Sogar die Franzosen sind sich sicher: Wer Regattasegeln sagt, meint „Segeln am Atlantik“. Punktum. Selbstverständlich können auch „die da unten“ am Mittelmeer ganz nette Regatten veranstalten – man denke nur an das faszinierende Klassiker-Treffen Les Voiles de St. Tropez – aber so richtig segeln ist eben nur am französischen Atlantik angesagt. Mit selbstironischem Grinsen beschreiben die französischen Segler ihre Faszination für den Atlantik gerne so: „Das Mediterranée ist eben nur ein Meer, der Atlantik ist der Ozean!“
Es ist die Nähe zu den Booten, die diese Regatten, die in den Häfen an der französischen Atlantikküste starten, für Wassersport-Interessierte so einzigartig macht. Die Schiffe sind traditionell tagelang an den Stegen zu besichtigen. Eine Gelegenheiten, die sich Hunderttausende Franzosen nur ungern entgehen lassen. Für alle Frankreich-Liebhaber, Sommerurlauber, Spontanreisende und segelnde Müßiggänger hat float die interessantesten Regatta-Events an der französischen Atlantikküste zusammengestellt. Schließlich weiß man nie, wohin einen das Leben so verschlägt…
Tall Ship Regatta
Bordeaux fête le vin vom 14.6. – 18.6. 2018
Zum 20-jährigen Jubiläum des mittlerweile legendären Weinfestes in Bordeaux haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen: Statt 20 Kerzen sollen 20 Großsegler und Klassiker-Regattayachten entlang der Garonne-Molen liegen. Ob es letztendlich tatsächlich 20 werden sei dahingestellt – jedenfalls endet die Tall Ship Regatta (Start in Liverpool) am 13. Juni in Bordeaux. Somit werden zumindest die Großsegler „Belem, De Gallant, Morgenstern, Arawak, Atyla und Belle Poule“ erwartet. Zudem haben noch einige Klassiker aus bretonischen Häfen ihre Teilnahme angekündigt. Einem wahren Großsegler-Fest inklusive Führungen an Bord steht also nichts mehr im Wege. Und mal ganz ehrlich: Wo sonst kann man schon große Weine und große Segelschiffe gleichzeitig genießen?
Golden Globe Race
Les Sables d’Olonnes im Departement Vendée, Start am 1.7. 2018
Über die Nonstop-Einhand-Weltumseglungsregatta hat float bereits mehrfach berichtet. Aktueller Stand: 18 Teilnehmer aus 13 Nationen wollen rund 30.000 Seemeilen alleine und ohne Landgang segeln, vorbei am Kap der Guten Hoffnung, Kap Leuwin und Kap Hoorn. Die Veranstaltung ist eine Reminiszenz an das erste und bisher einzige Golden Globe Race vor 50 Jahren. Damals beendete lediglich Sir Robin Knox-Johnston das Rennen.
Entsprechend dürfen die TeilnehmerInnen, 17 Männer, eine Frau, nur Boote segeln, deren Riss aus den Achtzigerjahren und früher stammt – Replika sind ausdrücklich erlaubt. Bis auf die Sicherheitsausrüstung, die auf dem neuesten Stand sein wird, soll auch das technische Equipment an Bord aus der damaligen Zeit stammen. So wird etwa ohne GPS mit Sextant und Karte navigiert.
Was die Regatta für den Zuschauer spannend macht: In den Tagen vor dem Start sind nicht nur die teilnehmenden Yachten am Übersee-Steg zu bewundern, sondern auch berühmte Original-Klassiker wie etwa Sir Robin Knox-Johnstons originale „Suhaili“, Bernard Moitessiers „Joshua“, Sir Francis Chichester’s „Gipsy Moth IV“ und Eric Tabarlys „Pen Duick III“. Die Fahrt durch den Kanal von Les Sables d’Olonnes dürfte wieder ein Massenspektakel werden, Plätze auf Ausflugsschiffen zum direkten Verfolgen des Starts sollte man also rechtzeitig buchen. Das Race Village ist vom 16.6. bis 30.6. geöffnet. Ein Muss!
