Die Freiheit hatte sich Wolfgang Bee sicherlich anders vorgestellt, als er seine Yacht „Saoirse“ taufte, was gälisch ist und eben Freiheit bedeutet. Schon seit Tagen liegt die Hanse 455 fest vertäut an einem Steg auf der Karibikinsel St. Martin – und wird diesen Platz auch vorläufig nicht mehr verlassen. Bees Freiheit liegt gewissermaßen in Fesseln. Der Lockdown für den Langfahrtsegler hat einen Grund: die Coronakrise.
Vor knapp zwei Jahren hat der Hamburger sich seinen großen Traum erfüllt. Zusammen mit seiner irischen Frau und seinen beiden kleinen Kindern – die Tochter wird im nächsten Jahr schulpflichtig, der Sohn feiert in knapp vier Wochen seinen zweiten Geburtstag – segelt Bee seitdem über die Weltmeere. Dann kam Corona. Und der Ausnahmezustand.

Wie Hunderte andere Segler auch sitzt die junge Familie in der Karibik fest, die Lage verschlimmert sich von Tag zu Tag. Eine nach der anderen Insel hat ihre Grenzen geschlossen. Yachten dürfen bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr einchecken. Das heißt: kein Proviant, kein Wasser, kein Diesel.
Der Weg nach Europa ist versperrt
Der übliche Weg zurück nach Europa ist versperrt, auch die Ausreise per Flugzeug ist kaum noch möglich. Crewmitglieder, die bei der langen Passage über den Atlantik helfen sollten, können nicht einreisen. Und schlimmer noch: Ende Mai beginnt hier die Hurrikan-Saison. Sichere Häfen gibt es dann nicht mehr.

Die Segler fühlten sich in der Coronakrise alleine gelassen. Sie organisierten sich in WhatsApp-Gruppen, starteten eine Online-Petition an das Auswärtige Amt, baten um Hilfe. Das war am Mittwoch dieser Woche. Zwei Tage später hat die Petition bereits über 500 Unterschriften.
Der deutsche Honorarkonsul für Antigua und Barbuda, Torsten Stenzel, ließ sich in die WhatsApp-Gruppe der deutschen Segler aufnehmen. Er hört sich ihre Sorgen an, vermittelt, berät und gibt Infos. Vor allem aber beruhigt er die Segler. Er gibt ihnen das Gefühl, nicht alleine zu sein.
Der deutsche Konsul verspricht Unterstützung
Gegenüber float verspricht er: „Wir legen uns alle mächtig ins Zeug und ich glaube, dass Deutschland somit am aktivsten ist! Ich denke Antigua liegt auch strategisch gut, um von hier aus loszulegen. Ich werde versuchen, jede Unterstützung zu bekommen.“ Mittlerweile hat Thomas Stenzel 15 weitere Amtskollegen aus der Ostkaribik in die Gruppe geholt.

Wolfgang Bee sieht die Lage in der Karibik trotzdem kritisch, täglich verschärft sich die Corona-Lage, steigen die Fallzahlen rapide an. „Der Lockdown in Antigua und nächtliche Ausgangssperre in St. Martin sind aktuell die großen Kracher“, sagt er. „Welche Auswirkungen der Lockdown auf die Yachten haben wird, ist noch vollkommen ungeklärt.“
Noch sei Antigua quasi ein Schlaraffenland. „Aber ich denke, die Leute werden zum Wochenende mit harten Realitäten konfrontiert.“ Deshalb lässt Bee nichts unversucht. Er war es, der die Bundespolizei über die Lage der deutschen Segler informiert hat. Und er hat der Behörde eine Liste mit betroffenen Yachten zugänglich machte, um Kontakt aufzunehmen.

Die Reaktion kam schnell. „Wir sind Mitarbeiter des Piraterie-Präventionszentum (PPZ) der Bundespolizei und sind der zentrale Ansprechpartner für die deutsche Sportschifffahrt auf ihren Reisen rund um die Welt“, antwortete die Behörde mit Sitz in Neustadt umgehend an alle Yachten und bot „als erste Unterstützung“ Hilfe an.
Wie die Bundespolizei nun noch mal präzisierte, handelt es sich dabei um: die Übermittlung von telefonischen Erreichbarkeiten von deutschen Botschaften. Die Übermittlung von telefonischen Erreichbarkeiten von Trans Ocean Stützpunkten sowie um die Weiterleitung der persönlichen Daten an das Bundespolizeipräsidium in Potsdam mit der Bitte um Weiterleitung an das Auswärtige Amt.