Die fünfte Boot & Fun Inwater in Werder zeigt, was heute Boating auf der Höhe der Zeit bedeutet. Dazu gehört die Entdeckung der Langsamkeit: Die Dänen nennen es hygge, die Amerikaner hang loose. Schnell fahren macht Spaß, langsam oder leise cruisen noch viel mehr – mit Motoren, die nicht zu hören sind, und mit Reisebooten, die gleichzeitig ein Zuhause auf dem Wasser bieten.
Auch die Notwendigkeit, schnell nachhaltig zu werden bei Materialien, Technologien und Energieträgern, spiegelt sich bei der sommerlichen Preview- und Auftaktschau für die Boot & Fun Berlin in den Messehallen der Hauptstadt wider. Für Elektroboote ist das Event in Werder seit einigen Jahren einer der wichtigsten Treffpunkte mit Groß-Auswahl in Deutschland.

Trotzdem repräsentieren Sportboote, Familienboote und Reiseyachten den größten Teil der in Werder ausgestellten Boote. Wie in den Vorjahren dabei sind bekannte Marken wie Bavaria, Fjord, Galeon, Greenline, Interboat, Jeanneau, Marex, Marian, my-elektroboot, Quicksilver, Ryck, SeaRay, Sessa, Sunbeam – soweit der Stand drei Wochen vor dem Start der Schau.
Mehr Premieren an der Promenade
Letztes Jahr war die „kleine“ Boot & Fun in Werder mit rund 150 erwarteten Booten die größte Inwater-Messe 2021 in Deutschland. Im November folgt dann in Berlin die große Schau in den Hallen unterm Funkturm mit dem Best of Boats Award.
Eine der wichtigsten Premieren der Boot & Fun Inwater 2022 ist die Perla e-Vision. Auf den ersten Blick ein Hausboot, ist das aus Aluminium gefertigte Multihull-Schiff gleichermaßen ein Katamaran und Reiseboot. Dabei bietet es einen ungewöhnlichen, sehr eleganten Anblick: Vorn komplett offen, führt die durchgehend verglaste Front zum Salon. Die beiden Kajüten sind als Privaträume zum achterlichen Balkon hin orientiert.

Die emissionsfrei autark laufende und elektrisch angetriebene Perla wird komplett auf der High-Tech-Werft nahe der Oder gefertigt. Virtuelle 3D-Planung mit den künftigen Eignern und eigene Möbel- und Polsterwerkstätten ermöglichen individuelle Varianten.
Seine Deutschlandpremiere auf der Boot & Fun Inwater hat die Alfastreet 21 Open. Den höchsten Wiedererkennungswert hat sicherlich das hydraulische Hardtop-Dach, das sich in weniger als einer halben Minute schließen lässt – aus bis zu 30 Metern Entfernung. Im Cockpit ist eine kleine, aber gut organisierte Pantry platziert – mit ausziehbarem 30-l-Kühlschrank, Herd und Spüle.
Rund um den Kapitän gebaut
Eine Deutschlandpremiere ist das klassisch schöne Sportboot Four Winns H2. Die eleganten Bowrider aus den USA sind wieder da auf dem europäischen Markt! Das 6,70 m lange Sportboot mit Platz für vier plus zwei Crew-Mitglieder (zugelassen ist es für neun Personen) sieht sehr gut aus. Und es macht eine gute Figur als Zugfahrzeug für Wasserskifahrer, dem leisen Mercury-Außenborder am Heck sei Dank.

