Natürlich gibt es die nimmermüden Leistungssegler, die Strecke machen, Landgänge nur zum Tanken und immer frischen Wind im Groß haben wollen. Für sie ist der Bodden – so heißen flache Buchten in der östlichen Ostsee – allenfalls zum Warmlaufen geeignet. Aber alle anderen, denen Binnen zu klein und Ostsee zu groß ist, haben hier ihr ideales Revier: immer wieder überraschend, vielseitig und zugleich übersichtlich!
Dazu noch mit einer Basis, die für Landgänge bei Schlechtwetter die optimalen Voraussetzungen bietet: Greifswald ist eine der schönsten Küstenstädte der Region. Die historische Innenstadt erfreut Anleger sowohl zum Einkaufsbummel als auch zur Besichtigung alter Gebäude wie dem Dom St. Nikolai ein. Als Universitätsstadt verfügt Greifswald zudem über jede Menge junges Leben – und die dazugehörige gute Auswahl an Restaurants und Kneipen.

Viele Ziele in Tagestörn-Distanz
Was für Wassersportler und Fahrtensegler am Wichtigsten ist: Greifswald ist durch den Fluss Ryck mit dem Bodden verbunden. Das zwischen Usedom und Rügen gelegene Flachwasser-Areal zählt zu den schönsten Segelrevieren an der Ostseeküste – und es gibt hier viele attraktive Nahziele.
Das mögliche Wochend-Programm reicht von der Rügenschen Boddenküste im Nordwesten mit ihren seichten, verschwiegenen Anlege- und Ankerplätzen bis zum Peenestrom zwischen Usedom und Wolgast im Osten. Abstecher nach Putbus, Stralsund oder zur Greifswalder Oie sind mit einem gemütlichen Tagestörn möglich. Auch nach Hiddensee im Westen ist es nicht viel weiter.
Drei Yachthäfen zur Auswahl
Kein Wunder also, dass Greifswald sich als perfekte Basis eignet – und dafür auch gleich mit drei Häfen aufwartet.

Direkt an der Flussmündung gibt es im Greifswalder Stadtteil Wieck den gleichnamigen Yachthafen Wieck. Umsäumt von urigen Fischerkaten aus dem 18. und 19. Jahrhundert, bietet der gerade modernisierte Hafen mit 289 Liegeplätzen sowohl kleinen als auch größeren Schiffen genügend Auswahl zum Anlegen, sowohl in Boxen als auch – für die längeren Modelle – längsseits am Kai.

Wie im historischen Fischerdorf
Im Yachthafen Wieck scheint man mitten in einem Fischerdorf aus dem vorletzten Jahrhundert zu liegen. Am Bollwerk des Ryck stehen die historischen ziegelgedeckten Kapitänshäuser und das alte backsteinerne Zollhaus. Hier befindet sich auch das Hafenamt. Das 67 Jahre alte Segelschulschiff „Greif“ vervollständigt das malerische Bild.
Die Stadt Greifswald hat inzwischen einiges unternommen, um den Yachthafen Wieck in den Tourismusbereich mit einzubinden. Mit Erfolg: Links und rechts der Ryck wurde die Pier in den letzten zwei Jahren umfangreich saniert.
Die Saison hat überraschend gut begonnen, sagt Hafenmeister Christian Kulikowski zu float. „Das hatte ich nicht erwartet.“ Inzwischen ist die Marina nahezu ausgebucht. Für Übernachtungsgäste gibt’s natürlich immer noch ein Eckchen, aber „ab 20 Meter bitten wir um Voranmeldung“.
Waschräume, Restaurants und sämtliche weitere Infrastruktur sind wieder voll nutzbar. Im Frühjahr wurde ein weiterer Trinkwasseranschluss gelegt, so dass es nun derer drei gibt.

Jazz auf 2021 verschoben
„Sowohl für die Gäste an Land als auch die Segler auf dem Wasser haben sich die Bedingungen sehr verbessert“, sagt Bausenatorin Jeannette von Busse. „Die Segler können besser mit ihren Booten anlegen, und für die Spaziergänger wurde die Promenade noch schöner gestaltet.“ Nicht nur die Landtouristen, auch die Segler scheinen das neue Konzept zu schätzen. Etwa 20 Prozent der Hafengäste kamen 2017 aus dem Ausland.

