Schutz des Hinterlandes vor Versalzung
Denn der Klimawandel führt nicht nur zu Wetteränderungen und einem steigenden Meeresspiegel, sondern bewirkt automatisch auch ein Ansteigen der Flusspegel. Durch das Vordringen des Salzwassers ins Landesinnere ist mit einer Versalzung großer küstennaher Flächen zu rechnen. Um das zu verhindern, ist das Areal zwischen dem Haakse-Bauwerk und den ehemaligen Seedeichen als riesiges Staubecken für Flusswasser vorgesehen.
Butijn nennt diese Zone „Süßwasserpuffer“. Bei einer zukünftigen Sturmflut sollen die Fluten der Flüsse wie Rhein, Maas und Schelde nicht mehr in die Hochwasser führende Nordsee fließen. Sie könnten dann in das Speicherbecken umgeleitet werden. Bis zu 40 Stunden, so seine Berechnung, wäre das möglich. Damit würde der Haak-Seedeich zukünftig die Aufgabe der Deltawerke übernehmen.
Diese Lösung hat den Nebeneffekt, dass ein großer Süßwasservorrat entsteht, der zum Beispiel für die Landwirtschaft verwendet werden könnte. „Wir sind im Gespräch mit den Landwirten, die unsere Idee sehr interessant finden“, führte Butijn gegenüber dem Magazin Omroepzeeland aus. Die drei Becken zwischen der heutigen Küste und dem Seedeich sollen aber auch umgekehrt bei einem Flusshochwasser die Speicherfunktion übernehmen und so die Bevölkerung schützen.
Zwei Milliarden Euro Baukosten jährlich
Die Kosten für einen solchen neuen Deich für die niederländische Küste würden etwa 92 Milliarden Euro betragen, hat Butijn ausgerechnet. Etwas billiger als der fantastische Nordeuropäische Einschließungs-Deich, den das Geomar auf 250 bis 500 Milliarden Euro schätzt. Der Holländer hält das für tragbar, zumal ja nicht alles auf einmal anfiele.
Die Investition würde, so führt der Ingenieur aus, maximal zwei Milliarden im Jahr kosten. Für den Schutz bestehender Anlagen gegen Sturmflut und Flusshochwasser geben die Niederlande jährlich ebenfalls eine Milliarde aus. Hinzu käme die Ertüchtigung der Flussdeiche und Pumpwerke sowie Erhöhung von Brücken, die andernfalls notwendig würde.
Butijn hat bereits an über-übermorgen gedacht: In 80 Jahren würde der Haak-Seedeich von Calais bis Göteborg reichen, sich folglich an der deutschen Nordseeküste, an Jütland und über das dänische Seeland entlanghangeln. Gesetzt den Fall, der Meeresspiegel würde kontinuierlich ansteigen, um zu diesem Zeitpunkt 1,10 Meter höher als heute zu liegen. Hoffentlich kommt es dazu nicht.
Aktualisiert am 25. Oktober 2023. Dieser Text erschien am 1. Februar 2023 erstmals auf float.