Tour de France à la Voile
Dunkerque, Dieppe, Barneville, Baden und Gruissan am Atlantik – später vor Hyères und Nizza im Mittelmeer, vom 6.7. bis 22.7.2018
Bereits seit 1978 wird die mittlerweile jährlich ausgerichtete Regatta gesegelt. Die Idee: Entlang der atlantischen und mediterranen Küsten Frankreichs sollen möglichst viele seglerische Highlights abgesegelt werden, ähnlich wie bei der Tour de France auf dem Velo. Seit 2015 wird die Tour de France à la Voile – oder kurz Tour Voile – auf Diam 24od gesegelt. Diese Trimarane sind heiße Rennmaschinen, was das Interesse der Zuschauer erneut gesteigert hat. Vor allem die Rennen in der Normandie und in der Bretagne sind zuschauerfreundlich gestaltet – man kommt nah an die Teams und Boote heran, die teilweise einfach auf dem Sandstrand aufgeriggt werden. In manchen Etappenorten werden Fahrten auf Ausflugsschiffen direkt zu den Regattabahnen angeboten. Wer richtig Action auf dem Wasser erleben möchte (siehe Video) wird hier bei entsprechenden Winden gut bedient!
Les Sables – Les Açores – Les Sables
Les Sables d’Olonnes/Vendée, 16.7. bis 19.8. Start zur 1. Etappe: 22.7.2018
Sie ist die „andere“ lange Mini-Regatta neben der Mini Transat. Die Einhand-Regatta wird auf den berühmten 6.50 m kurzen Minis ausgetragen – in der Serien- und Prototypen-Wertung. Diesmal segeln 70 teilnehmende Boote von Les Sables durch die Biskaya direkt nach Horta auf den Azoren. Nach einer kurzen Verschnaufpause von mehreren Tagen geht es wieder zurück nach Les Sables d’Olonnes. Die Flotte ist hochkarätig besetzt, auch der deutsche Hochseeprofi Jörg Riechers ist dabei. Im letzten Jahr wurde er bei der Mini Transat auf seinem hochmodernen Scowbug-Mini in der Prototypenwertung Zweiter. Unter den „Ministen“ herrscht vor den Regattastarts grundsätzlich Partystimmung – nicht nur für die Fans der coolen Klasse einen Abstecher wert!
Route du Rhum
Start 4.11. 2018 in Saint Malo
DIE Einhand-Transatlantik-Regatta nonstop nach Guadeloupe in der Karibik feiert ihr 40-jähriges Jubiläum. Ein Muss für alle Hochseefans und eine Regatta, über die float noch näher berichten wird! Wir empfehlen spätestens jetzt eine Zimmer-Reservierung, da Saint Malo und Umgebung während dieses Events hoffnungslos ausgebucht sein werden. Eine Woche lang sind Hochseerenner aus fünf Kategorien direkt am Überseesteg zu bewundern. Mehr als 120 Boote sollen diesmal dabei sein – absoluter Rekord!
Die Route du Rhum wird von Yachten ab 39 Fuß bestritten. Mit dabei sind die riesigen Ultim Trimarane mit Stars wie Weltrekordhalter Francois Gabart auf „Macif“, die 60-Fuß-IMOCA der Vendée Globe, das große Feld der Class 40 mit ihren Profi- und Amateur-Skippern, aber auch Klassiker-Renner, auf denen die ersten Ausgaben dieser längst legendären Regatta gewonnen wurden. Hunderte, meist private Boote und einige bis zur Reling gefüllte Ausflugsboote, sogar kleinere Kreuzfahrtschiffe (!) begleiten die Teilnehmer noch einige Seemeilen nach dem Start. Wer keinen Platz auf See ergattern konnte (Angebote im Internet), kann sich zu den 100 – 150.000 Zuschauern auf den Klippen von St. Malo gesellen, wo alle vier Jahre zum Start der Route du Rhum die Post abgeht. Prädikat: Besonders wertvoll!