Das Wetter beherrscht seit Wochen die Nachrichten. Erst das Hochwasser im Westen Deutschlands, dann die andauernde Hitzewelle im Süden Europas. Mittlerweile sind andere Themen nach vorne gerückt, und das heiße Extremwetter folgt meist am Ende. Doch bleibt die Lage in der Mittelmeerregion bedrohlich.
Sie ist vielleicht sogar noch gefährlicher, weil das Wetterphänomen viel mehr Menschen betrifft. War das Hochwasser in der Erft- und Eifelregion vergleichsweise lokal, spannt sich die derzeitige Hitzewelle von Sizilien über Griechenland bis zur Türkei.
Und von einer Entspannung kann nicht wirklich die Rede sein. Athen beispielsweise misst bereits um 11 Uhr vormittags bis zu 43 Grad Celsius. Das heißt, dass es nachts nicht wirklich abkühlt, was der Körper normalerweise zu Erholung benötig.
Auch auf dem Wasser respektive im Wasser selbst ist es nicht kühler. Denn die Hitze und die ungestörte Sonneneinstrahlung haben mittlerweile das Meer auf fast 30 Grad Celsius aufgeheizt. Entlang der Küsten sind es sogar über 30 Grad Celsius.

Schlimmste Hitzewelle in der Geschichte
Und so könnte dieser Sommer die bisher schlimmste Hitzewelle bringen, die je in Südeuropa geherrscht hat. 1987 gab es schon einmal eine extreme Wärme über mehrere Tage – mit Temperaturwerten von über 40 Grad Celsius. Die extreme Wetterlage kostete damals mehr als 4.000 Menschen das Leben.
Zehn Jahre zuvor, im Jahr 1977, wurden ebenfalls extrem hohe Werte gemessen. Mit 48 Grad Celsius wurde seinerzeit in Elefsina, etwa 30 km westlich von Athen, der bisherige Rekordwert erreicht. Das ist zugleich der höchste jemals in Europa gemessene Temperaturwert. Dieser Rekordwert könnte 2021 möglicherweise noch übertroffen werden.
Denn die Hitzewelle geht weiter. Den Prognosen nach scheint sie sich, nach einer kleinen Pause, erneut aufbauen zu wollen – mit einem kräftigen Schub heißer Luft aus Nordafrika, die ins Mittelmeer gepumpt werden wird. Was ist die Ursache?

Der Jetstream hält alles zusammen
Wieder einmal hängt das extreme Wetter mit der Lage des Jetstreams zusammen, dem für unser Wetter so wichtigen Windsystem über dem Norden des Atlantiks. Der Jetstream mäandriert wieder in seiner oft beobachteten Wellenlage, die in den letzten Jahren häufig zu lange festgesetzt ist. Dabei wird kalte Luft nach Süden und warme beziehungswiese heiße Luft nach Norden transportiert.
Vor allem Tiefs über Großbritannien und der Biskaya begünstigen das Heranschaufeln heißer Afrikaluft nach Europa. Im Prinzip ist das nichts Neues. Doch nun bleiben diese Hitzewellen länger an Ort und Stelle stehen. Und die Temperaturen, um die es 2021 geht, sind durch die Klimaänderungen viel höher – und lassen die Situation zu einer Klimakrise werden.

Was im Herbst kommt
Um den 11. August sehen wir nach ersten Prognosen erneut ein Tief bei Irland. Auf der Vorderseite sieht man ein Aufsteilen mit einem Hochdruckrücken, der zusammen mit dem Tief Hitze nach Europa drückt. Schon dann wird es zwischen Italien und der Türkei wieder heiß. Da sich der Rücken mit seiner Achse weiter nach Ost verlagern wird, ist das der Beginn der nächsten Hitzeperiode für die ohnehin schon betroffenen Regionen. Dazu kommt aufgrund der Trockenheit die Gefahr von Bränden, die durch Winde weitergetragen werden und somit auch bis in die Marinas vordringen könnten. Keine guten Bedingungen zum Segeln!
Auch wenn sich die Lage zum Herbst hin beruhigt, kann von Entspannung noch keine Rede sein. Wenn die Lufttemperaturen sinken, hält das Wasser noch längere Zeit die Wärme gespeichert und es kommt weiterhin zu höheren Verdunstungen. Die Gefahr dabei ist, dass Kaltfronten aus dem Norden den Weg über die Alpen in die Adria finden und sich mit den kalten Luftmassen aus der Höhe verbinden.
Treffen diese massiven Kaltfronten dann auf zu warmes Wasser, besteht die Gefahr von Orkantiefs. Sie können sich so stark vertiefen, dass sie dabei ein Auge ausbilden und zu einem Medicane (Mediterranen Hurrikan) werden. Auch der könnte sich wie schon 2020 im Ionischen Meer austoben und auf Griechenland steuern. Das wäre dann die zweite Katastrophe nach der Hitze. Hoffen wir das Beste.