Erstmals in Werder auf dem Wasser zu erleben ist das spektakuläre Elektroboot X-Shore Eelex 8000. Mit mehr als 100 Seemeilen Reichweite bis zum nächsten Lade-Stopp und über 30 Knoten Top-Speed geht der schwedische Hersteller ins Rennen. Schon der Slogan erfreut: „Rund um den Kapitän gebaut“.
Alle Bedienelemente werden über einen zentralen 24-Zoll-Touchscreen von Garmin mit einer von X-Shore entwickelten Software gesteuert. Bei der Motorleistung wird geklotzt: 170 kW ist der E-Motor stark, der das acht Meter lange Boot antreibt.
Erstmals in Werder zu sehen ist auch die Karnic SL 702 Mk2. Das erfolgreichste Modell der zypriotischen Werft ist ein vielseitig einsetzbares Center-Console-Boot, hat also einen mittig angelegten Steuerstand. Es wird mit maximal 250 PS motorisiert. Schlau gedacht ist das Decksdesign – man merkt spätestens unterwegs, dass alles dort seinen Platz hat, wo es sinnvoll ist.
Werder setzt den Standard
Mit mehr Booten und mehr Fläche wächst die Boot & Fun Inwater weiter – und etabliert sich zusehends als Deutschlands größte Wassersportveranstaltung in einem Binnenwasserrevier. Man sei „eigentlich ausgebucht“, erfuhr float von den Organisatoren.
„Wenn es dreimal stattfindet, dann ist es eine Tradition“, sagte Projektleiter Daniel Barkowski 2020 vor der Aufnahme des float Originals Podcasts fast keck. Inzwischen ist es ein halbes Jahrzehnt, dass das Spinoff der Boot & Fun auf und am Wasser stattfindet.
Viele Aussteller entscheiden buchstäblich erst kurz vor dem Start, mit welchen Booten sie an den Steg gehen. Ein Grund dafür sind die angespannten Lieferketten, die andererseits für manche erfreuliche Überraschung bei den angekündigten Booten sorgen.
Die norwegische Edelwerft Marex zeigt die Marex 310 SC und die Marex 320 ACC. T&R Yachthandel bringt das Reiseboot Balt 818 Titanium mit. Mit dem Halbgleiter sind 25 km/h bei recht geringer Motorleistung möglich, und mit dem PKW trailern lässt sich das Achtmeterboot ebenfalls.
Aus Frankreich in die Havelauen kommen die aktuellen Familienboote von Jeanneau. Ausgestellt werden die populären Modelle Merry Fisher 695 und 795 und die Cap Camarat 7.5 als Walkaround-Version mit mittig platziertem Fahrstand. Außerdem zu sehen sind die größeren Reiseboote Cap Camarat 10.5 WA und die NC 37.
Und dazu die Merry Fisher 1095 Fly. Was die französische Werft dazu veranlasst hat, die bislang kompakten Familienbooten vorbehaltene Modellreihe in Länge und Höhe auszubauen, ist klar: Länge läuft. Das gilt nicht nur für die Rumpfgeschwindigkeit, sondern im übertragenen Sinne auch für den Wandel bei Bootsinteressenten. 2022 gilt nämlich: Acht Meter sind das, was vor zehn Jahren noch sechs Meter waren: die Einstiegsgröße.
Ein Schwimmsteg für die Kleinen
Eine Nummer kleiner sind die Sloepen der Marken Interboat und VanVossen, die erstmals an einem eigenen Schwimmsteg präsentiert werden. Neben der aus Aluminium gefertigten VanVossen 650 sind vier Interboat-Sloepen vor Ort – jeweils zwei mit konventionellem und mit elektrischem Antrieb. Elektrisch laufen die Interboat 19 und die Interboat Intender 700, als Tuckerboote die Intender 650 und die Intender 820.
Ebenfalls in Richtung Sloep orientiert sich die finnische Marke Terhi mit dem Modell Terhi 450 Sloep. Basierend auf dem Bestseller Terhi 450 – der als Terhi 450 C mit Außensteuerstand ebenfalls zu sehen ist – ist die geräumige Sloep mit vielen Sitzflächen für Ausflüge wie gemacht.
Die größte unter den Kompakten ist die Terhi 480 Sport im Stil der 1970er und 1980er Jahre, gepaart allerdings mit moderner Technologie und Komfort. Der ABS-Kunststoff macht das Boot robust und pflegeleicht. Das mag einer der Gründe dafür sein, dass Terhi ein Favorit bei vielen Wassersport-Einsteigern ist, die als Trailerfahrer mobil bleiben möchten und ihr Boot im Winter schlicht in der Garage schlafen lassen.

