Ende April geht es los: Die Heringsschwärme ziehen von der Ostsee zum laichen in die Schlei. Das zieht Angler von überall her an. Sie stehen in ihren Tarnanzügen dicht gedrängt an der Pier in Kappeln. Mit den Heringstagen beginnt jedes Jahr die Tourismus-Saison. Die Leute kommen zum baden, wandern, shoppen, machen Fährausflüge. Sie kommen mit Bussen, Autos, Wohnmobilen, Fahrrädern, Segelbooten, Motorbooten und Angelkuttern. Manche kommen noch immer, weil sie den Ort als „Deekelsen“ aus der bereits 2006 eingestellten ZDF-Serie „Der Landarzt“ kennen. Laut Touristikverein liegt die Zahl der Übernachtungen bei rund 250.000 im Jahr. Darin sind die Gastlieger der zahlreichen Häfen nicht eingerechnet. Es dürften also mit privaten Gästen, Wassersportlern, Wohnmobilen und allen anderen deutlich über 300.000 sein. In einer Stadt, die gerade mal 8.700 Einwohner zählt.


Sobald die Sonne am Ostseefjord wieder tief steht und die Tage kurz werden, sind die Touristen weg und die Kappelner wieder unter sich. Das bunte Treiben, das Gewusel am Hafen weicht und Deekelsen schnauft durch. Am Hafen haben die meisten Restaurants geschlossen. Sogar die Bäcker machen Ferien. Auf dem Wasser drängen sich nicht mehr wie in der Saison zig Boote, die auf die Öffnung der Brücke warten. Statt dessen ziehen die Fischer über die Schlei und ab und zu ein kälteresistenter Wassersportler. In den Werften kehrt Ruhe ein und die Liegeplätze der zahlreichen Marinas sind verwaist. Wer im Juli und November auf die Webcam schaut, sieht zwei verschiedene Orte.
Sven Jürgensen, Fotograf aus der Stadt, hat die einzigartige Stimmung im November in einer stimmungsvollen Fotoserie festgehalten.