Was passiert, wenn Bootsbauer und andere Branchenvertreter zu Hause bleiben, weil ihre Messe nicht stattfindet? Sie machen selbst etwas. Auch wenn es keine boot Düsseldorf 2022 gibt: Viele, die unter anderen Umständen jetzt eigentlich ausstellen wollten, präsentieren sich im Januar live im Internet.
Wäre es nicht so bedauerlich, dass Bootsmessen vor Ort im Augenblick nicht stattfinden dürfen, könnten die Veranstalter sich stolz fühlen, dass die Messesaison ab Mitte Januar für die Branche fest eingeplant ist. Wir machen stattdessen eine kleine Rundreise durch Digitalien.

Den Anfang der virtuellen Veranstaltungen machte gestern die Messe Düsseldorf selbst. Das International Media Breakfast für Pressevertreter startete am Dienstag um 10 Uhr, zum selben Termin wie immer. Nur dass die hochkarätige Besetzung mit Speakern von EU, den europäischen Bootsindustrieverbänden und dem Werftchef von Bavaria diesmal ausschließlich am Monitor und Lautsprecher zu erleben waren.
Pressetermine ohne Häppchen
Andere Pressetermine waren ebenfalls nach Digitalien verlegt worden: Sunseeker, einer der verhinderten Headliner von Halle 6, lud zur Pressekonferenz mit den Chefs Andrea Frabetti und Sean Robertson. Die neuen Modelle Predator 65, Superhawk 55 und 100 Yacht passten ganz ohne Transportkosten ins Internet.
Am 26. Januar, also heute, lädt der deutsche Branchenverband BVWW zur Vorstellung des neuen technischen Leitfadens für Hausboote ein. Statt in den Besprechungsraum geht es in den virtuellen Raum, wo Geschäftsführer Karsten Stahlhut erklärt, wie Hausboote in Zukunft aussehen sollten, um als verkehrssicher gelten zu können. Das Bundesverkehrsministerium hat das Werk einer Projektgruppe im Vorfeld einer neuen Verordnung bereits angefordert.
Abends den Versicherer treffen …
Mit einem Veranstaltungsprogramm im Netz wartet in den nächsten Tagen die Hamburger Yacht-Versicherung Schomacker auf. Mit der Aktion „Zoom statt boot – bleiben Sie auf dem Sofa“ laden die Versicherer zu fünf Terminen an fünf Abenden per Zoom ein.

Geübt haben die Hamburger Fachmakler schon 2021: Bei den ersten Zoom-Abenden werden viele Detailfragen geklärt werden, auch aus dem Nähkästchen wurde geplaudert, kurioses Schadenfälle wurden vorgestellt. Los ging es bereits gestern. Morgen – am 27. Januar – geht es weiter mit Alexander Haaße und Urs Weisel von der Yachtwerft Heiligenhafen. Thema: Rund um Reparaturen, Refit und Pflege von Yachten. Weitere Termine folgen Anfang Februar bis zum März. Der Start ist jeweils um 18 Uhr, die Anmeldung ist gratis.
… und auf die virtuelle Insel gehen
Dreidimensional wird es bei Charterbar Yachting, wo seit heute eine virtuelle Insel wie ein Themenpark begehbar ist. Und das Thema? Natürlich chartern. Charterbar Yachting hat ein – über Tage laufendes – Vortragsprogramm, das Ümit Uzun moderiert, zeigt seine Videos und stellt die Reviere vor, in denen gechartert werden kann. Nett am Rande: Am Strand liegt float zum Lesen bereit, im Whirlpool sitzen als Avatare die Berater von Charterbar Yachting.

Das Highlight ist am unteren Bildschirmrand versteckt: Ein kompletter begehbarer Steg mit Bavaria-Charteryachten wurde mit 360-Grad-Fotografie digitalisiert. Optisch beeindruckend, ohne viel Klicken und ruckelfrei lassen sich alle Boote auf und unter Deck durchwandern, ohne dass mensch einen Fuß vor die Tür setzt.
Charterbar-Chef Ümit Uzun zeigt damit, wie Wassersport sich virtuell ansprechend präsentieren lässt – intuitiv nutzbar, sehr übersichtlich. Und, ja, auch mit Humor.
Boote allein zu Haus
Dass es nicht ganz einfach ist, virtuelle Bootsmessen zu veranstalten und Neuheiten attraktiv zu präsentieren, darüber haben wir auf float vor kurzem berichtet: Die virtuelle Bootsmesse ist schon da. Quicksilver und Bayliner haben mit dem Star der boot Düsseldorf ihre Motorboot-Premieren vorm Hintergrund der Düsseldorfer Altstadt aufgereiht – und per Maus begehbar gemacht.

Excess Catamarans lässt sich Zeit und stellt das neue Merhrumpfboot erst am 2. Februar vor – im Netz. Dort steht auch das Preview und fängt geduldig ohne Standpersonal die Interessenten ein. Anders als beim Cannes Yachting Festival, wo die Excess 15 als Gemeinschaftsprojekt mit Torqeedo unter Leuten vorgestellt worden war. Das ist Hydrid-Messe statt „Hybrid-Segeln“, wie Projektleiter Hervé Piveteau den E-Kat nennt.
Wer nicht virtuell wird, dem bleibt der Hausbesuch. Zur Private Boat Show lädt beispielsweise X-Yachts an den Firmensitz in Haderslev an der Ostsee ein. In der Ausstellungshalle hat X „eine ganze Reihe neuer X-Yachten präpariert“ – und die werden live und in Farbe vor Ort präsentiert. Gesegelt wird dann im Mai gemeinsam in Griechenland.
Green Boats – das sind die mit den innovativen Werkstoffen, dem Daysailer Flax 27 (hier der float-Testbericht) und dem kurzen Draht zu Boris Herrmann – nutzen die gesamte Laufzeit der nicht stattfindenden boot Düsseldorf für täglich wechselnde Beiträge auf Instagram. Auch als eine Geste der Wertschätzung gegenüber den Düsseldorfern, heißt es von den Bremern. Heute ist übrigens Tag 4.