Düstere Wolken hängen am Finaltag der Europameisterschaft der Strandsegler auf der niederländischen Insel Terschelling über der Nordsee, pusten den Sand waagerecht über den Strand. Peeling-Wetter. Doch im deutschen Team herrscht eitel Sonnenschein. Eine Sensation liegt in der Luft.
Erstmals seit vielen Jahren könnte die Dominanz der französischen Piloten in der Einheitsklasse „Standart“ gebrochen werden. Vor dem letzten Renntag führen zwei Deutsche das Feld an. Manfred Nielsen aus Buxtehude und Waldemar Konopka aus Hamburg, beides Clubkameraden vom Yachtclub Sankt Peter-Ording. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Ruhig bleiben. Und noch steht auch gar nicht fest, ob es überhaupt Rennen an diesem Finaltag geben wird.

Der Wind peitscht mit sechs Beaufort. Ist der Strand in keinem guten Zustand, könnte die Rennleitung die Rennen absagen. Zu gefährlich. Schon kleine Bodenwellen, Priele und erst recht harte Kanten könnten die leichten Segelwagen mit den dünnen Reifen wie Katapulte in die Höhe schießen lassen.
Das Wasser steht höher als gedacht
Zudem steht das Wasser höher als gedacht, der befahrbare Bereich beschränkt sich an den engsten Stellen auf einige Dutzend Meter. Und die Segler müssen die gesamte Strecke kreuzen und halsen. Ostwind! Bei Geschwindigkeiten wie auf der Autobahn kann eine kleine Unaufmerksamkeit bitter enden. Auch zu Beginn der EM-Woche mussten die Rennen wegen Sturms abgesagt werden. Erst am Mittwoch gab es den ersten Start.
Strandsegeln gilt als die schnellste Sportart unter Segeln. Die Wagen auf drei Rädern erreichen spielerisch Geschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern auf dem Strand. Nicht einmal hochgezüchtete Katamarane auf Foils erreichen diesen Speed. Eine Bremse? Fehlanzeige! Die Boliden sind auf Highspeed getrimmt. Bei der Europameisterschaft auf Terschelling treten die besten Piloten in vier Klassen an, die sich durch Größe, Gewicht und Konstruktion unterscheiden. „Standart“ ist, wie der Name schon verrät, die Einheitsklasse.

Manfred Nielsen erwischt einen Traumstart. Mit einem dritten Platz und einem gewonnen Lauf am ersten Renntag geht er zu Bett. Sein Vereinsrivale Waldemar Konopka liegt auf Platz vier. Am zweiten Renntag wendet sich das Blatt zunächst. Konopka dreht auf, kann ein Rennen gewinnen, landet danach auf Platz drei. Bei Nielsen scheinen die Nerven blank zu liegen.