Die boot Düsseldorf wird später als geplant die Pforten öffnen. Seit heute ist klar: Die weltgrößte Bootsmesse soll im kommenden Frühjahr stattfinden und nicht ausfallen. Fest steht auch schon der Termin – zwischen Ostern und den Pfingstferien – vom 17. bis 25. April 2021.
Wir sprachen mit boot-Düsseldorf-Chef Petros Michelidakis zur Bekanntgabe des neuen Termins über die Gründe für die Entscheidung zur Terminverlegung, die breite Unterstützung durch die Bootsbranche und den aktuellen Buchungsstand. Am Konzept, das er bei den float Originals [nachzuhören bei Wir tun alles, um die Messe möglich zu machen] vorstellte, soll sich nichts ändern.
„Entweder im April oder gar nicht“
Petros Michelidakis im Gespräch über die neuen Pläne für die boot Düsseldorf 2021
Wie ist der aktuelle Terminplan für die boot Düsseldorf 2021, die eigentlich in 50 Tagen eröffnet werden soll?
Petros Michelidakis: Leider wird sie nicht in 50 Tagen eröffnet. Das hat gute Gründe. Wir sind momentan im Lockdown light, und wir haben im Moment noch bis in den Januar ein Verbot, Messen durchzuführen. Wir respektieren das und finden es auch richtig zum Schutz der Bevölkerung.

Das Problem ist, dass wir natürlich jetzt auch Kosten generieren, von denen wir dann nicht mehr runterkommen. Und das ist eine sehr große Verantwortung gegenüber den Ausstellern, aber auch gegenüber der Messe Düsseldorf.
Wir haben immer gesagt, dass wir eine Entscheidung treffen werden, die zum Wohle der Aussteller unter Berücksichtigung ihrer Kosten und Budgets ist. Deswegen haben wir jetzt die Entscheidung bekanntgegeben, die in den letzten Wochen gereift ist, dass wir die boot Düsseldorf vom 17. bis 25. April 2021 stattfinden lassen werden.
Werften müssen für die weltgrößte Bootsmesse weit vorausplanen, Stände bauen lassen, Boote bereithalten und durch halb Europa transportieren lassen, Hotelzimmer buchen. Warum wird der Termin im Januar erst jetzt abgesagt?
Petros Michelidakis: Es sind sicherlich einige überschaubare Kosten entstanden. Aber einen Standbau wird man auch im April einsetzen können, ein Hotel kann man stornieren. Von daher sind jetzt keine großen, unwiederholbaren Kosten zu erwarten.
Vier Wochen, um Details zu klären
Wir stehen im Austausch mit den Behörden, um zu sehen, wie die Situation sich entwickeln könnte. Wir haben am 4. November während unserer Pressekonferenz gesagt, dass wir jetzt die Optionen prüfen werden und am 3. Dezember eine Lösung bekanntgeben werden.

Eine Messe zu verlegen ist keine einfache Entscheidung. Es ist nicht so, dass man einfach auf den Kalender schaut und sagt: Das passt. Viele Details sind zu klären, damit ein reibungsloser Ablauf und eine reibungslose Vorbereitung stattfinden können. Dazu haben wir diese vier Wochen benötigt.
Es mussten im Haus, mit den Ämtern und den Ausstellern einige Dinge geklärt werden. Es ist aber rechtzeitig passiert – in Abstimmung mit den Verbänden, mit dem Messerat und den Ausstellern. Deswegen ist nichts „angebrannt“.
Warum liegt der Termin da, wo er liegt?
Petros Michelidakis: Zunächst einmal sind wir ja alle fremdgesteuert (lacht). Wir haben Entscheidungen zu treffen, die fast wöchentlich überprüft und teilweise über Bord geworfen werden oder wurden. Das ist für alle keine einfache Situation.
Was uns trotz der schwierigen Lage sehr gefreut hat: Von wirklich allen Ausstellern wurde uns die Notwendigkeit der boot bestätigt. Auch, weil viele Messen nicht stattgefunden haben. Das können wir natürlich nicht einfach so außer Acht lassen und sagen: Wir machen die boot erst im Januar 2022. Dafür ist die boot nach Aussagen der Aussteller viel zu wichtig.
Wie wird der neue Termin gut auf- und angenommen?
Petros Michelidakis: Wir haben mit sehr vielen Ausstellern gesprochen, ohne einen genauen Termin zu nennen. Wir haben das Frühjahr genannt. Da kristallisierte sich heraus, dass zwischen Ostern und den Pfingstferien der bestmögliche Zeitpunkt ist.
Auch die Aussteller, die zu Saisonbeginn mit der Auslieferung sehr viel zu tun haben, haben dann gesagt, dass sie alles möglich machen werden, um auf der boot zu sein. Die Werften haben das Problem, die neuen Boote zu finden, um sie im April zu präsentieren.
Die für Januar geplanten Boote sind verkauft
Denn die Boote, die für Januar vorgesehen waren, gehen zu den Kunden – sprich, sie sind verkauft. So werden wir das Glück haben, dass einige Boote, die im Januar noch nicht fertig sind, im April zu sehen sein werden, wir also auch viele Premieren haben.
Erwarten Sie neue Buchungen nach der jetzigen Entscheidung?
Es ist tatsächlich so, dass von den Ausstellern, die dem Januartermin gegenüber skeptisch waren, alle gesagt haben: Der Termin im April passt für uns! Da ist das Wetter anders, da ist die Grippesaison vorbei, jeder hat hier seine eigenen Gründe, die dafür sprechen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir noch einige Aussteller dazugewinnen können.

