Der Landgang in Kopenhagen ist Pflichtprogramm für alle Segler, die auf einem Urlaubstörn am Öresund vorbeikommen. Natürlich gibt es die großen Marinas nördlich der Stadt. Doch das ist nichts gegen das Erlebnis, mit dem Boot direkt in das Herz der Metropole zu fahren.
Das Ziel ist Christianshavn. Die im 17. Jahrhundert angelegten künstlichen Inseln und Kanäle waren seinerzeit Teil einer gewaltigen Verteidigungsanlage, später ein Handelsstützpunkt, dann ein Armeleuteviertel. Heute ist Christianshavn ein hippes Szeneviertel zwischen der eleganten Kopenhagener Innenstadt und der Freistadt Christiania, der ehemaligen Militäranlage und heute alternativ geprägten autonomen Gemeinde.
Einfahrt nach Kopenhagen mit historischer Szenerie
Schon bei der Einfahrt nach Kopenhagen von Norden wird die Geschichte der Hansestadt als ehemaliges Handelszentrum der Ostsee sichtbar. Zur Linken sind Industrieanlagen mit Kais für die direkte Rohstoff-Löschung. Gegenüber liegt das Trekroner Fort, das eines der bedeutendsten Zeugnisse der großen Seeschlacht von Kopenhagen von 1801 ist.
Hier hatte der britische Admiral Horatio Nelson während der Schlacht den Befehl seines Flaggschiffs zum Rückzug verweigert, die dänische Flotte besiegt und sich zu Hause den Titel als Seeheld gesichert. Hunderte britische und dänische Seeleute starben bei dem Gefecht.
Weiter geht es mit kleiner Fahrt durchs Hafengebiet, vorbei am Schloss Amalienborg, dem Amtssitz der Königin, auf der rechten und dem ehemaligem Militärhafen auf der linken Seite. Wer Glück hat, erblickt die Königsyacht „Dannebrog“. Sie liegt oft östlich des Fahrwassers auf Reede.
Nach etwa 20 Minuten geht es hart Backbord in den Christianshavns-Kanal. Hier ist erst mal Schluss, denn zwei Fahrradbrücken blockieren den Weg. Sie zeigen, was in Kopenhagen heute Vorfahrt hat: Das Fahrrad ist hier das Hauptverkehrsmittel. Die Fahrradwege sind an diesem Punkt vierspurig und während der Rushhour voll ausgelastet.

Liegeplatz in Christianshavn
Nach einiger Wartezeit öffnen die Brücken, und es geht hinein in die floating City von Kopenhagen. Jetzt heißt es Augen offen halten und die nächsten Manöver mit Bedacht wählen. Denn dieser Kanal ist nicht nur ein wunderschöner Liegeplatz, sondern auch der Hauptverkehrsweg für Freizeit- und Touristenboote und für Segelyachten eine Sackgasse. Selbst die Picknickboote fahren hier elektrisch.
Mit teilweise deutlich weniger als zehn Meter Breite und vielen Stand-Up-Paddlern, Kanuten und Touristenschiffen gilt es Ruhe zu bewahren und den ersten freien Platz zu besetzen.

Wem der Liegeplatz gehört und wo man das Hafengeld entrichten soll, lässt sich nur bei lokalen Seglern und Bewohnern in Erfahrung bringen. Die sprechen zumeist Englisch, vereinzelt auch Deutsch.
Als Liegeplatz zu empfehlen ist die Backbordseite bei Einfahrt bis zum ersten Stichsteg gegenüber vom Büro für „Kriminalforsorgen“. Diese Liegeplätze bieten Strom und ein Waschfloß mit Dusche und Toilette. Die Hafengebühren sind mit umgerechnet 10 bis 15 Euro überschaubar.

Nach dem Anlegen gibt es natürlich Anlege-Øl (das örtliche Bier) und ein Hafenkino der ganz besonderen Art. Denn diese Wasserstraße lebt: Bis spät abends fährt hier alles, was schwimmen kann, an uns vorbei – vom kleinen Floß mit Band bis zum Cigarette-Powerboot mit blubberndem V8-Motor. Dabei fällt immer wieder ein lockerer Spruch, oder ein „Cheers“ wird mit gehobener Bierflasche rübergerufen.
Diesem Treiben vom eigenen Cockpit aus beizuwohnen, ist überaus unterhaltsam. Das heute oft bemühte dänische Adjektiv „hyggelig“ drängt sich geradezu auf: Denn gemütlich, malerisch, beschaulich geht es hier zu. Und auch gelassen.
Die schwimmende Stadt
Das Leben auf dem Wasser ist in Kopenhagen omnipräsent. Ob als Tranportmittel, Wohneinheit oder für die abendliche Rundfahrt: In Kopenhagen treffen alle möglichen Arten von Booten aufeinander. Das tiefe Hafenbecken reicht bis in den Nyhavn und ermöglicht es auch großen Luxusyachten und Traditionsseglern, weit in die Stadt hinein zu fahren.