Für die Niederlande ist der Sturm, der sich seit gestern Abend angekündigt hat, schon ein Rekord: Es ist der stärkste dokumentierte Sommersturm, der je über das Küstenland hinübergefegt ist. Dabei gab es ein Todesopfer. Nun macht sich Sturmtief „Poly“ daran, mit Wind in Orkanstärke über Deutschland zu ziehen – das in hoher Geschwindigkeit. Was ist in den kommenden Stunden zu erwarten?
Das Tief ist ein besonders flinker Schnellläufer, und seine Entstehung ist auch für Wetterkundler ungewöhnlich. Diplom-Meteorologe Sebastian Wache vom float-Partner WetterWelt nahm sich heute Mittag zwischen Radio- und Fernsehinterviews die Zeit, uns die Wetterlage zu erläutern.
Sturmtief „Poly“ ist ein sogenannter Schnellläufer, der sich als Randtief rund um ein großes Tiefdruckgebiet über Skandinavien gebildet hat. Startpunkt war der Ärmelkanal. Der Jetstream, die bekannte in 10 km Höhe laufende Luftströmung, hat sich über dem Englischen Kanal mit dem Subtropen-Jet verbunden – mit hohen Temperaturgegensätzen. So nahm Sommersturm Poly seinen Lauf Richtung Osten.
Für den Sommer sehr ungewöhnlich
Heute vormittags ist das Tief in Orkanstärke mit über 130 km/h in den Niederlanden auf die Küste getroffen. „Windstärke 10 im Mittel, nicht nur in den Böen, das ist im Sommer sehr ungewöhnlich“, so Sebastian Wache im Gespräch mit float. „Das war der Killer für die Bäume, die alle voll belaubt sind und so einen großen Luftwiderstand bieten.“ Normalerweise kommen Stürme dieser Art im Herbst und Winter deutlich häufiger vor.

Das wird auch die Hauptgefahr in Deutschland sein, wo Sommersturm Poly in Niedersachen angekommen ist. Auf den ostfriesischen Inseln Borkum und Juist wurde heute mit 112 km/h bereits Windstärke 11 gemessen. Jetzt zieht der Wind über Bremen und Papenburg – mit 8 bis 9 Windstärken in Böen – und über Helgoland in Richtung Nordfriesland.
Auch die Ostseeküste ist ab etwa 16 Uhr Sturmzeit, ab dann legt der Wind „Stunde um Stunde weiter zu“. Die Aussichten, so Sebastian Wache: „Das Tief und der Wind werden uns dann mit einem Rechtsdreher von Süd auf West bis Nordwest bis zum späten Abend begleiten.“ Dabei liegen die Windspitzen weit verbreitet teils über 100 km/h.
Wiederholung möglich?
Der Wind betrifft zurzeit die Nordseeküste. Ab 15 bis 16 Uhr am heutigen Mittwoch wird auch die Ostseeküste betroffen sein. „Das zieht sich bis in die Nacht hinein“, so Wache. Dann dürfte in den Sturmgebieten Ruhe einkehren.
Wie geht es weiter? Bereits angekündigt ist dann ein Hoch mit mehr als 30 Grad Wärme, es folgt also typisches Hochsommerwetter. Alles gut also für Wassersportler, die dann auf der Nord- und Ostsee unterwegs sind?
Die Wetterlage, die den größten Sommersturm aller Zeiten in den Niederlanden verursacht hat, könnte sich wiederholen. Denn für die kommende Woche ist wieder ein von den Britischen Inseln kommendes Tief angekündigt, das Richtung Skandinavien wandert – dem Ausgangspunkt für den heutigen Sturm.