Es ist einer der ursprünglichsten Häfen an der Südküste der Ostsee. Weitab vom Schuss, in einer Nebenbucht der östlichen Kieler Bucht, liegt der Yachthafen Lippe. Idyllisch gelegen in einem Naturschutzgebiet am Rande des sogenannten Großen Binnensees und nicht weit weg vom einstigen Fischerdorf Hohwacht auf der einen und der 700-Seelen-Gemeinde Behrensdorf auf der anderen Seite.
Die Idylle wurde aber vor zwei Jahren heftig gestört. Winterstürme hatten die schmale Hafenzufahrt versanden lassen. Außerdem sorgte eine Barre vor der Hafeneinfahrt quer zur Einfahrt dafür, dass den Hafen kaum jemand mehr verlassen oder anlaufen konnte – auch nicht das Seenotrettungsboot „Woltera“ der Seenotretter und einige Fischerboote. Auch 210 Liegeplatzbesitzer waren von der Blockade vorm Saisonstart betroffen.
Am Abend des 24. Mai 2019 konnte float dann die gute Nachricht verbreiten: Ein Schwimmbagger war eingetroffen und hatte vor dem Yachthafen Lippe die versandete Fahrrinne der Hafeneinfahrt freigebaggert. Hafenlieger, Vereinsmitglieder des ansässigen Yachtclubs Lippe-Ostsee (YCLO) und Segelgäste konnten wieder entspannt ihrem Freizeitvergnügen nachgehen.
Auch die ansässigen Fischer konnten zum Fischfang ein- und auslaufen. Vor allem aber hatten die Seenotretter wieder Meerzugang für ihre oft lebensrettenden Einsätze. Deren Einsätze hätten ansonsten von einer der weit entfernt liegenden Stationen in Laboe oder Heiligenhafen aus gefahren werden müssen.
Einmalige Hilfe vom Land
Wo lag das Problem? Wie seinerzeit berichtet, hatte der Eigentümer des Hafens, Franz Graf von Waldersee, Hausherr auf Gut Waterneversdorf am anderen Ende des Großen Binnensees, die Fahrrinne des kleinen Sportboothafens in den letzten Jahren immer mit einer Sondergenehmigung ausbaggern lassen. Die Übernahme der Kosten für eine neue Genehmigung aufgrund neuer gesetzlicher Regeln, sprich Auflagen, lehnte er aber ab.
Hilfe kam – zumindest allerdings nur für ein Jahr – ausnahmsweise vom Land Schleswig-Holstein. Die Behörden übernahmen die Kosten der notwendigen Ausbaggerung für 2019. Zuvor hatte der Herr des Hafens damit gedroht, alles dicht zu machen.
Für die Freihaltung von Sand in der direkten, sehr schmalen Einfahrt vom Hafenbecken bis zur Ostsee ist allerdings keine Genehmigung erforderlich. Immerhin das hatte der Eigentümer seinerzeit veranlasst.
Taube Ohren, schweigsame Lieger
Zwei Jahre später fragen sich betroffene Lieger und Mitglieder des Yachtclubs Lippe immer noch, wie es um die Zukunft des Hafens bestellt ist. Denn wenn die Fahrrinne durch die Sandbank zur Ostsee wieder zuspülen sollte, müsste wieder gebaggert werden. Viele waren sich damals nicht sicher, was die Zukunft bringen würde. Heute stößt man auf Nachfrage bei Yachtclub-Mitgliedern aber auf taube Ohren.
Ein Eintrag ins Gästebuch des Vereins vom letzten Jahr spricht Bände: „Warum steht hier nirgendwo, dass der Hafen schon wieder versandet und damit kaum anzulaufen ist? Wir konnten kurz vor Pfingsten mit 1,20 m Tiefe nur mit Glück passieren. Bitte schreibt doch diese Info unter News.“
Diese Rückmeldung scheint zu bestätigen, dass immer noch mit einer Versandung zu rechnen ist. Der gewünschte Hinweis unter „News“ war auf der Website des Yachtclubs Lippe jedenfalls nicht zu finden. Vielleicht deshalb, um das Verhältnis zum Eigentümer des Hafens nicht noch weiter zu belasten?