Doch lassen sich auch neue Kunden mit einer Virtual Boat Show gewinnen? Augenscheinlich schon. „Sicherlich ziehen wir neue Kunden an, da die Besucherzahlen auf unserer Plattform bei jeder virtuellen Messe, die wir veranstalten, hoch sind“, so der Sales-Mann, „und wir viele neue Namen in unserer Kundendatenbank sehen.“

Gleichzeitig verjünge sich durchs Digitale das Publikum: „Wir erreichen auch eher eine jüngere Bevölkerung, was großartig ist, da wir immer mehr jüngere Bootsfahrer sehen. Diese Generation ist es gewohnt, sich Dinge über ihr Smartphone anzuschauen … all das ist also wirklich positiv.“
Kann eine Virtual Boat Show ein vollwertiger Ersatz für Bootsmessen vor Ort sein? „Diese Frage ist im Moment schwer zu beantworten“, sagt Eric Mattiszik. „Wir glauben nicht, dass die virtuelle Realität die physischen Produkte vollständig ersetzen kann. Aber wir gehen definitiv davon aus, dass sich die Messewelt verändert.“
Virtuelle Show als Rückversicherung
Eine Messe werde in Zukunft eine Mischung aus virtuellen und physischen Elementen sein. Mit dieser Ansicht steht er nicht allein da. Der deutsche Messeverband Auma hat in einem Workshop solche Konzepte schon 2021 skizziert. Fazit: Digital ja, aber vor allem als Ergänzung zur Vor-Ort-Messe.
Auch der Frankfurter Thorsten Kalscheuer, dessen Start-up erstmals 2020 eine markenübergreifende virtuelle Boat Show veranstaltete, sieht die Zukunft in der Verknüpfung „einer virtuellen Live-Boatshow und physischen Firmenveranstaltungen und Messen“. Für die Ausgestaltung der Stände war bei der Premiere allerdings jede Werft selbst verantwortlich. Die Show-Software bietet den Rahmen, in dem die Anbieter ihre Messegäste empfangen können. 2022 soll es weitergehen, so Kalscheuer gegenüber float.
Wie war das Feedback der Branche, wo man normalerweise im Direktkontakt mit Bootsinteressenten zur Bestform aufläuft? „Auch unsere Händler haben unsere Investition in eine virtuelle Bootsausstellung sehr begrüßt. Die überwiegende Mehrheit war sehr erfreut, an dem Projekt mitzuwirken“, sagt Mattiszik.

Für Brunswick Venture war die erste Virtual Boat Show 2021 auch eine Rückversicherung. „Covid bleibt jederzeit ein Risiko für jede große Indoor-Veranstaltung“, erinnert sich Mattiszik, „so dass wir mit Quicksilver, Bayliner und Uttern mit einer digitalen Lösung bereit sein wollten, für den Fall, dass Veranstaltungen abgesagt werden.“
Und so kam es, mehr oder weniger überraschend, auch dieses Jahr wieder. Auch wenn fürs Boating virtuelle Realität nicht perfekt ist, funktioniert es – nicht nur für Leute, die ein Boot kaufen wollen: „Durch die erneute Absage der boot Düsseldorf sind jetzt alle Quicksilver- und Bayliner-Händler sehr froh, mit der Online-Lösung einen qualitativen Plan B für ihre Kunden zu haben.“