Die Halbinsel Stadlandet liegt auf der berühmten Hurtigruten-Strecke. Sie ragt weit von der Küste ins Meer und muss auf der Route mit einem großen Bogen umfahren werden. Der Umweg um die Halbinsel beträgt etwa 60 Kilometer. Das Problem liegt allerdings woanders: Rund 100 Tage im Jahr ist die Stadhavet Route die gefährlichste an der norwegischen Küste. Extreme Strömungen, starke Winde und Kreuzseen sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Schiffsunglücke – rund 60 Wracks liegen in dem Gebiet, 33 Menschen verloren seit dem zweiten Weltkrieg ihr Leben.

Die Idee, die Passage durch einen Tunnel zu entschärfen, ist alt. In der Vergangenheit wurden verschiedene Möglichkeiten und Routen gesucht, bis man zur Erkenntnis gelangte, dass der Platz an der schmalsten Stelle der Insel zwischen dem Moldefjord und Vanylsfjord am idealsten ist. Die Tunneleinfahrten liegen in den ruhigen Fjorden gut geschützt. Nun hat das norwegische Parlament den „Stad Skiptunnel“ durchgewunken und bereits in zwei Jahren soll der spektakuläre Bau beginnen.
Der Entwurf des Architekturbüros Snøhetta unterquert auf 1,7 Km Länge ein bis zu 300 Meter hohes Gebirge. Er wird 49 Meter hoch, 36 Meter breit und hat einen Tiefgang von 12 Metern. Damit können auch die großen Hurtigruten-Schiffe mit bis zu 1000 Personen an Bord den Tunnel befahren. Der Stad Schiffstunnel ist somit der erste Tunnel, der den Namen auch verdient: Die bisher gebauten schiffbaren Tunnel sind wesentlich kleiner und nur von Lastkähnen zu befahren. Die Passage wird bei 8 Knoten Fahrt rund zehn Minuten betragen. Bis zu 120 Fähren und Frachter (bis 16.000 BRT) sollen den Tunnel pro Tag passieren können. Begegnungsverkehr großer Schiffe ist wegen der nur 26,5 Meter befahrbaren Breite nicht möglich.

Der Tunnel soll mit Sprengungen und dem Typ Tunnelbohrmaschinen, die bereits beim Gotthardtunnel genutzt wurden, in nur vier Jahren fertig gestellt werden. Damit liegt die gesamte Bauzeit also rund 1,5 Jahre unter der Zeit, um die sich die Fertigstellung des BER bis heute verzögert hat. Es müssen etwa 8 Millionen Tonnen Fels (3 Millionen m³) entsorgt werden. Da der Bau jedoch nicht sehr kompliziert ist, beläuft sich das geplante Budget auf nur rund 300 Millionen Euro, weshalb Norwegen auch keine Maut erheben wird.