Kolumbus, da Gama oder Magellan. Die großen Entdecker dieser Erde versprühen auch Jahrhunderte nach ihren Abenteuern Magie. Und so ist es ein Traum vieler Segler, zumindest einmal im Leben den Atlantik zu überqueren – natürlich unter Segeln, im Idealfall auf dem eigenen Kiel.
Jedes Jahr brechen hunderte Yachten auf, um auf der Barfußroute den großen Teich zu queren. So wie wir. Nur, dass wir eigentlich nie von einer Atlantikpassage geträumt hatten. Es hat sich irgendwie ergeben.
Wir, das sind Arzum, meine türkische Freundin, Çingene, unsere 14-jährige Bordhündin, anfangs noch Kater Oğluş, dem auf tragische Weise ein Hafenaufenthalt in Spanien zum Verhängnis wurde, und ich, der Autor dieses Artikels. Ich lebe seit Spätsommer 2018 auf der Dilly-Dally, unserer betagten Moody 425. In der Türkei haben wir herrliche Jahre verbracht.
Aber zusammen mit Freunden reifte während Corona die Idee, eines Tages die Türkei zu verlassen. Immer gen Westen, immer der untergehenden Sonne hinterher. In die Karibik. Dass dazu dummerweise der Atlantik überquert werden muss, ist mehr ein notwendiges Übel als ein Kindheitstraum.

Und so brachen wir im Juni 2022 im Osten des Mittelmeeres auf. Der grob gesteckte Plan: Um Weihnachten herum würden wir von den Kapverden aus die Passage wagen. Zuvor wollten wir mehrere Wochen in Marokko verbringen und auch das Inselarchipel westlich vom Senegal erkunden. Es kam alles ganz anders.
Mittlerweile sind wir in der Karibik angekommen. In mehreren Videos und Artikeln haben wir über unsere Reise berichtet – und viele Fragen bekommen. Die versuchen wir nun zu beantworten. Mal sind sie genereller Natur, mal sehr speziell. Unsere Antworten sind weder der Weisheit letzter Schluss. Noch würden wir behaupten, alles richtig gemacht zu haben. Aber wir können sagen, wie und warum wir es so gemacht haben.
Welches Boot eignet sich?
Flapsig könnte man sagen, anscheinend jedes, das schwimmt. Immerhin haben Abenteurer den Atlantik schon im Ruderboot oder sogar in einem Fass überquert. Wir haben Segler getroffen, die sich für wenige tausend Euro ein Segelboot unter 30 Fuß, Typ Seelenverkäufer, gekauft haben und es irgendwie damit über den großen Teich geschafft haben.
Ich selbst hätte mich mit Händen und Füßen geweigert, auch nur den Hafen damit zu verlassen. Aber wir haben auch mehrere Boote gesehen, die sich gerade noch mit gebrochenem Mast über den Ozean gerettet haben. Andere haben es nicht geschafft, wie das Geisterschiff, das unsere Freunde von der Amelija mitten auf dem Atlantik ausgemacht haben.

Wichtig bei der Bootswahl ist, ganz subjektiv, dass man sich auf dem Boot, das einen über den Atlantik bringen soll, sicher fühlt. Das Bauchgefühl, das ist unserer Erfahrung, ist oft der beste Indikator. Beim leisesten Anflug von Zweifeln – in das Boot, die Crew, das stehende Gut, die Segel, das Sicherheitsequipment oder die Maschine – sollte man das Abenteuer nicht eingehen. Sonst wird die Reise zur Tortur. Eine Atlantiküberquerung ist psychisch und physisch anstrengend genug, da ist einfach kein Platz für Zweifel, die das Hirn zusätzlich malträtieren.
Solider Vorlauf
Bevor wir uns auf die große Reise begeben haben, habe ich bereits knapp vier Jahre auf dem Boot gelebt, die Stärken und Schwächen kennengelernt und viele Investitionen und Neuerungen vorgenommen. Von den Segeln über das stehende Gut bis hin zur neuen Ankerkette. Coppercoat auf dem Rumpf, neue Bimini und Sprayhood über dem Kopf, an Deck neue Schoten und Tampen. Ein Watermaker, neue Lithium-Batterien und jede Menge Solar. Und doch war es nicht genug.

Erst auf dem Weg durch das Mittelmeer haben wir das gemerkt. Mal eben ein, zwei, drei Wochen Urlaub auf einem Boot zu verbringen ist das eine. Darauf zu leben schon etwas anderes. Und damit auf Langfahrt zu gehen noch mal eine ganz andere Nummer. Wer die meiste Zeit küstennah segelt, so wie wir, vielleicht mal hier, mal da zum Spaß eine Nachtfahrt einlegt, der hat ganz andere Ansprüche als die, die bei einer Transatlantikpassage abverlangt werden. Besonders, was den Energiehaushalt anbelangt. Aber dazu später mehr.
Wir haben viele Segler getroffen, die sich für das große Abenteuer ein Boot gekauft haben und damit gleich loslegen wollten. Der Makler hatte ja versprochen, das Boot sei für die große Fahrt gerüstet. Einige stecken immer noch gefrustet im Mittelmeer fest. Für uns war das Mittelmeer Lehrmeister, Mahner und Planer zugleich, ein Zeit- und Kostenfresser, ein nervenaufreibender Ritt.
3 Kommentare
Hallo ihr beiden
Habe gerade angefangen, eure Berichte zu lesen. Und schon eine Frage. Unser Sohn ist dabei, mit zwei Freunden per Segelboot auf Weltreise zu gehen. Nun können sie scheinbar ihr Boot nicht versichern. Habt ihr einen Ratschlag.
Liebe Grüsse bea
Liebe Bea, das kommt immer auf den Einzelfall an. Am besten, ihr sprecht die Versicherungsvermittler eures Vertrauens an. Red.
Sehr schöner und motivierender Bericht! Danke dafür. Möchte am liebsten auch gleich lossegeln ⛵️