1987 ging der Cup zurück
US-Skipper Dennis Conner hatte zuvor getönt, wer den Cup verliere, müssen seinen Kopf an dessen Stelle platzieren, aber er tat dies natürlich nicht, sondern holte ihn 1987 in die Staaten zurück – aber nicht zum New York Yacht Club, sondern nach San Diego. Michael Fay startete daraufhin seine Attacke mit dem Riesenschiff, die Conner mit dem oben erwähnten Kat noch einmal abwehren konnte.

Ab 1992 brach eine neue Ära an. Die Zwölfer galten als überholte Formel, in der die Konstrukteure die Schiffe nur noch mit Tricks schneller machen konnten, eine neue Formel musste her, die International America’s Cup Class (IACC). Es waren schlanke Schiffe, die bei 26 Meter Länge nur 4,5 Meter breit waren. Von 24 Tonnen Gesamtgewicht entfielen 19 Tonnen auf den Kielballast.
Auch der Cup-Modus wurde verändert, der America’s Cup sollte für das Publikum über längere Zeit spannend und damit für die Sponsoren lohnend sein. Was den Cup seit jeher so spannend macht, ist die Tatsache, dass er ein Match Race, ein Zweikampf ist. Es gibt einen Sieger und mindestens einen, manchmal auch mehrere Verlierer. There is no second, Ma’am.

Archaisches Duell unter Segeln
Es ist die archaische Geschichte von David gegen Goliath, Ali gegen Forman, ein dramatischer Zweikampf. Auch wenn sich mehrere um den Job des Duellanten bewerben – am Ende bleibt es ein Duell. Unter den potenziellen Herausforderern ist der erste, der eine Herausforderung einreicht, der so genannte challenger of record.
Der Verteidiger braucht keine weiteren Herausforderungen zu akzeptieren. Der Challenger of Record kann mit dem Verteidiger Regeln aushandeln, andernfalls gilt – wir kennen das bereits – die Stiftungsurkunde.
Der Cup ging 1995 nach Neuseeland, dann wieder in die USA, dann wieder nach Neuseeland. Für die Neuseeländer war ihr Skipper Russell Coutts ein Nationalheld, und später ein Vaterlandsverräter, als er beim „Alinghi“-Team des Schweizer Pharma-Milliardärs Ernesto Bertarelli anheuert.

Dort war auch der dreifache deutsche Olympia-Sieger Jochen Schümann als Segler und als Manager eingestiegen, der mit Bertarelli und Coutts 2003 und 2007 den Cup gewann.
2010 krempelte Herausforderer Larry Ellison zusammen mit Russell Coutts, der jetzt den Schweizern den Rücken gekehrt hatte, die AC-Welt komplett um. Mit einer Klage hebelte Ellison die gesamte Konkurrenz aus.
Er gewann mit dem Monster-Trimaran „BMW-Oracle“, dessen Wing-Mast 67-Meter hoch war, in nur zwei Rennen den Cup gegen den Katamaran „Alinghi“. Danach führten Coutts und Ellison eine „Weltcup“-Serie mit 45-Fuß-Katamaren ein, um die Herausforderung und den eigentlichen Cup wurde in 72-Fuß-Katamaranen gesegelt.

Knapper Sieg für das US-Team
Die Rennen um den 34. America’s Cup waren das Dramatischste, was das Publikum je sah: In einer Serie von 17 Wettfahrten lagen die Neuseeländer mit Dean Barker als Skipper bereits 8:1 vorn, es fehlte ihnen nur noch ein Sieg zum Cup. Auch bei der nächsten Wettfahrt gingen sie als erste durchs Ziel, die allerdings wegen des knappen Zeitlimits nicht gewertet wurde.
Doch die Amerikaner gaben sich nicht geschlagen. „Was, wenn wir ab jetzt jedes Rennen gewinnen?“ fragte „Oracle“-Skipper Jimmy Spithill laut. Und sein Team hatte die Lektionen aus den vorangegangenen Niederlagen über Nacht gelernt. Es verteidigte den Cup. Nie sah ein Verlierer so bemitleidenswert aus wie ETNZ-Skipper Dean Barker.

Den nächsten Cup, diesmal auf AC-50-Katamaranen vor Hamilton (Bermuda) gewannen die Neuseeländer, die damit vorerst die Katamaran-Ära beendeten.
Deutsche blieben dem Cup fern
Ernsthafte Initiativen aus Deutschland hat es übrigens bisher nicht gegeben. Der Internet-Milliardär Ralph Dommermuth brachte 2005 erstmals eine deutsche IACC-Yacht an den Start. Die Gattin des damaligen Bundespräsidenten Eva Luise Köhler taufte sie 2006 auf „Germany One“.
Doch nach entmutigenden Platzierungen zogen sich die Sponsoren bald zurück. Zu einem echten Angriff auf den Cup ist es nie gekommen – möglich, dass es hierzulande einfach an schwerreichen Egomanen mit Segel-Passion mangelt?

Für eine erfolgreiche Cup-Teilnahme benötigt der Herausforderer – trotz aller Versuche, die Kosten einzudämmen – auch heute mindestens 100 Millionen Euro. Larry Ellison hat vor zehn Jahren angeblich 300 Millionen US-Dollar versenkt.
Noch geht es harmonisch zu
Aktuell geht es für einen America’s Cup bisher geradezu harmonisch zwischen Verteidiger und Challenger of Record zu. Man einigte sich auf den Bootstyp. Dann die Wettfahrtregeln. Zuletzt auf die Windgeschwindigkeiten, bei denen gekämpft werden darf. Wegen des Corona-Virus wurden die ersten zwei Regatten der Weltserie vor Cagliari (Sizilien) und Portsmouth (GB) abgesagt, unter Einschaltung des Schiedsgerichts.

So bleibt nur noch das „Weihnachtsrennen“ der Weltcup-Serie, bei dem Verteidiger und Herausforderer ihre Kräfte messen können. Diese Weltcup-Serie hat mit dem eigentlichen America’s Cup aber nichts zu tun, sie ist nur gut fürs Publikum und die Sponsoren. Erst im Februar 2021 wird es auf dem Hauraki-Golf vor Auckland ernst.
Dann geht es in der eigentlichen Herausforderer-Serie, dem Prada-Cup (früher: Louis-Vuitton-Cup), darum, wer in den entscheidenden Match Races ab dem 6. März 2021 gegen Neuseeland segelt. Wer als erster sieben Punkte hat, hat die „Kanne“. Sollten es die Briten sein, könnte der 100-Guineas-Cup der Queen Victoria nach 170 Jahren endlich die Heimreise antreten.