Klassisches Gewand, modernste Technik – so zeigt sich die neue Bootsserie Da-Nel mit geklinkertem Rumpf und uriger Ausstrahlung. Carl Nissen zeichnete dieses Boot schon 1978. Heute ist das in Dänemark unter dem Namen „Besst“ gebaute Kajütboot ein zeitloser Klassiker – und viele Exemplare fahren noch.
Nun erlebt die effiziente Form eine Renaissance. Dass dänische Tradition hier elektrische Moderne trifft, zeigt sich auch im sprechenden Modellreihennamen Dan-El. Der Antrieb der Danel 455 und Danel 505 kommt von WaterWorld aus den Niederlanden. 70 Seemeilen weit fahren sie beide, wenn man langsam genug unterwegs ist.
Es werde elektrisch!
Als Finalist des Best of Boats Awards kommt die Marian M 800 zurück an die Havel. Das cool gestaltete Elektroboot aus Österreich, das Beautiful Boats – der Name ist Programm – präsentiert, ist hochwertig bis ins Detail verarbeitet und zeigt dabei auch auf längerer Strecke sportliche Fahreigenschaften. Bei Bedarf mit 150 kW Leistung und bis zu 63 km/h schnell.
Das kleinere Schwestermodell, Marian Capriole 700, lädt ebenfalls elektrisch. 10 kW Leistung und bis zu 200 km Reichweite setzen leistungsmäßig den Rahmen für ein ausgelassenes Wochenende auf dem Wasser. Mit Kajüte und geschlossenem Cockpit lässt sich das Siebenmeterboot aus dem Salzburger Land abwechselnd in eine offene Badeinsel, einen schattigen Ruheplatz und ein schützendes Zuhause verwandeln.
Molabo präsentiert auf der Boot & Fun Inwater sein emissionsfreies und berührsicheres 48V-Elektro-Antriebssystem Iscad V50 als leistungsstarken 50-kW-Innenborder in einem Demo-Boot vor Ort. Die fehlende Hochspannung macht die Integration und Wartung des extrem robusten Elektromotors um ein Vielfaches einfacher als bei vergleichbaren Hochvolt-Systemen.
Ein Audi zum Foilen
Elektrisch übers Wasser zu floaten funktioniert auch mit dem Audi e-tron foil. Es gibt weder Kabine noch Steuerstand oder Reling, denn hier ist man auf dem Board an Bord. Mit dem komplett aus Kohlefaser gefertigten Foilboard fliegt man bis zu 50 km/h schnell, mit dem Wasser nur durch die Finne und den starken E-Motor verbunden. Gebaut hat das Board ein Spin-Off der Audi AG.

Alfastreet produziert seine kompakten Familienboote sowohl für Elektroantriebe als auch klassisch mit Otto-Motor. Die Alfastreet 23 Evo Elektro läuft mit dem 10 kW leistenden Piktronik-Motor. Das Boot hat Platz für bis zu acht Personen und bietet ausreichend Bewegungsfreiraum. Die Cuddy-Kajüte ist groß genug, um eine kompakte Pantry und eine Toilette unterzubringen.
Die Alfastreet 18 ist das Küken in der slowenischen Bootserie. Mit einem 9,9 PS starken Außenborder ist das Boot, das Krüger & Till ausstellt, zwar nicht elektrisch, aber dafür ohne Führerschein nutzbar. Das gilt auch für die meisten Hausboote, die in Werder gezeigt werden.
Mein Haus, mein Boot, mein Hausboot
In Berlin-Brandenburg lebt es sich nicht nur gut an und auf dem Wasser, die Hauptstadtregion ist auch ein führender Standort für Unternehmen, die Hausboote entwickeln und herstellen. Einer der bekanntesten Pioniere ist Nautilus aus Köpenick.
Das südlich von Berlin in der eigenen Werft produzierende Unternehmen präsentiert mit ihrem neuesten Bootstyp Nautilus Nautiki seine diesjährige Inwater-Premiere. Das preisgünstigste Modell der Hausbootflotte ist ein Weekender – und mit einem oder zwei Schlafzimmern gut für vier Personen. Besonders schön sind die organische Form und verwendeten Naturmaterialien.
Gezeigt wird auch das kompakte, klar gestaltete Wasserwanderboot Vagabund 30 mit großen Terrassenflächen und die Nautilus 40, die je nach Raumaufteilung genug Platz für acht Personen hat. Für die Schleusenfahrt lässt sich das große Boot schrumpfen – durch einklappbare Gangborde, Cabriodach und faltbare Schlafkabine.

