Seit mehr als einem halben Jahr ist die Schleuse Zaaren an der Obere-Havel-Wasserstraße unpassierbar. Die im letzten Herbst angekündigten „Unterhaltungsarbeiten“ an der Schleuse waren ursprünglich bis Ende April 2019 geplant. Im März wurde nach Munitionsfunden der Termin auf den Sommer verschoben. Mitte Juni teilte das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Eberswalde mit, dass auch der neu projektierte Öffnungstermin scheitert. zum 1. August 2019 bleibt die Schleuse zu.
Nun, nur wenige Tage später, geht der Amtsleiter. „Im Zuge der WSV-Reform“, heißt es heute aus dem Eberswalder Amt, wurde am 1. Juli im Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Eberswalde ein Amtsleiterwechsel vollzogen. Der neue Amtsleiter im WSA Eberswalde ist Michael Scholz, der seit 2008 Amtsleiter im WSA Berlin ist. Er löst nach mehr als vier Jahren den kommissarischen Amtsleiter Peter Münch ab. Gründe für die Ablösung nur wenige Tage nach dem Schleusen-Debakel wurden nicht bekannt.

Peter Münch, der selbst stark in der Kritik steht, bleibt dem Amt in Eberswalde aber erhalten. Er tritt einen Schritt zurück und wird Stellvertreter. Das wurde bei der heutigen Amtsübergabe in Anwesenheit des Vize-Präsidenten der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt bekannt. Münch werde „Vertreter des neuen Amtsleiters und übernimmt Aufgaben im Rahmen des deutsch–polnischen Abkommens an der Oder und am neuen Schiffshebewerk Niederfinow“ – eine andere Großbaustelle mit Jahrhundert-Ausmaßen.
Ein Blitzschlag soll Schuld sein
Der Grund für die Verzögerung bei der Baustelle der Schleuse Zaaren ist höhere Gewalt. In der float vorliegenden Erklärung des Eberswalder Amts heißt es: „Während der starken Unwetter in den letzten Wochen in Teilen von Brandenburg kam es zu einem Blitzeinschlag in das Betonwerk in Templin, welches die Baustelle beliefert. Die komplette Steuerungstechnik wurde dabei zerstört.“
Dadurch wurde die Lieferung von Betonmischungen für mehrere Tage unterbrochen, und im Umland gibt es leider keine geeignete Ersatzmischanlage. Damit nicht genug, erklärt WSA-Leiter Peter Münch: „Darüber hinaus musste die Betonage infolge von Starkregen mehrfach unterbrochen werden, ebenso beeinträchtigen die hohen Lufttemperaturen das Betonieren erheblich.“

Die Folgen sind fatal. Der Auftragnehmer habe, so das WSA, mitgeteilt, dass „infolge der Ereignisse und des dadurch erheblich gestörten Bauablaufes … der Termin zur Verkehrsfreigabe am 01.08.2019 nicht mehr zu halten ist“. Damit ist mit einer weiteren Verschiebung des Inbetriebnahme Termins zu rechnen. Einen neuen Termin für die Wiederinbetriebnahme gibt es nicht.
Revier bleibt abgeschnitten
Jährlich passieren rund 10.000 Sportboote diese Schleuse an der Hauptverbindung zwischen Berlin, der Brandenburgischen und der Mecklenburgischen Seenplatte. Was weiterhin funktioniert, ist die Verbindung für den muskelbetriebenen Wassersport. Das Umtragen von Kanus ist auf einem ausgeschilderten Weg um die Schleuse möglich.

Schon im März 2019 regte sich daher Protest. „Es ist, als trennt man eine Hauptschlagader durch“, sagte der Potsdamer IHK-Chef Peter Heydenbluth dem RBB. Das wird von Charteranbietern in der Region bestätigt. Auch beim Bundesverband Wassersportwirtschaft ist man alarmiert. Gegenüber float erklärte Geschäftsführer Jürgen Tracht: „Die maritime Infrastruktur ist marode. Es wird weiterhin auf Verschleiß gefahren und erst dann repariert, wenn die Infrastruktur ausfällt.“