Eine Nummer kleiner ist der Silver Beaver: Der 4,80 Meter kurze Bowrider ist die derzeit kleinste Silver. Der „Bieber“ gehört seit Anfang der 1990er-Jahre zur Silver-Reihe. Vom Beaver 425 über den Beaver 450 bis zum jetzt komplett überarbeiteten und um 30 Zentimeter gewachsenen Beaver BR wurden Tausende von Einheiten verkauft.
Drei beste Boote aus finnischer Sicht
Den Markt spiegelte auch die Wahl der besten Boote der Vene Bat. Dabei wählte die rein finnische Jury – Best-of-Boats-Juror Jan Sjölund war mit dabei – von den ausgestellten Premieren die Gewinner mit durchaus internationalem Blick. In der Cruiser-Kategorie ist für 2020 der Beneteau Swift Trawler 30 aus Frankreich der Gewinner.
Als bestes offenes Boot ausgezeichnet wurde die Weltpremiere AMT 165 BR, das zweitkleinste Boot der finnischen Werft, die seit Jahren auch ein Anwärter auf den Best of Boats Award in der Beginner Kategorie ist – bislang aber nie „Winner“ war. Obwohl das Boot kürzer als fünf Meter ist, bietet es Platz für sechs Personen – denn es ist ein Bowrider mit einigem Platz auch vor dem Fahrstand.
Die Badeplattformen und eine Tür zur Bugsektion in der Bootsmitte sind sonst eher bei größeren Booten zu finden. Als Leichtgewicht ist die AMT 165 BR auch gut zu trailern. Im jetzt beginnenden Jahr, so Werft-Chef Mikael Winqvist, wird das Modell auch in Deutschland zu kaufen sein.

Bei den Weekendern erhielt der TG 7.9 KingCruiser den diesjährigen Preis der Messejury. Der Daycruiser verfügt über die geräumigste Kabine seiner Klasse. Den Bugbereich in einem Laufweg und eine Minikabine zu unterteilen, ist eine neue und mutige Lösung, die zu funktionieren scheint. Die Variabilität der kleinen Kajüte und das Lounge-Cockpit im Heck machen die TG zu einem schönen Boot für Tagestrips.
Boots-Startup setzt auf Bilderkennung
Wer in der Bootsindustrie Skandinaviens etwas bewegt, ist sicher in Helsinki anzutreffen. Auch Kristian Raij von Skipperi ist am ersten Tag der Vene Bat vor Ort. Er hat es nicht weit: Das von ihm gegründete Startup zur Bootsvermietung im Monatsabonnement hat seinen Firmensitz in Helsinki. In diesem Jahr soll die Expansion in einigen Großstädten in Finnland und Schweden abgeschlossen werden, sagt er am Skipperi-Messestand, vor dem ein Motorboot liegt.
Das im Wesentlichen durch finnisches Risikokapital finanzierte Unternehmen bietet Bootsfahrern an, zum monatlichen Festpreis ein Motorboot tageweise zu nutzen. Das Leihwesen funktioniert entweder untereinander oder als Service. Dazu setzt Skipperi mehr als 100 komplett ausgestattete Yamarin-Motorboote ein. Dazu kommen rund 40 Ruderboote, die in mehr als 20 Stützpunkten in Finnland und der schwedischen Kapitale Stockholm verfügbar sind.


Das System funktioniert mit viel Automatisierung. Daran haben die Gründer im letzten Jahr gerbeitet. Die Benzinkosten werden automatisch auf Grundlage der vom Motor kommenden Daten in Rechnung gestellt und per Kreditkarte bezahlt. Beim Check-in und Abgeben des Boots wird der Außenborder hochgefahren, um Fotos vom Propeller zu machen. Ein Bilderkennungsalgorithmus soll eventuelle Schäden automatisch melden.
In den nächsten Jahren, so der CEO gegenüber float, will Skipperi seine Dienste möglicherweise in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen starten. Hier gibt es nicht nur Wasser. Das Publikum hat auch reichlich Erfahrung mit Mietbooten wie den elektrisch betriebenen Rand Boats, die als Picknickboote im Einsatz sind. Deutschland steht deutlich weiter hinten auf seiner Agenda. Ausschließen will er aber nicht, mit Skipperi auch in deutschen Städten mit guter Wasser-Infrastruktur zu starten, sagt Raij.
Gesunde Zahlen
Die Branche beschäftigt in Finnland etwa 3.500 Menschen, und es gibt in Vergleich zu Deutschland eine Vielzahl von Werften, die im Branchenverband Finnboat organisiert sind. Die finnische Bootsindustrie entwickelt sich gut, sagte Jarkko Pajusalo bei der Pressekonferenz des Industrieverbands. Der Nettoumsatz der Branche stieg 2019 um mehr als 10% auf fast 600 Millionen Euro, die Beschäftigung verbesserte sich – und die wichtigen Exporte wuchsen „stark“, so Pajusalo.

Der Wert der aus Finnland exportierten Boote stieg um 20 % auf 253 Millionen Euro von Januar bis November 2019. „Insgesamt wurden fast 9.000 Boote aus Finnland in insgesamt 37 Länder exportiert“, erklärte der Finnboat-Chef. „Die wichtigsten Exportmärkte sind nach wie vor die westlichen Nachbarn Schweden und Norwegen, obwohl die Exporte in beide Länder im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen sind.“
Der Gesamtwert der Exporte nach Schweden betrug 55 Millionen Euro, während auf Norwegen 2.700 Boote und ein Umsatz von rund 49 Mio. Euro entfiel. Nach Deutschland gingen Bootsausfuhren im Gesamtwert von 11,4 Millionen Euro. Das entspricht 246 Booten und ist weniger als im Jahr zuvor.
Der Chef des finnischen Bootsbauerverbands schloss die Messe am späten Sonntag mit einem lakonischen Facebook-Post: „Auch die Meerjungfrauen gehen auch nach Hause, also muss ich wohl gehen. Die Vene Bat schließt ihre Türen, es war toll, wieder mittendrin dabei zu sein.“

Premieren testen, wenn es warm wird
Im Frühsommer sehen sich die Journalisten und die finnischen Bootsbauer wieder – mitsamt den Helsinki vorgestellten Premieren – bei der für Juni geplanten Finnboat Floating Show. Mehr als 50 Journalisten werden dann, zum Sea-Trial-Event des Verbands, die Neuheiten des Modelljahrs 2020 für mehrere Tage testen. Die float-Crew wird dabei sein.
Bis zum Ende der Schau nach neun Tagen hatten wieder rund 70.000 Finnen und deren Freunde aus der Fremde die Vene Bat besucht haben. Das sind, bezogen auf die Bevölkerungsdichte, rund doppelt so viele Gäste wie in Deutschland bei dessen drei größten Bootsmessen in Düsseldorf, Berlin und Friedrichshafen.
Arek Rejs, Juror des Best of Boats Awards und float-Autor, hat das Geschehen in Helsinki in seinem kurzen Video auf den Punkt gebracht.