Wer sich dachte, das Rennen könnte durch den Vorsprung von Alex Thomson schon vor Brasilien vorentscheiden sein, hat sich getäuscht. „Strukturelle Probleme im Boot“ haben den Briten nun zu Reparaturen gezwungen und zurückgeworfen. Damit liegen jetzt Charlie Dalin und Thomas Ruyant vorne. Boris Herrmann hält sich weiter, recht defensiv segelnd bisher, in der vorderen Hälfte auf und gut mit.
Während das hintere Feld noch mit der Flaute der wiedererstarkten Doldrums zu kämpfen hat, sind die andere Boote bereits auf der Südhalbkugel angekommen. Aber auch hier sind Flautenzonen zu bewältigen, denn das St.-Helena-Hoch ist – wie letzte Woche angekündigt – durch eine kleine Tiefdruckstörung aufgeteilt worden. Somit dümpeln die Boote teilweise in schwachen und auch variablen Windfeldern, die sich gegenseitig stören, herum.
Hängen in der Schwachwindzone
Und das wird noch bis Donnerstag, als noch drei Tage so weitergehen. Keiner der Teilnehmer hat es gewagt, weiter im Westen zu bleiben, um mit dem sich von dort langsam aufbauenden Wind, das Feld außen zu überholen. Alle sind bisher abgebogen und in diese Schwachwindzone gefahren. Hier kann daher nur das Strömungsfeld etwas helfen, ein paar Meilen den anderen gegenüber gut zu machen.
Ab Donnerstag allerdings wird wieder etwas mehr Wind aufkommen. Das Hoch erstarkt dann nämlich wieder als ein großes System. An seinem Westrand stellt sich dabei erneut guter, achterlicher Wind ein, der zumindest teilweise bis ins Regattafeld durchgreifen kann.
Das kann dann für die vorderen Boote der Durchbruch in die Roaring Forties sein. Dahinter wird sich das Hoch dann wieder einmal quer von Südamerika bis Südafrika mit einer Schwachwindzone ausbreiten und aller achterlich verbliebenen Boot einfangen und einbremsen.
Riesenvorteil für schnelle Yachten
Bisher bietet das Rennen Riesenvorteile für die schnellen Boote und leider auch Riesennachteile für die hinteren, die bisher kaum ausgeglichen werden konnten. Wer also in den kommenden Tagen die Westwindzone der 40er und 50er Breitengrade erreicht, kann anschließend allen anderen davonfahren – und wird kaum noch einzuholen sein.
Einzig Schäden oder eine falsche Strategie mit den Hochs, Tiefs, Winddrehern oder Windstärken kann die Segler nochmal zurückwerfen. Läuft aber alles nach Plan, werden wir keine krassen Überholmanöver sehen. Wie auf einer Autobahn mit Tempolimit geht es dann sehr wahrscheinlich recht gleichmäßig um die Antarktis.
Inwieweit die Foiler hier ihren Geschwindigkeits-Vorteil ausnutzen können, wird man dann noch sehen. Diese Zonen der Erde sind nicht umsonst berühmt berüchtigt für Ihre Winde und Wellen, so dass das Material schon sehr belastet werden wird. Alex Thomson hat den Törn nicht zuletzt deswegen unterbrochen, um vor der eigentlichen Feuerprobe seine Yacht sturmfest zu machen.
Es ist und bleibt weiter spannend – und wir von float für euch weiter nah dran.