Die Silverrudder 2018 könnte so schön werden, wenn man von der aktuellen Wetterlage ausgeht: 3 bis 4 Beaufort, zeitweise auch mal bis 5 Bft im Mittel aus südwestlicher Richtung. Dazu viel Sonnenschein und Lufttemperaturen um 25° C, die den historischen Sommer nicht enden lassen wollen. Eigentlich sind das beste Voraussetzungen für das anstehende Silverrudder 2018. Und es sind Superbedingungen, um den Weg raumschots nach Svendborg zu gehen. Das ist deutlich besser als letztes Jahr, denn da herrschte lange Zeit Schwachwind und teils Flaute vor, weil sich der Keil eines Skandinavienhochs in der westlichen Ostsee hielt. Dieses Jahr ist es deutlich anders.

We would all like a little more wind than last year and therefore recommend that we all start praying to our local weather gods for perfect weather conditions for the race.
Das schreiben die Veranstalter auf der Silverrudder-Seite. Aber in diesem Jahr zeigt die Wetterlage völlig andere Wetterbedingungen. Fast schon exakt mit dem ersten Startschuss des Silverrudder 2018 sorgt eine Kaltfront für einen sehr heftigen Herbsteinbruch und damit auch für das Ende des Sommerwetters. Nicht nur kalendarisch endet der Sommer am 23. September pünktlich um 3:54 Uhr, sondern nun auch beim Wetter. Aber erst einmal der Reihe nach.
Ex-Hurrikan als Bumerang
Dank eines ehemaligen Hurrikans namens Helene kamen wir in den Tagen vor dem Race nochmals in den Genuss heißer Mittelmeerluft. Doch genau der Tiefkomplex bei Schottland und Island, der Helene eingefangen und uns die Hitze gebracht hat, entpuppt sich nun als Bumerang. Weitere Randtiefs bilden sich in dem Komplex und finden nun mit Abzug des Hochs über Osteuropa den Weg in die westliche Ostsee.

Die Kaltfront am Freitag markiert dabei die Luftmassengrenze zwischen warmer respektive heißer Luft und der nachfolgenden kalten Luft – mit einem Temperaturunterschied von teils 15° C. Mit der kalten Luft ist die Atmosphäre dann deutlich instabiler und somit anfälliger für kräftige Böen. Auch wenn das Windfeld im Mittel mit 5 bis 6 Beaufort vielleicht noch segelbar scheint, sind es gerade die Böen, die aus den Modellen heraus im Moment ein Potential 45 bis 50 kn zeigen. Das ist Sturmstärke.
Böen sind dabei häufig das Zeichen nachsackender kalter Luft aus der Höhe. Die Kaltluft füllt die Lücken die entstehen, wenn woanders Luft verdrängt wird. Und das passiert, je kälter die Luft ist, umso schneller und stärker. Da durch Verdunstung in den Wolken weitere Kälte freigesetzt wird, ergibt sich eine weitere Komponente, die lokal für stärkere Böen sorgen kann, als es das Modell vorsieht. Dazu kommen noch lokale Effekte. Hindernisse können als Düse fungieren und so für eine Erhöhung des ohnehin schon starkböigen Windes sorgen.

Abschwächung ist nicht in Sicht
In diesem Fall schreitet die Kaltfront etwas langsamer voran. Die Front selbst ist eigentlich auch rasch durch, aber der Nachschub an kalter Höhenluft hält an, so dass es ab dem Vormittag beginnend, den gesamten restlichen Freitag weiter stürmisch zugeht. Erst in der Nacht zum Samstag gibt es hinter der Front eine leichte Beruhigung, die sich jedoch vorraussichtlich nur 6 Stunden halten wird. Bereits im Lauf des Samstagvormittags sorgt das sogenannte Rückseitenwetter mit kleineren Trögen für erneute Schauer, Gewitter und ein Aufleben der Böigkeit mit einem Potential von mindestens 8 Bft.

So geht es dann auch in und durch den Sonntag. Eine Abschwächung der Druckgegensätze und des Böenpotentials ist nicht in Sicht. Im Gegenteil, denn am Montag wartet ein weiteres Tief mit Sturmpotential und einer Wahrscheinlichkeit von einzelnen Orkanböen. Hier kommt es aber stark auf die genaue Zugrichtung des Kerns an. Je nach Lage zum Tiefkern finden sich auf der Nordseite geringere Windstärken als auf der Südseite. Zusammengefasst sind die Aussichten in diesem Jahr alles andere als gut für ein Einhandrennen rund Fünen.

Seenoteinsätze mit Ansage
Da sich dieses Wetter- und vor allem Windszenario schon länger in den Modellen abzeichnet und bereits Teilnehmer abgesagt haben, wird das Feld dieses Jahr leider eher klein ausfallen. Auch sollte der Veranstalter darüber nachdenken, das Rennen den Windbedingungen entsprechen zu modifizieren oder abzusagen. Einhand rund Fünen bei nahezu 35 kn durchgehend und womöglich 50 kn beim Start könnten – mit Ansage – zu einigen Seenoteinsätzen und auch zu Bruch am Boot führen. Da bleibt für das Silverrudder Race nur die Aussicht auf besseres Wetter im nächsten Jahr.
Aber allen Seglern kann bereits jetzt Hoffnung auf Wetterbesserung gegeben werden. Mitte nächster Woche baut sich ein neues Hoch auf, das für einen goldenen Herbst sorgt. Mit moderaten Winden, viel Sonne, aber nicht mehr ganz so hohen Temperaturen.
Unser Autor Sebastian Wache macht als Diplom-Meteorologe für WetterWelt Wetterberatung, Seminare, Gutachten, Törn- und Regattaberatung.