Wie bereitet man sich auf die große Fahrt vor? Man kann wahrscheinlich noch so viel planen, am Ende kommt es doch ganz anders. Wir haben Segler kennengelernt, die bereiten sich seit Jahren auf den Tag X vor. Doch mit jedem Jahr wird die Wahrscheinlichkeit, wirklich die Leinen loszuwerfen, immer geringer. Andere kaufen ein Boot und stechen gleich in See. Voller Tatendrang, voller Ungeduld.
Der Mittelweg scheint wie so oft der richtige zu sein: Einfach losfahren, aber mit einem großen Zeitpuffer. Nicht von einem vorab erstellten Zeitplan getrieben, sondern sich mit viel Zeit als Reserve treiben lassen. Nachdem wir im letzten Teil gestartet sind, geht es diesmal um die Sicherheit an Bord, die Diskussion Autopilot versus Windfahne, den Wassermacher, die medizinische Versorgung und die Kommunikation auf hoher See.
Sicherheit geht vor
An manchen Tagen, da waren wir mit unserer Dilly-Dally noch im Mittelmeer, kam es uns so vor, als würden wir an Deck stehen und 50-Euro-Scheine bündelweise in den Wind werfen. Immer neue Reparaturen und Investitionen rissen ein riesiges Loch in die Bordkasse. Wir wussten, wir müssen das Loch stopfen, sonst würden alle unsere Träume auf Grund gehen, noch ehe wir den Atlantik erreicht haben. Also mehr arbeiten oder weniger ausgeben. Wir versuchten einen Mittelweg zu finden. Aber an einem, da waren wir uns einig, wollen und werden wir nicht sparen: der Sicherheit!

Das Paradoxe daran ist, man investiert viel Geld in Dinge, die man im Idealfall nicht brauchen wird. Tritt aber der Ernstfall ein, ist man froh um jeden ausgegebenen Euro.
Im spanischen Almerimar, so hatten wir es von Anfang an geplant, wollten wir unser Sicherheitsequipment noch einmal aufrüsten. Wir kauften eine neue Offshore-Rettungsinsel, nutzten die alte, um an ihr den Notfall im Hafenbecken zu trainieren. Ein modernes Epirb sollte das alte ersetzen, dazu eine Rettungsbake, Treibanker, natürlich Leuchtmittel und genügend Ersatzpatronen für die zwei Jahre alten Rettungswesten.
Doppelt gesichert hält besser
Das Boot hatten wir bereits vor drei Jahren mit AIS und einem neuen Funkgerät ausgestattet, dazu zwei Mann-Über-Bord-AIS gekauft, kleine Sender, die im Ernstfall die Position senden. Sie kommen hauptsächlich nachts und bei schwerem Wetter zum Einsatz.
Zudem haben wir noch ein weiteres System installiert. Sowohl unser Bordhund als auch jedes Crewmitglied trägt bei rauen Bedingungen einen kleinen Sender, der einen Alarm auslöst, sobald er sich mehr als zehn Meter von der Empfangsstation entfernt, die sich mittschiffs befindet. Zeitgleich wird auf dem Kartenplotter die Position vermerkt, wo der Alarm ausgelöst wurde.

Auf den langen Passagen befestigen wir an Deck sogenannte Lifelines, in die wiederum die Lifebelts eingehakt werden können, um gefahrlos an Deck zu arbeiten. Beispielsweise beim Setzen des Parasailors. Für den Kontakt zur Außenwelt sorgt eine Satellitenverbindung.
Lektion 6
Mit Sicherheit sollte man nicht an Sicherheit sparen. Ein Zuviel an Sicherheit gibt es nicht! Auch wenn man das Sicherheitsequipment im Idealfall nicht brauchen wird, gibt es gerade auf langen Passagen ein beruhigendes Gefühl.
Autopilot versus Windfahne
Eines der Worst-Case-Szenarien bei einer Atlantikpassage ist das Versagen des Autopiloten. Besonders bei kleiner Crew. Wir hatten unsere Lektion bereits auf dem Mittelmeer gelernt. Mehrmals verweigerte der wichtigste Mann an Bord seinen Dienst, spuckte stattdessen eine Fehlermeldung nach der anderen aus. Mehrmals dachten wir, wir hätten ihn repariert, auch mit professioneller Hilfe, doch so richtig in Schwung wollte er nicht mehr kommen. Immer wieder fiel er aus, mal nur für wenige Minuten, mal für mehrere Stunden.
Auf der Passage von Ibiza ans spanische Festland trat er in den Dauerstreik. Für uns bedeutete das, die restlichen 100 Seemeilen von Hand zu steuern. Und erst da realisierten wir, wie wichtig ein intakter Autopilot ist. Die Nachtschicht wurde zur Tortur. Weder war es möglich, mal eben auf Toilette zu gehen oder sich einen Kaffee zu machen, ohne den anderen zu wecken.

Ein solches Szenario auf dem Atlantik braucht man definitiv nicht. Zwar ließen wir den Autopiloten in Cartagena fachmännisch überholen und auf dem Weg nach Almerimar schien er auch reibungslos zu arbeiten. Allein das Vertrauen in ihn war nachhaltig gestört. Also entschieden wir uns, einen neuen Autopiloten zu installieren. Und das war eine gute Entscheidung.
Überlegener Autopilot
Nicht nur fanden wir wieder Vertrauen, auch stellte sich heraus, dass die neue Generation an Autopiloten wie der Evolution von Raymarine eine Bereicherung an Bord sind. Durch einen neuartigen Sensor und künstliche Intelligenz lernt der Autopilot, die Wellen zu lesen. Und weiß daher, wie er sie zu nehmen hat. Kein Übersteuern mehr, keine ruckartigen Bewegungen am Rad.