Frei nach Neil Armstrong: ein kleiner Schritt für einen Schleusenwärter, ein großer für das wachsende Binnenwasserstraßennetz zwischen Berlin und der Ostseeküste. Die Schleuse Kannenburg ist seit kurzem für den Probebetrieb freigegeben wurden.
Kannenburg, hä?, werden sich viele jetzt fragen. Tatsächlich teilt das Wasserbauwerk das Schicksal vieler Verkehrsbauten: Ungeachtet der Prominenz seiner Funktion kennt kaum einer die Lage. Vom Kamener Kreuz vielleicht einmal abgesehen – aber das kennt man auch nur, weil man da schon mal im Stau stand …
Zurück zu Kannenburg: Die Schleuse gilt als Nadelöhr zwischen dem nordbrandenburgischen Städtchen Templin und dem Rest der maritimen Welt, das erklärt ihre Bedeutung. Sie stellt die Verbindung zwischen den Templiner Seen und der Havel dar – und damit dem Rest der Welt, da über die Havel auch Spree, Oder und Elbe angeschlossen sind.
Ein Schritt zum attraktivsten Revier
2017 wurden an dem Wasserbau Verfallsschäden festgestellt, die seine sofortige Stilllegung notwendig machten. Nach sechs Jahren Neubauarbeiten ist die 42 Meter lange, 7 Meter breite und fast 5 Meter tiefe Schleusenkammer nun wieder schiffbar. Ein Ergebnis der „Wassertourismus Initiative Nordbrandenburg“ (WIN), die sich zum Ziel gesetzt hat, die Binnengewässer zwischen Berlin und Müritz Stück für Stück für Wassertourismus zugänglich zu machen und damit ihre Attraktivität für Bootstourismus zu fördern.
15 Millionen Euro kostet der Ersatzneubau, wie es korrekt auf Behördendeutsch heißt. Das hat der Bund bezahlt. Die WIN-Initiative arbeitet seit 2004 an der Vernetzung bereits bestehender, aber nicht durchgehend verbundener wassertouristischer Reviere.
Sie konnte unter anderem erreichen, dass der denkmalgeschützte Finowkanal inklusive seiner Schleusen renoviert wird. So steht Deutschlands älteste künstliche Wasserstraße in Kürze wieder für die Verbindung zur Oder – und damit zur Ostsee – offen. „Wir wollen das attraktivste Revier entwickeln, gemeinsam mit Mecklenburg-Vorpommern“, sagte die WIN-Projektleiterin Julia Pollok dazu gegenüber float. Wir sind gespannt, was WIN als nächstes in die Hände nimmt.