reise auf den Spuren der alten Wikingerroute nach Tallinn im April antreten. Die Insel Fehmarn könnte der Startpunkt sein. Vielleicht wird Aktoprak auch – ganz stilecht – in Haithabu an der Schlei aufbrechen, dem frühmittelalterlichen Handelsplatz der Wikinger. Der erste Teil führt mit einem langen Schlag bis nach Südschweden und weiter, stets geschützt durch die Schären, bis nach Arholma. Unterwegs bieten sich einige Abstecher zu interessanten Stätten der Wikingerzeit wie im Mälaren-See an. Nach der Querung hinüber zum Åland-Archipel wird es abenteuerlich. Denn der Weg durch die Ålands wurde nur sehr grob beschrieben und ist zudem teilweise verlandet. Durch die skandinavische Landhebung sind mit der 1,60 Meter tiefgehenden „La Mer“ heute nicht mehr alle Passagen der alten Routen befahrbar.
„Es wird daher notwendig sein, direkt vor Ort neue Wege durch das Gewirr der Zigtausenden, teils nicht kartographierten Inseln und Inselchen zu suchen. Dafür begleiten mich ein Kajak und ein Handecholot auf meine Expedition“, erzählt Aktoprak. Dank der guten Kontakte, die er bereits auf seiner Reise 2014 knüpfen konnte, hat er so detaillierte lokale Informationen erhalten – teils in Form handgemalter Karten –, dass dieses Vorhaben realistisch erscheint.
Hilfsbereite Skandinavier
Überhaupt hat die große Hilfsbereitschaft der Skandinavier den Segelabenteurer begeistert. „Im dänischen Nationalarchiv war man erstaunt, warum gerade ein Deutscher auf die Idee zu so einer Reise kommt“, erzählt er schmunzelnd. Seitdem hat er das Gefühl, dort als Landsmann behandelt zu werden. „Und sogar ein kostenloser privater Liegeplatz für eine vierwöchige Segelpause während meiner 2018 Ostsee-Sommer-Hafen-Konzert-Tournee wurde mir angeboten“, freut sich der segelnde Musiker.
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Den Film soll es in einer Kinoversion und in einem speziellem Sailors Edit geben, der auch auf die seglerischen Belange der Reise eingeht. Gerade ist die Crowdfunding-Campagne erfolgreich ausgelaufen und die Finanzierung seines Reise- und Filmprojekts steht nun.
Wer Claus Aktoprak bei seinem Projekt unterstützen möchte, kann sich zum Beispiel den Film in einer Early-Bird-Variante bestellen. Oder er kann sich den „Sailing Bassman“ höchstpersönlich für ein Konzert oder einen Vortrag ins Wohnzimmer oder an Bord holen. Der Kontakt läuft über seinen Verlag millemari oder direkt über Claus Aktoprak. Auf seinem Blog berichtet er über seine Reise.