Bei den Modellbezeichnungen der Berliner Anbieters House Boat Yacht stehen die Nummern nicht für die Bootslänge, sondern für die verfügbare Quadratmeterzahl Wohnfläche. Dem entsprechend bietet das neue Flaggschiff HBY 140 SolarYacht mit 140 Quadratmetern mehr Lebensraum als ein großzügig geschnittenes Einfamilienhaus.
Gewappnet für Zeiten teurer werdender fossiler Brennstoffe ist das lichtdurchflutete Boot mit Riesen-Dachterrasse durch ein starkes Solarsystem, das den Strombedarf an Board komplett mit Solarstrom decken soll. Gespeichert wird die Solarenergie in Zellen, die auch im Mercedes EQS Verwendung finden. Elektrisch fahren kann die HBY 140 auch: per 48-Volt-Elektromotor.
Symbiose aus Hausboot und Stahlschiff
Eine Symbiose aus klassischem Hausboot und einem robusten Stahlschiff ist die neue Binnen-Yacht von SuiteHome. Die London 20, die erstmals auf der Boot & Fun Inwater gezeigt wird, wurde fürs uneingeschränkte Wohnen und Reisen auf dem Wasser entworfen. Das Interieur des aus hochwertigem Stahl gefertigten 19,80 m langen Schiffs erinnert an ein Landhaus mit Gefühl fürs Designdetail. Auf dem beplankten Oberdeck wiederum lässt sich die Aussicht genießen. Home, sweet home eben!

Das autarke Caravanboat Departure One wiederum vereint Sportboot, Hausboot, Tiny House und Wohnwagen in einem. Das heißt: Es kann auf dem Land und auf dem Wasser eingesetzt werden. Ob sich das Boot mit LTE-Antenne, Verbrennungs-WC und trimmbarem Außenborder auch als mobiler Arbeitsplatz durchsetzt, werden wir sehen.
Spezialfall Segeln
Die Region Berlin-Brandenburg ist mit reichlich Seen gesegnet und damit als Segelrevier prädestiniert. Nirgendwo sonst gibt es so viele Vereine für Segler wie in Berlin. Es gibt dennoch Luft nach oben bei der Zahl der 2022 in Werder präsentierten Segelboote. Dafür kommt zur Boot & Fun Inwater mit der Sunbeam 32.1 erstmals eine der aufregendsten Segelyachten, die in jüngster Zeit konstruiert wurde.

Das auffällig gestaltete 32-Fuß-Schiff ist nicht nur erstklassig zu segeln, es bietet auch viel Komfort fürs Wochenende mit der Familie. Polarisierend beim Publikum sind der scharf geschnittene Wave-Piercer-Bug und das „Flight-Deck“ auf dem Vorschiff, das die nutzbare Fläche an Deck maximiert.
Selbst Solarpaneele können innovativ sein. Neu gedacht für den Einsatz auf dem Segelboot hat das Kieler Unternehmen flin Solar diese Energiequelle. In Werder überraschen sie mit Produktneuheiten wie FLINrail – einem Solarmodul für die Reling, das einfach in den Relingdraht eingehakt wird – und der FLINkite.

Das sind „fliegende“ Solarmodule, die scheinbar schwebend an den Wanten befestigt werden und so das Sonnenlicht optimal einfangen – gerne auch in Gruppe über- und nebeneinander. Das transparente Laminat sorgt dafür, dass die Solarzellen Licht von beiden Seiten aufnehmen können, also auch das vom Wasser und vom Deck reflektierte Licht.
Bootstester kommen nach Werder
Bevor die Boot & Fun Inwater 2022 startet, kommen die Juroren des Best of Boats Awards nach Werder. In ausführlichen Probefahrten testet die internationale Jury des weltgrößten Motorboot-Awards gemeinsam ausgewählte Neuheiten auf dem Zernsee.

Angekündigt sind die brandneue Alfastreet 21 Open aus Slowenien, das erstmals im vergangenen Herbst präsentierte Familienboot Sea Ray 250 und das spektakuläre Elektroboot X-Shore Eelex 8000.
Weitere Weltneuheiten für Werder sind noch in der Pipeline der Bootstester, heißt es von der Jury des Best of Boats Awards. Und alle potenziellen Award-Finalisten werden auch auf der Boot & Fun Inwater zu sehen sein.
Die Boot & Fun Inwater läuft vom 2. bis 4. September 2022 von 10 bis 18 Uhr. Die Marina in den Havelauen in Werder ist sehr bequem mit der Bahn von Berlin aus erreichbar. Online zu finden sind schon Informationen zu Landprogramm und Anfahrt und das tagesaktuelle Ausstellerverzeichnis.