Den einen oder anderen werden wir vielleicht nicht glücklich machen können. Auch dafür haben wir Verständnis. Aber wir haben keine andere Möglichkeit, als diesen Termin jetzt wahrzunehmen.
Erwartet die Messe Düsseldorf in ihrer Planung mit dem neuen Termin, dass die Situation um die Covid-Pandemie dann entspannter ist?
Petros Michelidakis: Davon gehen wir aus. Deswegen haben wir auch einen Termin gewählt, der nicht im Februar oder März ist. Wir verschieben weit genug, aber eben doch so, dass diese Saison noch mitgenommen werden kann.
Wir haben mit einigen Flottenbetreibern und Charteragenturen gesprochen, die den Beginn der Saison ab Pfingsten erwarten. Die Planungen sind alle sehr kurzfristig. Man weiß, was man will, aber man weiß nicht, ob es möglich sein wird.
Noch kein Licht im Tunnel für Tauchbranche
Wir denken auch an unsere Tauchaussteller, die bis jetzt noch kein Licht im Tunnel sehen, im April aber vielleicht schon Reisen anbieten können. Das Ganze verschiebt sich. Wir denken quasi von Woche zu Woche, von Monat zu Monat. Wir sind sehr zuversichtlich.
Wie steht es mit den Werften, den Bootsbauern?
Petros Michelidakis: Die Werften sind gut im Geschäft aufgrund des Trends, der sich vielleicht gerade wegen Corona weiterentwickelt hat. Die Werften berichten uns, dass sie bis weit ins Jahr 2021, teilweise das ganze Jahr keine Produkte mehr liefern können. Aber es geht natürlich auch darum, Neukunden zu gewinnen für die Zukunft.
Falls die Dinge sich überraschend ungünstig entwickeln: Was könnte passieren?
Petros Michelidakis: Eine zweite Verschiebung der boot, beispielsweise in den Herbst, wird es nicht geben. Im Austausch mit den Behörden hoffen wir, dass sich die Situation bis April verbessern wird. Wir haben in den letzten Monaten gezeigt, dass wir sehr besonnen vorgehen, gerade auch gegenüber den Ausstellern.
Gibt es Rückmeldungen seitens der Politik, in der augenblicklichen Situation des Lockdowns light, an die Messe?
Petros Michelidakis: Es ist offensichtlich, dass die Politik, nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern überall in Deutschland, Europa und der Welt gerne wieder so schnell wie möglich zum normalen Wirtschaftsmodus zurückkehren möchte.
Wir haben im Moment eine besondere Situation. Es ist unsere gesellschaftliche Verpflichtung, unsere Verantwortung zu zeigen. Das tun wir als Messe Düsseldorf, und das tut auch die Stadt Düsseldorf. Das tut sicherlich auch die Politik hier in Nordrhein-Westfalen.
Das Land Nordrhein-Westfalen vertraut der Messe
Wir planen unter diesen Umständen, die sicherlich nicht einfach sind. Wir vertrauen darauf, dass ein Infektionsschutz- und Hygienekonzept, wie wir es entwickelt haben, dazu führt, dass eine Messe ohne Risiko stattfinden kann. Das können wir, das haben wir auch schon beim Caravan-Salon im September gezeigt. Das Land vertraut uns diesbezüglich.
Corona wird im April nicht vorbei sein. Es wird uns nächstes Jahr wahrscheinlich und vielleicht auch noch 2022 begleiten. Es geht darum, dass wir es kontrollieren – und unseren Besuchern und Gästen nicht unnötigem Risiko aussetzen.
Für mehr Information gibt es die frisch aktualisierte Website der boot Düsseldorf.