Das Clipper Round the World Race 2019/2020 befindet sich im Moment in der wohl extremsten Etappe, dem Southern Ocean. Dieses Meer hat kaum ein Freizeitsegler je zuvor von nahem gesehen, bevor er oder sie sich beim Clipper Race bewarb: Es verläuft rund um die Antarktis und ist die Meeresregion mit den höchsten Wellen und den meisten Stürmen, auch im Südsommer. Die Kölnerin Ina Baum ist seit vielen Seemeilen dabei. Über ihre Erfahrungen, Havarien und Rippenbrüche berichtet sie float im Interview. Was ist das für den Rennen, an dem fast 700 Seglerinnen und Segler teilnehmen?
Die Weltregatta für Amateure
Unter den großen Hochseeregatten der Welt nimmt das Clipper Round The World Race eine besondere Position ein. Am Rennen nehmen in diesem Jahr 688 Segler aus 43 Nationen teil, darunter 13 Deutsche.
Die Crews bestehen aus Amateuren, die sich vier intensiven Trainings unterziehen. Es gibt keine Yachteigner, die ihre Egos mit dem Betrieb teurer Boote pflegen – die elf baugleichen 70-Fuß-Schiffe (ein zwölftes strandete vor zwei Jahren) gehören sämtlich dem britischen Veranstalter Clipper Ventures PLC.

Kompromisslose Hochseeyachten
Vergleichbares kennt man von kleineren Regattaformaten, bei denen gleiche Boote unter Crews ausgelost und manchmal noch zwischen den Wettfahrten getauscht werden, um Chancengleichheit zu gewährleisten.
Die Schiffe selbst sind kompromisslose Hochseerennyachten, konstruiert von Tony Castro (u.a. „Gunfleet“). Die Rümpfe sind 70 Fuß lang. Die Masten sind 29 Meter hoch und tragen 292 Quadratmeter Segelfläche, der größte Spinnaker hat 330 Quadratmeter.
Es gibt zwei Toiletten an Bord, eine Küche („galley“), aber keinen Esstisch. Die Hälfte der Kojen dient als Stauraum, die anderen sind doppelt belegt („hot bunking“).

Die dritte Generation fürs Clipper Race
Das Rennen findet alle zwei Jahre statt und führt in acht Etappen um den Globus. Inzwischen ist man – nach 60- und 68-Fuß-Schiffen – mit der dritten Generation von Clipper-Racern unterwegs. Die Clipper 70 sind jetzt bereits auf ihrer vierten Reise um die Welt, jedes Boot wurde vor diesem Rennen für fast 100.000 Pfund generalüberholt. Die Segel kommen für jedes Rennen neu an Bord.
Die Idee zum Clipper Race kam Englands Segellegende Sir Robin Knox-Johnston, der vor 50 Jahren als Erster einhand nonstop um die Welt segelte – beim Bergsteigen! „Ich hörte davon, dass die Leute bis zu 80.000 Dollar ausgeben, um auf den Mount Everest zu klettern“, erzählt er, „und fragte mich, ob ich nicht ein vergleichbares Abenteuer auf See anbieten könnte.“

Bisher drei Todesfälle auf See
Beim Clipper Race kam es bisher zu drei tödlichen Unfällen, in zwei Fällen wurden die Toten auf See beigesetzt. Zwei Schiffe gingen durch Strandung verloren. Die Sicherheitsstandards beim Rennen gelten als sehr hoch, das gesamte Training und alle geübten Manöver stehen unter dem Gesichtspunkt „safety first“.