„Der Yachtsport verschließt nicht die Augen vor den Herausforderungen der Klimakrise“, heißt es in einer der jüngsten Pressemeldungen der Veranstalter. „Marinas, der nautische Sektor, Bootsindustrie und Bootsnutzer sind sich seit einigen Jahren der Folgen ihrer Aktivitäten für die Umwelt bewusst.“ Erkenntnis ist bekanntermaßen der erste Schritt. Oder sind es einfach grüne Worte?
Was bedeutet das für das Cannes Yachting Festival? Ein weiteres Segment innerhalb der Veranstaltung: In diesem Jahr können Besucher einer „grünen Route“ folgen, wo gut 50 Aussteller rund 80 Boote oder Equipment vorstellen, die unter „umweltfreundlichen Gesichtspunkten innovativ“ sind.
Zieht man eine große Menge Projekte ab, in denen umweltfreundliche Technik in großen und sehr großen Yachten verbaut ist, gibt es doch einige Boote, die aus dem Üblichen herausstechen.
Solar und mit Wasserstoff
Silent-Yachts ist ein Solarpionier in der Welt der Yachten und stellt die Silent 60 vor, seinen neuesten Elektro-Solar-Katamaran. Es handelt sich um eine wirklich umweltfreundliche Yacht, die bis zu 100 Meilen pro Tag ohne Treibstoff, Emissionen oder Lärm fahren kann und am Quai Max Laubeuf zu sehen ist.
Vor dem Palais des Festivals steht die TimeSquare 20 von Frauscher. Das ausgeklügelte Design des Elektro-Kats mit viel Platz auf dem großen Sonnendeck erschließt sich, wenn man an Bord geht. Die Fahrleistungen, der Komfort an Bord und die Fertigungsqualität sind über jeden Zweifel erhaben. Angetrieben wird das leichte und leise Boot durch zwei Torqeedo-Motoren.
20 Quadratmeter Fläche an Bord, genauso viel wie die TimeSquare 20, bietet das französische Pinball Boat. Im Vieux Port, in der Pantiero-Zone, ist der elektrische Hybrid-Katamaran des gleichnamigen, 2016 gegründeten Start-ups zu sehen. Angetrieben wird das Boot hybrid. Bei sechs Knoten Tempo beträgt die Reichweite mit den E-Motoren (2x 8 kW) eine Stunde. Hier erwartet man heute mehr. Ein 350 PS starker V8-Innenbord-Benzinmotor von Volvo Penta bringt das Boot deutlich weiter.
Foils oder Wasserstoff?
Die Entwicklungen sind in vollem Gange. Die einen, wie Candela, setzen erfolgreich auf Foils und haben gerade das neue Boot Candela C-8 lanciert und bereits 35 Boote verkauft, obwohl das Boot noch im Bau ist. Die extrem ausgeklügelte Technik mit T-Foils und Sensoren läßt Boote über das Wasser schweben.
Auf der Jetée präsentiert Hynova Yacht seine erste Tenderyacht mit Elektro-Wasserstoff-Antrieb: die Hynova 40. Es ist – so Gründerin Chloe Zaied – das erste entsprechend ausgerüstete Freizeitboot der Welt aus Serienproduktion, das mit an Bord gespeichertem Wasserstoff fährt. Die Hynova 40 ist ohne lokale CO2- und NOX-Emissionen unterwegs. Das Risiko eines Kohlenwasserstofflecks gebe es nicht, so die Werft.
Hybridmotoren reichen nicht
Neocean arbeitet seit drei Jahren daran, benzinfreies Bootfahren im Kompaktformat aufs Wasser zu bringen. Das Overboat Foiler ist eins der Resultate. Das eher klobige Wasserfahrzeug ist eher ein Jetski als ein Boot. Es ähnelt dem kräftigen E-Wassermotorrad Narke, das erstmals bei der Boot & Fun Inwater präsentiert wurde.
Das mit einem 4,5 kW starken E-Motor angetriebene Overboat-Kleinboot schwebt beim Fahren über dem Wasser. Dank seiner vier elektronisch geregelten Foils wird der Energiebedarf des Boots um 60% gegenüber der konventionellen Variante reduziert. Für die Benutzung des Bootes, das in der „Toys Area“ ausgestellt wird, ist kein Führerschein erforderlich. Toys, das trifft es – leider.
Die neue Marke Windelo ist im Port Canto mit dem ersten Eco-Katamaran vertreten, der Windelo 50 Adventure. Was an diesem für Langstrecken konzipierten Segelboot „grün“ ist, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Einfach einen hybriden Motor und eine rein elektrische Motorisierung anzubieten, ist heute längst Standard. Für eine „Green Route“ reicht das aber längst nicht mehr.