Wer nachts auf hoher See weitab von jeder Zivilisation seltsame Lichter wahrnimmt, muss nicht unbedingt den Klabautermann gesichtet haben. Im Zweifelsfall handelt es sich um eine chinesische Fischereiflotte. In einem aktuellen Video der Umweltorganisation Sea Shepherd ist eine solche Begegnung eindrucksvoll dokumentiert. Eine scheinbar unendlich große Flotte erhellt das Meer auf der Jagd nach Tintenfischen. Nahe der Galapagos-Inseln geht es besonders rüde zu.
Es sind nicht ein paar Dutzend, sondern Hunderte Schiffe. Seit Jahren nehmen die beunruhigenden Meldungen von Naturschützern rund um den Globus zu, dass chinesische Fangflotten förmlich durch die Meere rechen. Ein Schwerpunkt, so berichten internationale Medien übereinstimmend, ist der östliche Pazifik. Im Fokus stehen die Galapagos-Inseln.
Dabei arbeiten die Fischer mit illegalen Methoden, die an Piraterie erinnern. Das alles dokumentierte Sea Shepherd: Die chinesischen Schiffe nutzen falsche AIS-Nummern, tarnen sich als Frachter oder Tanker. Sie senden falsche Positionsangaben oder wechseln untereinander die Kennung.
Fischer schreibt „Ich will nach Hause“
Nach Angaben der NGO handelt es sich um Unternehmen, die für ihre Verfehlungen bereits berüchtigt sind. Auch mit ihren Mitarbeitern würden die Fisch-Wilderer nicht gut umgehen. Seeleute werden oft unter Zwang an Bord gehalten.
Ein indonesischer Fischer an Bord des Fangschiffs „Chang Tai 802“ sagte gegenüber Sea Shepherd: „Ich sitze hier fest“ und „Ich will nach Hause“. Fast anderthalb Jahre, nachdem die Weltgesundheitsorganisation Covid-19 zu einer globalen Pandemie erklärt hat, fragte dieser Fischer einen der NGO-Aktivisten, ob das Virus schon die USA erreicht habe. So lange ist dieser Mann nach Angaben von Sea Shepherd schon auf See.

Es ist nicht möglich, die wahre Identität der Raubfischer-Schiffe zu bestätigen, ohne vor Ort zu sein. Deshalb legte am 13. Juli das 53 Meter lange Hochseeschiff „Ocean Warrior“ von Sea Shepherd vom peruanischen Hafen Callao ab. Ihr Ziel: die chinesische Tintenfisch-Fangflotte aufzuspüren und zu überführen. Sie fanden die Geisterflotte mitten im Ozean und leisteten Detektivarbeit. Vom 29 erfassten Fangschiffen waren 24 „alte Bekannte“, so heißt es, mit einem Vorstrafenregister.
Konzentration auf den Humboldt-Kalmar
Seit Jahren konzentrieren sich illegale Aktivitäten der Fisch-Piraten rund um Galapagos. Diese Inselgruppe rund 550 Seemeilen vor der Küste Südamerikas gilt als eines der wenigen noch unberührten Gebiete der Erde.
Es hat eine einzigartige Flora und Fauna. Deshalb gehören die Galapagos-Inseln zum Weltnaturerbe der Unesco, größtenteils stehen sie unter strengem Naturschutz. Die umliegenden Gewässer sind darin eigentlich eingeschlossen.