Seit meiner Kindheit ist es mein Traum, die Hochseeyachten des Volvo Ocean Race in Aktion zu sehen. Dieses Jahr war es soweit: Ich bin vom Namenssponsor und offiziellen Motorenlieferanten für die Racer eingeladen, um den Start des Rennens zu beobachten.
45.000 Seemeilen, 12 Häfen, 8 Monate, 7 Crews
Sieben Crews sind beim Volvo Ocean Race 2017/18 dabei, um in Etappen einmal um die Welt zu segeln: das Team AkzoNobel, das Dongfeng Race Team, Desafio Mapfre, Vestas 11th Hour Racing, Sun Hung Kai Scallywag, das Team Brunel und Clean Seas. Rund acht Monate dauert das in mehreren Langschlägen gesegelte Rennen.

Die Gesamtstrecke beträgt 45.000 Seemeilen. Es ist der längste je geplante Kurs in der Geschichte des Volvo Ocean Race. Die Boote durchqueren vier Ozeane und machen dabei in zwölf Hafenstädten Station: Vom Start in Alicante geht es nach Lissabon, dann weiter nach Kapstadt. Richtung Osten geht es nach Hongkong, Guangzhou, Melbourne und Auckland. Über den Stillen Ozean führt die Strecke über Itajaí bis nach Newport. Und hier geht der Weg noch einmal über den Atlantik nach Cardiff, Den Haag und Göteborg.
Frauen sind keine Exoten mehr an Bord
Erstmals gelten die neuen Regeln in Bezug auf Frauen als Teil der Crews. Teams können aus sieben Männern plus ein oder zwei Frauen bestehen. Fünf Männer und fünf Frauen sind ebenso möglich. Oder elf Frauen bei einer rein weiblichen Crew. Alle männlichen Teams sind diesmal auf sieben Segler an Bord beschränkt.
Tatsächlich sind in jedem Team zwei Frauen an Bord. Eine Ausnahme bildet das Team „Turn the Tide on Plastic“ mit einer Besatzung von je fünf Männern und fünf Frauen.
Eine weitere neue Regel ist, dass der Skipper seine Besatzung von Etappe zu Etappe wechseln kann. Welche Auswirkungen das auf die Fitness hat, lässt sich leicht ausrechnen. Einhand den Globus zu umrunden, ist sicher etwas anderes.
Fans, so pünktlich wie die Maurer
Das Race Village öffnete elf Tage vor dem ersten Regattatag im südspanischen Alicante, wo das Volvo Ocean Race traditionell beginnt. Food Trucks, Konzerte und ein Programm an und auf dem Wasser sollten für Festivalstimmung noch vor dem Startschuss sorgen. So konnten die Presse und das Publikum die Teams kennenlernen.
Doch als ich vier Tage vor dem Start ankomme, bin ich ein wenig enttäuscht. Wirklich etwas los war nicht auf dem Regatta-Campus. Große Menschenmengen suche ich vergeblich. Ob es zu Regattabeginn wohl ebenso beschaulich zugehen wird?

Falsch gedacht! Am Sonntag, den 22. Oktober, war die Marina gesteckt voll mit Regattafans. Zahllose Zuschauer trugen die Mannschaftsfarben auf Trikots, und sie begrüßten die Segler wie Hollywood-Stars – pünktlich wie die Maurer zur Stelle und treu wie Fans eines Fußball-Clubs. Ich berichte über viele Events, wie z. B. das F1 H20-Rennserie. Doch solche Begeisterung für eine Veranstaltung auf dem Wasser habe ich nie zuvor gesehen.
Auf Tuchfühlung mit Tausenden
Nach meinem Einstieg aufs Fotoboot ziehen Kunstflieger über die Bucht und zeichnen die spanische Flagge mit Farbe an den Himmel, während die Regattaboote den Yachthafen verlassen. Unser Boot gehört zu den letzten, die aus der Marina laufen. So sehe ich erst auf dem offenen Wasser, was da los ist: Hunderte von Booten sind unterwegs, um beim Start und Rennen der sieben superschnellen Regattaboote dabei zu sein – kleine und große, Segler, Motorboote und Jetskis.
Sogar der König von Spanien ist vor Ort. Selbst Teil einer segelversessenen Familie, ist er angereist, um die Teilnehmer des Volvo Ocean Race zu grüßen.
Lasst das Rennen beginnen!
Ein weiterer denkwürdiger Moment ist, als die Ocean-Racer unter Segeln regelrecht im Slalom zwischen den Zuschauerbooten manövrieren, kurz, bevor sie das offene Meer erreichen. Für einen kurzen Augenblick sind die empfindlichen Rennboote nicht weiter als zwei bis drei Meter von den Bordwänden der großen Ausflugsschiffe entfernt – eine großartige Demonstration der Segelfertigkeiten der Crews! Und nicht ganz gefahrlos.

Nach einem kurzen Küstenrennen verlässt die Flotte mit den sieben Booten des Typs Volvo Ocean 65 die Gewässer vor Alicante. Über Gibraltar geht es nach Lissabon, wohin die erste, noch sehr kurze Etappe führt. Als erstes Boot übernimmt das „Dongfeng Race Team“ die Führung. Bei einem Offshore-Rennen über die Weltmeere ist das nur eine Randnotiz. Gibraltar empfängt „Vestas 11th Hour Racing“ als erstes Boot. In der Nacht darauf fällt die chinesische Crew weiter zurück: Zwei Tage nach dem Start liegt Dongfeng auf dem sechsten Platz. Alles ist möglich, wie ein Blick auf den Live-Tracker im Internet zeigt.
Hinter den Kulissen
Einige Dinge, die möglicherweise nicht auf der Website des Volvo Ocean Race zu finden sind: Die Innenseite aller Boote ist roh und schwarz. Warum? Das Lackgewicht beträgt rund 20 kg und ist damit zu schwer. Ein Rennboot muss schließlich so leicht wie möglich bleiben.
Wie viele Kilogramm Gepäck darf jedes Crewmitglied mitnehmen? Es sind nicht mehr als 30 kg, inklusive der kompletten Segelausrüstung.
Die VOR 65 genannten Rennboote werden, wenn nicht unter Segeln, von Motoren des Typs Volvo Penta D2-75 angetrieben. Der Verbrenner wird verwendet, um den Stromgenerator an Bord zu betreiben, für Ein- und Auslaufmanöver – oder um den Kiel anzuheben.
Wie viele Stunden lang werden diese Motoren wohl während der gesamten Regatta genutzt? Beim letzten Volvo Ocean Race waren es 1.800 Stunden! Liebe Segler, vergesst also nicht, euch um eure Motoren zu kümmern.