Die boot Düsseldorf wird ihre Pforten deutlich später als gedacht öffnen. Nicht jetzt, wie ursprünglich im Messekalender geplant. Auch nicht kurz nach Ostern, hart vorm Saisonstart, wie es die Ausstellungsmacher Anfang Dezember beim virtuellen Kickoff angekündigt hatten. Sondern erst in genau einem Jahr, im Januar 2022.
Die Hoffnungen, die weltgrößte Bootsmesse könnte in einem Wellental der zurzeit rollenden Corona-Pandemie stattfinden, haben sich zerschlagen. Heute gab die Messe Düsseldorf bekannt, dass es keine boot 2021 geben wird. Auch die Boot Tulln, für Anfang März geplant, wurde in dieser Woche abgesagt – so wie zuvor zahlreiche andere Bootsmessen weltweit.
boot-Düsseldorf-Chef Petros Michelidakis sah im Oktober noch optimistisch eine Messe unter den Bedingungen des „neuen Normal“ voraus. Das entsprechende Konzept war aufwändig und kompromisslos: Wir tun alles, um die Messe möglich zu machen, so Michelidakis zu float.
Zwischen Pandemie und Branchenboom
Nach dem Hochschnellen der Infektionszahlen im Lockdown light und dem Verbot für Messen zunächst bis zum Jahresende war der Januar-Termin bald Makulatur. Damit befand sich Düsseldorf in der Zwickmühle – zwischen Infektionsgeschehen und einer boomenden Branche.

„Von wirklich allen Ausstellern wurde uns die Notwendigkeit der boot bestätigt. Auch, weil viele Messen nicht stattgefunden haben. Das können wir natürlich nicht einfach so außer Acht lassen und sagen: Wir machen die boot erst im Januar 2022.“ Der für den Handel ungünstige April-Termin wurde gefunden und bekanntgegeben. Nun ist auch der hinfällig.
Eine Durchführung im April sei unter den aktuellen Umständen „nicht mehr gewährleistet“, sagt Wolfram Diener, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe Düsseldorf. Das betrifft in der Landeshauptstadt – mit einer Inzidenzzahl von 88,9 deutlich unter dem Bundesdurchschnitt – weit mehr als die Bootsmesse. Das vorerst nicht absehbare Ende des Lockdowns lasse „eine Wiederaufnahme des Messebetriebs Ende April zunehmend unrealistisch erscheinen“, so der Messechef heute.
Gemischte Gefühle in der Branche
In der Branche wird die Absage mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Über die Absage der boot 2021 im April sind wir natürlich traurig.“ sagt Michael Müller, CEO Bavaria Yachts, gegenüber float. „Wir können die Entscheidung der Messe Düsseldorf bei der derzeitigen Entwicklung der Pandemie allerdings gut verstehen und finden die Absage der Messe richtig.“
Müller: „Wir haben großen Respekt vor der Leistung von Petros Michelidakis und seinem Team, die versucht haben, die boot als wichtige Plattform der Branche stattfinden zu lassen und nun eine weitere mutige Entscheidung getroffen haben.“
„Wir haben gebucht und hätten gerne an der boot Düsseldorf teilgenommen, aber natürlich muss das Umfeld stimmen“, so Stefan Frauscher gegenüber float. „Zwei Herzen schlagen hier in unserer Brust: Wir halten die boot für wichtig, wollen aber auch kein Risiko eingehen. Es ist schade, aber sicher die einzig richtige und mögliche Entscheidung“, so der Chef von Frauscher Boats.

Die Crux mit Corona
Diese Crux beschreibt Petros Michelidakis selbst: „Die Werften sind gut im Geschäft aufgrund des Trends, der sich vielleicht gerade wegen Corona weiterentwickelt hat.“ Die Werften berichten, dass sie teilweise das ganze laufende Jahr keine Boote mehr liefern können. Aber es gehe „natürlich auch darum, Neukunden zu gewinnen für die Zukunft“, so der Messechef.
Das Ziel ist jetzt „die Rückkehr zum Konzept der boot Düsseldorf sowohl als Event für alle Wassersportler als auch als Geschäfts- und Networking-Plattform für das internationale Fachpublikum“, heißt es aus Düsseldorf. Die nächste boot soll, wie schon im Messekalender geplant, ihre Tore vom 22. bis 30. Januar 2022 öffnen.
Es werde zudem – man kann ja nie wissen, wie es kommt – an digitalen Formaten für die Teilnahme an Seminaren und Veranstaltungen aus der Ferne gearbeitet. 2022 wird sich zeigen, wie die weltgrößte Bootsmesse nach zwei herausfordernden Jahren erfolgreich wird.