Dunkel dräuende Wolken verfinstern den Himmel über der Alster. Gerade geht die zweite Wettfahrt der Hamburg Summer Classics zu Ende. 60 hatten gemeldet, 56 waren zumindest angetreten – alles Holzboote, die meisten super-gepflegt. Glänzender Lack auf Vollholz in der Sonne vom 12 Fuß-Dinghy bis zum 5,5er. Doch die Sonne schien am Samstag nur etappenweise.
Immer wieder zogen garstige Böen bis 25 Knoten über das Feld hinweg. Es war einfach nicht der richtige Wind für Holzjollen. So mussten während der ersten Wettfahrt 19 Skipper die Segel streichen und aufgeben, sofern sie das freiwillig konnten.

Wenn wir Regatta segeln, wollen wir auch mit Spinnaker segeln. Wenn man den in einer 6-Beaufort-Böe nicht unter Kontrolle bekommt, liegt die Berliner H-Jolle im Bach. Aufrichten – die Erfahrung hat das Volumen der Auftriebskörper über die Jahre drastisch erhöht –, mit zwei Eimern halb leer schöpfen und den Rest über die Elvström-Lenzer heraussegeln. Alles kein Problem. Das Wasser ist warm im August. Allein, das Rennen ist gelaufen.

Eindeutiger Fall von zu wenig Auftrieb
So bleibt der Skipper der H-Jolle zum Leidwesen der Vorschoterin am Steg und sieht sich das zweite Rennen des dezimierten Feldes vom Steg aus an. Und siehe da: Strahlend blauer Himmel, ein frischer Wind von 4 Beaufort, alles easy, und er ärgert sich, nicht doch gestartet zu sein. Doch dann geht die Wettfahrt zu Ende, die meisten der schnelleren Boote sind schon im Hafen, als der Himmel sich verfinstert.

Es sieht aus, als wolle Petrus den übermütigen Seglern richtig eins überbraten – und das tut er dann auch. Schaumkronen kräuseln sich auf der sonst glatten Alster. Es pfeift aus allen Löchern, und die letzten auf der Bahn haben schwer zu kämpfen. Ein Pirat schafft es nur mit Müh und Not um die Känguruh-Flagge, die die Ziellinie markiert, herum – schon halb im U-Boot-Modus. Da kommt die Knockout-Böe und er geht vollends auf Tiefe. Eindeutiger Fall von zu wenig Auftrieb.
Ja, die 27. Auflage der Summer Classics hatte es in sich. Der Hamburger Segel-Club (HSC) mit seinem Team um Wettfahrtleiter Johann-Nikolaus Andreae hat sich alle Mühe gegeben, den Gästen ein tolles Programm auf dem Wasser und an Land zu bieten. Genügend Rettungsboote waren auch auf dem Wasser. Als der Autor im Bach lag, waren gleich drei RIBs zur Stelle, auch der Pirat war schnell geborgen, die Segler in Sicherheit und nicht unterkühlt. Für das Wetter kann ja keiner etwas.

Vor der Wettfahrt in die Kirche
Der unvergessene Horst Reuter, mit seiner Frau Hilke lange Jahre Herz und Seele der Hamburg Summer Classics, sei – so geht die Legende – jedes Mal vor der ersten Wettfahrt in die Kirche gegangen. Er habe Petrus gebeten, doch gnädig mit den Seglerinnen und Seglern zu sein, was dann meistens auch geklappt hat.
So trennt sich jedenfalls die Spreu vom Weizen. Echtes Segeln hört ja nicht bei vier Windstärken auf. Und die, die durchgehalten haben, waren glücklich und konnten hinterher von tollen Surfs erzählen. Hans Dominik, mit 82 Jahren ältester Teilnehmer mit seiner BB 17 „Pujatz“, hat schon viel erlebt in seinem Seglerleben. Er ist tough, aber auch er hatte nach der ersten Wettfahrt an diesem Sonnabend genug.

Seine Mitsegler Bruno und Klaus, auch schon mit viel Alsterwasser auf der H-Jolle gewaschen, waren nicht traurig darüber. Man muss ja auch an das Material denken. Schnell hat man jemanden gerammt, wenn man das Boot nicht mehr richtig kontrollieren kann. Übrig bleiben gemischte Gefühle: Hätte ich nicht doch… so schlimm ist es doch nicht… du kannst doch segeln…