Manche glauben, der Tropensturm „Theta“ sei bereits Geschichte. Doch für einige Teilnehmer der Vendée Globe 2020 ist es höchst präsent: Die letzten Boote im Regattafeld befinden sich noch immer teils im Dunstkreis des nun aber deutlich abgeschwächten Tiefs. Schauen wir weiter nach vorne ins Feld, finden wir aktuell zirka sechs Boote, die sich südlich des Tiefs befinden. Das ist genau die Flautenzone, von der ich kürzlich schrieb. Da heute rauszukommen, wird eher schwierig.
Aber morgen deutet sich etwas Besseres nach Norden an: das Durchgreifen des Passatwindes. Der große Rest hat es bereits geschafft, sich in die Passate zu verholen. Allen voran Alex Thomson und Jean Le Cam. Dabei können sie derzeit einen direkten Südkurs fahren. Die Passate sind stabil und die Welle vergleichsweise gering, so dass die Boote ihr Potential optimal nutzen können. Auch Boris Herrmann segelt im Moment einen recht guten Speed, wird aber mit der Verstärkung des Passats in den nächsten Stunden noch etwas mehr an Speed gewinnen können.
Was tragen die für Klamotten?
Neben den spektakulären Bildern und Videos der Teilnehmer solltet ihr auch mal auf die Klamottenwahl der Segler achten. Denn neben den unterschiedlichen Windregimen durchfahren sie auch unterschiedliche Klimazonen. Derzeit geht es durch die Subtropen in die Tropen und damit kann die Wollmütze vom Start gegen ein ärmelloses Hemd getauscht werden. Um 30°C und eine hohe Luftfeuchte lassen die Segler ordentlich schwitzen.
Es wird auch nicht mehr allzu lange dauern, bis die Segler den Äquator erreichen. Die berühmt-berüchtigten Doldrums stehen an. Das ist der Bereich der sogenannten Innertropischen Konvergenzzone (ITC), in dem sich der Nordostpassatwind der Nordhalbkugel und der Südostpassatwind der Südhalbkugel treffen.
Sie konvergieren (fließen zusammen), daher der Name Konvergenzzone. Dabei wird Luft zusätzlich zur Sonnenunterstützung und Erwärmung der Luft nach oben getrieben. Da die Luft eben warm und feucht ist, bilden sich hier auch Wolkentürme (Cumulonimbuswolken) bis zu einer Höhen von 18 km. Tropische Schauer und Gewitter treten immer wieder auf.
Windlotterie in den Doldrums
Das bringt natürlich eine große Gefahr mit sich: Genau diese Wolkentürme zerstören immer wieder das Windfeld. Das erschwert eine exakte Vorhersage, wie man am besten durch die Doldrums kommt. Es gleicht einer Windlotterie. Am schwächsten ist dabei der Wind meist im sogenannten „afrikanischen Dreieck“ vor der Westküste Afrikas. Daher muss dieser Bereich auch unbedingt gemieden werden.
Wie weit die Spitze des Dreieckes dann nach Westen bis in Richtung Brasilien und Venezuela reicht, ist meist nur über Satellitendaten erkennbar. Da die Variation der Zellen sehr stark ist, muss man sich die letzten Vorhersagen und Satellitenbilder anschauen – und dann dort zwischen den Zellen durchmanövrieren. Ist das geschafft, geht es dann recht schnell wieder windiger und stabiler zu.
Das verdanken die Segler dem Südost-Passat und dem St. Helena Hoch, das diesen Passat stützt. Da dieses Hoch recht zentral im Südatlantik liegt, muss es meist mit einem Westbogen umfahren werden. Hier kommt es dann auch wieder tagesaktuell auf möglich Deformierungen und Störungen an, ob es evtl. schon früher Schlupflöcher gibt, um abbiegen zu können.
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