Ich rate dem Skipper, sein Ruder sofort auf einen westlich gelegenen Wegpunkt zu korrigieren, um keine Zeit zu verlieren. Es verlangt schon Vertrauen, auf den Rat einer fremden Stimme im Satellitentelefon zu hören und weg vom Festland und den sicheren Häfen Ruder zu legen in Richtung offener Atlantik.
Die Zeit wird langsam knapp
Trotz meiner Empfehlung am Ende des fast 20-minütigen Telefonats, keine Zeit mehr zu verlieren, will der Skipper noch mit seiner Crew sowie den anderen gefährdeten Booten über Funk Rücksprache halten.

Bei Erreichen dieses ersten Punktes zeigt sich das Tief dann im Süden deutlich und geht langsam weiter nach Osten durch. Die Boote befinden sich somit auf der Nordseite mit östlichen Winden, die bereits auffrischen. Damit die Flottille sich nicht allzu weit vom Tief entfernt und am Ende noch in eine Flaute gerät, werden sie in einem Bogen um den Kern herumsegeln. Über die nächsten Tage verfolge ich gespannt den Kurs der Yachten.
Bis zu acht Meter Wellenhöhe
Bei Ankunft des ersten Wegpunkts liegt der nächste anzusteuernde Punkt im Südwesten. Da der Wind um das Zentrum eines Tiefs sich (auf der Nordhalbkugel) gegen den Uhrzeigersinn dreht, weht somit auf dieser Seite ein zunehmend nördlicher bis später nordwestlicher Wind. Sobald sich der nördliche Wind wenige Stunden später zeigt, soll der Kurs dann langsam wieder an Baiona angelegt werden.

Denn so kann es mit dem nun achterlichen Wind recht gut die Welle heruntergehen, die sich kombiniert aus Windsee und Dünung auf dieser Position bis auf 3,50 Meter Wellenhöhe aufbaut. Das ist erträglich, vor allem in Hinblick auf die Alternative: Mit dem Eindringen des Tiefs in die Biskaya und der weiteren Intensivierung werden vor der Küste, wo die Parker ohne das Ausweichmanöver gestanden hätte, später bis zu 8 Meter Wellenhöhe prognostiziert, dazu über 70 Knoten Windgeschwindigkeit in Böen.
Trotzdem am Ende schneller im Ziel
Damit ist die Gefahr gebannt: Das Tief zieht weiter nach Osten über Frankreich, entfernt sich also von der Flotte. Gleichzeitig sorgt ein aufkommendes Hoch von Westen her nicht nur für Wetterbesserung, sondern auch noch weiter für den anhaltend achterlichen Wind. Der treibt die Boote in Richtung Ziel.

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3 Kommentare
Sie haben einen tollen Job gemacht! Traurig und absolut nicht nachvollziehbar ist, warum sich der Skipper nicht einmal bedankt. Wenn man bedenkt was ihm und den anderen Yachten durch ihre Hilfe erspart geblieben ist. Ich hoffe Sie verlieren dadurch nicht die Lust anderen selbstlos zu helfen.
Ich sage stellvertretend HERZLICHEN DANK!
Im März1997, auf meiner Atlantiküberquerung auf der Strecke Bermuda – Horta Azoren, hatte ich auch auf der letzten 2/3 der Strecke Orkanartige Stürme aus NW Richtung. Dir Anzeige ging teilweise bis zum Anschlag 99 Kn. Wind. Es war sehr anstrengend……
99 Kn Wind? wie muss man sich das vorstellen, das haben noch keine 3%an Skipper erlebt.schöne Grüsse