In einer Nebenbucht der östlichen Kieler Bucht liegt der Yachthafen Lippe, einer der ursprünglichsten Häfen an der Südküste der Ostsee. Seit den heftigen Winterstürmen im Januar 2019 sieht es nicht gut aus für den Hafen, der 210 Bootsliegern Platz bietet. Das Hochwasser nach dem Sturm hat die schmale Zufahrt versandet. Außerdem sorgt eine Barre vor der Hafeneinfahrt quer zur Einfahrt dafür, dass den Hafen kaum jemand mehr verlassen oder anlaufen kann – auch nicht das Seenotrettungsboot „Woltera“ und einige Fischerboote.
Seenotretter können nicht mehr auslaufen
Nicht haltbar ist die Situation für das DGzRS-Rettungsboot, sollte es zu einem Notfalleinsatz in diesem Küstengebiet gerufen werden. Wie float von Christian Stipeldey, Sprecher der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, auf Anfrage erfahren hat, müsste ein Einsatz von einer der weit entfernt liegenden Stationen in Laboe oder Heiligenhafen gefahren werden.

Das wäre mit einem erheblich größeren Zeitaufwand verbunden, käme es tatsächlich zu einem Notfall vor der Küste. Das im jetzt versandeten Yachthafen Lippe stationierte Seenotrettungsboot „Woltera“ wurde 2002 in Dienst gestellt. Das Boot musste immerhin rund 20 Mal im Jahr zu Rettungsfahrten auslaufen.
Die nächste Saison naht – ohne Zufahrt
Eine – angesichts der nahenden Bootssaison – zufriedenstellende Lösung zu finden, scheint nicht einfach zu sein. Der Yachthafen Lippe liegt am Abfluss des Großen Binnensees und der Kossau zwischen Behrensdorf und dem Ostseebad Hohwacht. Eigentümer ist ein Privatmann, Graf Franz von Waldersee vom Gut Waterneversdorf. Hauptnutzer der Anlage, die im Sommer auch für Gastlieger offen ist, ist bisher der Yachtclub Lippe Ostsee. Es gibt Kran- und Slipmöglichkeiten, Toiletten, Duschen sowie Wasser- und Stromanschlüsse.
Schnelle Abhilfe für einen funktionierenden Hafenbetrieb sollte also selbstverständlich sein. Jahrelang war der freie Zugang zum Lippe-Hafen immer gewährleistet. Warum nun nicht mehr? Die Antwort: Für die notwendigen Ausbaggerungen hat von Waldersee eine Genehmigung von 1978. Und die ist veraltet.

Die Lizenz zum Baggern ist abgelaufen
Im September 2018, weit vor den sandbringenden Winterstürmen, gab es eine erste Ortsbegehung mit Behördenvertretern aus Kiel, dem Kreis Plön und dem Grafen persönlich. Dabei ging es, so erfuhr float aus dem Umweltministerium, um den rechtlichen Rahmen der Unterhaltungsbaggerungen im Zufahrtsbereich des Hafens Lippe. Dem Grafen wurde mitgeteilt, dass die veraltete küstenschutzrechtliche Erlaubnis von 1978 eine Verbringung von sandigem Baggergut aus dem Bereich der Hafenzufahrt in die Ostsee nicht umfasst.
Das gefiel dem Eigentümer des Hafens nicht. Allein eine gewünschte Untersuchung des Sediments unter der Sandbank, so Graf von Waldersee gegenüber den Kieler Nachrichten, schlage mit mehreren 10.000 Euro zu Buche. Außerdem müsste die Größe und die Form der Fahrrinne neu berechnet werden, was inklusive einer geforderten Bodenanalyse des Baggerguts weitere Kosten bedeuten würde.
Baggersand könnte für neue Strände verwendet werden
Das zuständige Umweltministerium hält dagegen. Vor allem, seitdem Franz von Waldersee Ende Dezember seinen Bootsliegern mitgeteilt hat, die Summe nicht aufbringen zu können. Eine von ihm beantragte Übergangsregelung sei von den Behörden abgelehnt worden. Vize-Pressesprecher Joschka Touré erwidert dazu: „Der erweckte Eindruck, dass die Unterhaltungsbaggerungen aufgrund von Behördenhandeln und naturschutzfachlichen Gründen verhindert wird, ist schlichtweg falsch.“

Man habe mit dem Grafen über mögliche kostengünstige Alternativen gesprochen und vorgeschlagen, dass der anfallende Sand beispielsweise der Gemeinde Schönberg zur Auffüllung des Strandes angeboten wird, erklärte Touré auf Anfrage gegenüber float. Das Hafengebiet selbst betrifft das alles nicht. Für die ebenfalls versandete und verschlickte Lipper Hafeneinfahrt gilt es lediglich, den Nachweis zu führen, dass der Sand für eine Aufbringung im Strandbereich geeignet ist. Also alles kein Problem?
2 Kommentare
Kleine Besserwisserei am Rande: der Hafenbetreiber ist so wenig Graf wie Michael Krieg, der Autor der Story, Soldat ist – seit der Weimarer Republik ist hierzulande der Adel abgeschafft 😉
Richtig, „Graf“ ist heute ein Namensbestandteil. Geändert!