Lange war es ein Auf und Ab mit den Wettersystemen bis zum Kap Hoorn. Mal Flaute durch Hochs, mal wieder etwas mehr Wind, aber aus ungünstigen Richtungen mit den Tiefs. Doch jetzt hat es die Spitzengruppe der ersten zehn geschafft, das berüchtigte Kap Hoorn zu passieren. Zwar war es dabei für die meisten windig und wellig, aber so schlimm, wie man hört, war es gar im Vergleich nicht. Das lag natürlich an der Wetterlage zum einen und an der Jahreszeit zum anderen. Jetzt geht es auf die Zielgerade – zurück in den Süd-Atlantik an der brasilianischen Küste.
Aktuell kämpft die Flotte um Boris Herrmann mit einem Hoch, das sich in den kommenden Stunden bei etwa 40°W positionieren wird. Die Boote haben dann mit der Westflanke und Wind aus nördlichen Richtungen zu kämpfen. Hinzu kommen die Strömungswirbel des Falklandstromes. Es wird also insgesamt sehr tricky werden, um nicht in Wind gegen Strom-Verhältnisse zu geraten, gleichzeitig aber den Strom so gut es geht auszunutzen, um Vortrieb zu haben.
Nicht einfach, die richtige Taktik zu finden
Bereits in 48 Stunden zeigt sich vor der Küste Argentiniens ein kleines Tief, auf dessen Westflanke ausreichend achterlicher Wind entsteht. Doch auch um dieses Tief zeigt sich weiter im Norden eine Flautenzone. Wahrlich nicht leicht im Moment zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein, um den besten Wind und besten Strom mitzunehmen.
Anders als im Southern Ocean, wo im Prinzip nur der Wind zählt und davon auch reichlich vorhanden ist, fängt nun das große Taktieren wieder an. Ich erwarte daher, dass das Feld, nachdem es sich etwas auseinandergezogen hat, nun wieder enger zusammenrücken wird.
Einige Grad Unterschied im Kurs bringen Vor- oder Nachteile. Ich freue mich jetzt schon auf den täglichen Blick auf den Tracker. Nicht nur, weil es in die Endphase geht, sondern weil das vordere Feld noch vergleichsweise eng beieinander liegt und es nun wieder mehr auf das Wetter (inkl. Strömung) ankommt und jeder Fehler hier deutlich schneller bestraft wird als im Southern Ocean.
Bis in den Bereich der Südost-Passate wird es extrem spannend und so abwechslungsreich, dass eine tägliche Neubewertung der Wetterlage für die Teilnehmer umso wichtiger wird. Die Fußballer sagen immer: Wir denken von Spiel zu Spiel. Für die Segler heißt es nun: Wir denken von Tag zu Tag oder besser, von Modelllauf zu Modelllauf.