Noch ein Berliner Aspirant auf die vorderen Plätze ist Stefan Klabunde vom Segler-Club Gothia e.V. an der Scharfen Lanke. Er hat es ebenfalls in die Top Ten der Qualifikationsrangliste geschafft und ist sicher einer der derzeit besten deutschen Folkeboot-Segler. Die Gäste von der Ostsee und den anderen Revieren werden es voraussichtlich schwer haben, gegen so viel Wannsee-Kompetenz anzusegeln.

Frauen an den Start!
In diesem Jahr wird überdies auch Neuland beschritten, oder besser: besegelt. Erstmals wird eine reine Frauencrew bei einer Deutschen Meisterschaft an den Start gehen. Diese eigentlich erfreuliche Nachricht legt tatsächlich aber einen recht unzeitgemäßen Sachverhalt offen: Für eine so weit verbreitete Klasse stehen immer noch befremdlich wenige Frauen bei Regatten als Skipperinnen am Ruder. Und eine reine Frauencrew soll in der inzwischen 76-jährigen Meisterschaftsgeschichte des nordischen Folkeboots überhaupt erst einmal vorgekommen sein – in Finnland.

Bei den Meisterschaftsrennen auf dem Wannsee werden es diesmal insgesamt nur zwei Frauen sein, die um die Deutsche Meisterschaft mitsteuern: Sabine Knegendorf vom Segler-Club Oberspree (SCO) e.V. tritt mit einer gemischten Crew regelmäßig bei Ranglistenregatten an.
Die All-female-Crew rund um Steuerfrau Gabi Nawrot auf der „Lu Sea“ kommt aus dem ausrichtenden SV 03 e.V. und hat sich viel vorgenommen. Matthias Goldbeck-Löwe, der beim SV 03 e.V. für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, hat seine Clubkameradin interviewt. Er wollte wissen, ob sie ihr Vorhaben als etwas Besonderes empfindet und wie ihre Crew sich auf die Regatta vorbereitet.

„Bestimmt ist noch viel Luft nach oben“
Matthias Goldbeck-Löwe: Ihr tretet bei der Folke-IDM als reine Frauencrew an. Wie kam es dazu?
Gabi Nawrot: Als Frau kommt man sich beim Regattasegeln manchmal als Exotin vor, denn Segelregatten sind nach wie vor sehr männerdominiert. Da hatte es für uns segelbegeisterte Frauen einen besonderen Reiz, mein Boot komplett in Eigenregie an den Start zu bringen, statt uns einzeln verschiedenen Männercrews anzuschließen oder Männer mit an Bord zu nehmen.
Da ich seit vielen Jahren ein eigenes Folkeboot habe, ist es für mich auch nicht ungewöhnlich, dieses selber zu segeln. Unser Vorteil ist übrigens, dass wir uns gut kennen, weil wir bereits auf der J70 gemeinsam segeln, so zum Beispiel beim Helga-Cup.
Die gute Seemannschaft ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme an dieser Regatta. Was gehört für euch dazu?
„Eine Hand fürs Boot, eine Hand für die Sicherheit“ – dieser Grundsatz der Weltumsegler gilt auch auf den Berliner Gewässern. Und gerade wenn es bei der Regatta an einer Wendetonne besonders hektisch ist, versuchen wir natürlich, uns durchzusetzen und zusätzliche Meter herauszuholen. Aber nicht um den Preis, andere oder sich selbst zu gefährden.


Training für eine solche Meisterschaft muss sein. Kannst Du über ein paar Eindrücke und Erlebnisse aus dem Trainingsalltag berichten?
Während eine Regatta auch mental sehr anstrengend ist, weil man mit 30 oder 40 Booten dicht an dicht um jeden Meter kämpft, ist das Training eher körperlich anstrengend. Wir machen eine Wende nach der anderen und müssen ständig die Segel dicht holen, andere Segel setzen und sind dadurch immer in Aktion!
Nach ein paar Trainingsstunden habe ich am nächsten Tag nicht selten Muskelkater und viele blaue Flecken. Auch wenn es natürlich schwierig ist, den Job, die Familie und das Training unter einen Hut zu bringen, liebe ich es deshalb so, weil jede Stunde auf dem Wasser mich alle Alltagssorgen und Probleme vergessen lässt. Die bleiben an Land zurück.
Was rechnet ihr euch in diesem internationalen Feld aus?
Wir wollen natürlich möglichst gute Rennen fahren. Die internationale Konkurrenz und die deutschen Spitzensegler werden am Start sein. Da müssen wir uns wohl schon sehr anstrengen, um einen Platz im guten Mittelfeld zu erreichen. Ansonsten ist bei unseren möglichen Ergebnissen bestimmt noch viel Luft nach oben.
Informationen zu Programm und Ablauf der Regatta finden sich auf der Veranstaltungswebsite: idmfolke2019.de