Wenige hundert Meter vom Yachthafen Wieck entfernt liegen das Strandbad Eldena und die gleichnamige Klosterruine. Dieser eigentliche Gründungsort der Stadt Greifswald aus dem Mittelalter ist das bekannteste Motiv des romantischen Malers Caspar David Friedrich. Regelmäßig finden hier die überregional bekannten Eldenaer Jazz-Evenings statt, leider fallen sie aufgrund von Corona dieses Jahr aus.
Auch das stimmungsvolle Fischerfest Gaffelrigg, das größte maritime Volksfest Vorpommerns in Wieck, wurde auf 2021 verschoben. Weitere Informationen zum Stadthafen Wieck gibt es direkt beim Hafenamt unter der Rufnummer (03834) 85 36 29 33.

Flair der jungen Universitätsstadt
Wer lieber mitten in der Stadt liegen und das Flair der Universitätsstadt genießen will, sollte im Museumshafen Greifswald anlegen. Durch die Wiecker Klappbrücke – 1887 nach holländischem Vorbild erbaut – hindurch geht es die Ryck entlang. Vorbei geht es dazu an den Stegen der Hanse-Werft, die in Greifswald ihren Hauptsitz hat.
Zum umfangreichen Programm im Museumshafen Greifswald gehört das Treffen alter Schiffe, das normalerweise am dritten Wochenende im Juli zusammen mit dem Fischerfest der Hansestadt stattfindet.

Direkt neben der Hanse-Werft liegen
Aller guten Dinge sind drei, und so darf die Marina Yachtzentrum am Ryck natürlich nicht fehlen. Sie ist umgeben von Ferien- und Wohnhäusern im skandinavischen Stil auf der einen Seite und der historischen Altstadt von Greifswald auf der anderen Seite. Die 250 Dauerliegeplätze bietende Marina liegt bemerkenswert schön und hat dazu sämtliche Vorzüge eines modernen Stadthafens.
„Wir sind gut davongekommen“, so Marina-Geschäftsführer Ronny Sielski zu float. Man habe sich „nicht auf Corona ausgeruht“, sondern die Ärmel hochgekrempelt: Anstatt alles einzufrieren, wurden die Dauerlieger kontaktiert und nahezu alle Yachten im Winterlagen selbstständig ins Wasser gebracht. „Die Eigner haben sich gefreut!“
Das proaktive Vorgehen reduzierte die Ausfallquote erheblich: Weniger als zehn Prozent der Kunden verzichteten am Ende auf die Saison. Sielski: „So haben wir den Hafen ziemlich schnell vollgekriegt, Pfingsten hat’s hier gekracht!“

Mehr Wohnen auf dem Wasser
Wie der Kollege vom Stadthafen ist auch Sielski überrascht, wie gut sich die Saison entwickelt. Er wagt bereits Neues: Wie auch in Kröslin und Krummin soll die Greifswalder Marina durch Floating Homes bereichert werden. Etwa ein Dutzend schwimmende Ferienwohnungen kann der Geschäftsführer des Yachtzentrums am Ryck sich vorstellen.
Gemeinsam mit der Stadt soll die Planung jetzt vorangetrieben werden. „Es geht um Teilhabe – die Menschen können im Hafen wohnen, sie beleben die Anlage, da haben alle etwas davon.“
Gute Erfahrungen habe man bereits mit Slube-Homes gemacht, das sind mobile Mini-Häuschen am Ufer für Feriengäste. Die sind buchbar übers Internet, die Schlüssel über einen Safe zugänglich. Die Ponton-Häuser, die vielleicht noch in diesem Jahr dazukommen, sind komfortabler: mindestens 30 Quadratmeter groß, für bis zu vier Personen. „Wohnen auf dem Wasser ist angesagt.“
Infrastruktur für jeden Wunsch
Wenige Gehminuten von den Stegen im Yachtzentrum am Ryck entfernt lässt sich die Universitätsstadt Greifswald zu Fuß entdecken. Wer die Marina nicht verlassen will: kein Problem. Für gute Laune am Morgen sorgt der Brötchenservice des Hafenmeisters. Die so gebunkerten Kalorien können im hafeneigenen Fitness-Studio wieder abtrainiert werden.
Dank der benachbarten Yachtwerft Greifswald ist auch die maritime Infrastruktur im Yachtzentrum am Ryck bestens ausgebaut. Ob Segelmacherei, Yachtausrüster, Lackiererei, Motorenservice oder Yachtelektrik: In dieser Marina gibt es fast alles, was Bootseigner brauchen.
Auch Herz und Bauch von Kulinarikern kommen zu ihrem Recht. Das mehrfach mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant „Die Tischlerei“ direkt am Ufer der Ryck bietet mittags und abends Leckeres von einer kleinen, aber feinen Speisekarte an.