Die Skandinavier haben es erfunden, und der Rest der Welt hat sich verliebt: in das nordische Folkeboot. Der robuste und vielseitige kleine Klassiker wird seit 1942 in beinahe unveränderter Form auf Kiel gelegt und hat Verehrer rund um den Globus. Über 4.000 Folkeboote sollen bislang gebaut worden sein.
Auch den Deutschen hat es das „Volksboot“ aus der nördlichen Hemisphäre sehr angetan. Ein Folkeboot ist leicht beherrschbar und dadurch für verschiedene Altersgruppen geeignet. Das macht diesen Bootstyp so beliebt. Es wird geschätzt, dass aktuell etwa 800 Folkeboote unter deutscher Flagge segeln.

Schnell einsetzende Schräglage
Bei mehr Wind wundern sich Neulinge an Bord über die schnell einsetzende Schräglage des Bootes, merken aber rasch, dass es sich sicher und vor allem auch trocken segeln lässt. Als klassischer Langkieler verhält sich das nordische Folkeboot sehr lage- und kursstabil. Dabei ist es erstaunlich wendig und lässt sich auch auf kleinstem Raum gut manövrieren.
Gleichzeitig lässt sich das Folkeboot sehr anspruchsvoll und feinjustiert segeln. Das macht es für den sportlichen Vergleich attraktiv. Beweis dafür ist die hierzulande sehr aktive Regattaszene, die jedes Jahr auf den elf deutschen Revieren von der Flensburger Förde bis hinunter zum Bodensee zahlreiche Wettfahrten auflegt.

Segeln um die Deutsche Meisterschaft
Wer sich von den Regattaseglern dieser Klasse die deutsche Meisterkrone aufsetzen darf, wird seit 1973 jährlich bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) ausgesegelt. Dabei wechselt der Ort jeweils zwischen einem Küsten- und einem Binnenrevier, und die Teilnahme ist für Wettbewerber aus anderen Ländern offen.
Bei Folkeboot-Regatten wird normalerweise nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen gesegelt.
In diesem Jahr – vom 21. bis 27. September 2019 – wird die IDM der Folkeboote in Berlin stattfinden. Gastgeber des Events ist die Seglervereinigung 1903 Berlin e.V., kurz SV 03. Deren Clubgelände liegt an der Klaren Lanke nördlich der Insel Schwanenwerder. Auf den Berliner Seen ist übrigens mit etwa 180 Booten die deutschlandweit größte zusammenhängende Folkeflotte beheimatet. Da passt es, dass die Boot & Fun Berlin, die als eine der großen Bootsmessen in Deutschland den Breitensport fördert, auch die aktuelle Folke-IDM unterstützt.

Vom ersten Wettfahrttag an wird es spannend: Die besten 40 Crews aus Deutschland und ein Boot aus Dänemark gehen auf der Unterhavel und dem Wannsee an den Start. Die Leistungsdichte im Regattafeld wird wie jedes Jahr hoch sein. Aber bei Folkeboot-Regatten wird normalerweise nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen gesegelt. Es macht den Charme dieser Klasse aus, dass sich die Teilnehmer von den vielen Regatten her gut kennen, der Zusammenhalt groß ist und die Atmosphäre trotz der sportlichen Konkurrenz immer familiär bleibt.
Berliner Segler mit guten Chancen
Von den Berliner Teilnehmerinnen und Teilnehmern wird bei der anstehenden Meisterschaft auf ihrem Heimrevier viel erwartet. Denn aus der Berliner Regattaszene können gleich mehrere Segler in den Kampf um das Podium eingreifen.

So gehören zum Beispiel Andreas Blank und seine Crew vom Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW) zu den Mit-Favoriten. Bereits 2013 wurden sie in Berlin Deutsche Meister und sind in der Rangliste stets weit oben zu finden. Mit Andreas Haubold kommt ein weiterer heißer Kandidat aus dem VSaW. Er ist außer im Folkeboot sehr erfolgreich auch im Drachen, in der 6mR-Klasse sowie im 22er Schärenkreuzer unterwegs.