Dass Niederländer gute Boote bauen, wissen wir nicht erst seit gestern. Bei einer der ältesten Seefahrernationen der Welt mit über 6.000 Kilometer befahrbaren Wasserwegen und 450 Kilometer Küstenlinie ist das selbstverständlich. Aber wie umfangreich die Werft-Szene zwischen Rhein, Maas und Schelde, die quicklebendig immer neue und moderne Konstruktionen zu Wasser lässt, auch aktuell ist, lohnt eine Reise. Zumindest einmal im Jahr, wenn die Hiswa te water in Lelystad stattfindet.
Wie der Name „te water“ – auf Deutsch: zu Wasser – schon sagt, präsentiert die Bootsmesse die meisten der über 400 ausgestellten Segel- und Motoryachten in ihrem Element, am Steg – ähnlich wie die Boot & Fun in Werder bei Berlin. In den letzten Jahren hat die Hiswa te water sich, zeitlich platziert zum Start der neuen Messesaison, als internationale Schau etabliert.
Was die vom 30. August bis 3. September laufende Messe von anderen Boat Shows unterscheidet, ist der Fokus auf Boote und Yachten, die in den Niederlanden entworfen und gebaut werden. Das macht die Hiswa te water für einen Tagestrip aus Deutschland attraktiv, besonders für Boaties und Segler aus dem Westen.
So ist man aus dem Ruhrgebiet nur etwa zweieinhalb Autostunden unterwegs, per Bahn dauert die Anreise beispielsweise aus Essen weniger als vier Stunden. Ihr Ziel ist die Marina „Bataviahaven“ in Lelystad. Und wem das Cannes Yachting Festival zu weit ist: Bei der wichtigsten nationalen Schau „down under“ sind auch viele internationale Werften präsent.

Unter den internationalen Ausstellern sind unter anderem Candela, der schwedische Hersteller foilender Elektro-Boote, und die finnischen Hersteller Saxdor und Axopar. Außerdem vor Ort ist Sea Ray, die ihre Europazentrale in Amsterdam haben. Bei den Segelyachten sind, neben niederländischen Marken wie Saffier und Bestevaer, die dänische Marke X-Yachts, Elan aus Slowenien und Hanse aus Deutschland vertreten. Aber, eines ist klar: Die überwiegende Mehrheit der Exponate sind Motorboote.
Ein Messe-Hafen wie ein Amphitheater
Die Hiswa te water ist in den letzten 15 Jahren viel herumgekommen. Das Event machte an unterschiedlichen Standorten, unter anderem mitten in Amsterdam, Station und hat nun ihren (hoffentlich) endgültigen Liegeplatz gefunden.
Und der Ort hat Stil: Die Messe-Marina im Bataviahafen ist nahezu kreisrund. Wie in einem Amphitheater liegen die Boote dort um einen zentralen Boulevard. So kann das Publikum die maritimen Highlights gemütlich abflanieren – und in den Pagoden an Land Dienstleister, Gastronomen und Ausrüster besuchen. Das ist großes Theater auf Niederländisch, aber mit englischen und oft auch deutschen Untertiteln.

Nach Absprache mit den Ausstellern werden auch Probefahrten möglich sein. Leere Boxen oder Lücken in der Ausstellungsfläche an Land? Fehlanzeige. Die Hiswa te water ist, da der Messebeginn näher rückt, fast vollständig ausverkauft.
Die vielen Gesichter des niederländischen Bootsbaus
Was wird zu sehen sein? Wir haben einige Boote herausgepickt, die exemplarisch für den Bootsbau in den Niederlanden stehen und auf der Schau in Lelystad gezeigt werden.
Das wohl größte Boot der Messe ist die 21,60 Meter lange neue Bestevaer-Segelyacht von KM Yachtbuilders aus Makkum. Die Fahrtenyacht aus Aluminium hat 35 Tonnen Verdrängung. Nicht nur der Rumpf mit Bullaugen und einem holzverkleideten Deckshaus ist ein Blickfänger. Auch das Interieur ist betont klassisch gehalten.
So haben die Designer für den Fußboden unter Deck originales Altholz aus einer Scheune wiederverwendet. Alt ist aber nur das Material. Die Segelyacht ist hinsichtlich der Ausrüstung auf dem allerneuesten Stand. Dazu gehören der hybridelektrische Antrieb, eine Klimaanlage und das Carbonrigg. Diese Features aus der Hightech-Sparte sind weitgehend unsichtbar verbaut, um die traditionelle Ausstrahlung nicht zu schmälern.
Sloepen sind Hollands Traditionsboote
Traditionell viel Ausstrahlung haben auch Sloepen, die auf den niederländischen Binnengewässern sehr häufig anzutreffen sind. Nur scheinbar ein einfaches offenes Verdrängerboot von rustikaler Robustheit, sind die Schmuckstücke oft durchaus luxuriös. Ihr Charme liegt in der Einfachheit beim Handling und dem klaren Konzept. Ihr Reiz ist die unverstellte Nähe zum Element: Wenn die Sonne scheint, sind Sloepen scheinbar überall in den Niederlanden unterwegs.
Als ein prototypischer Vertreter dieser Gattung gilt die Interboat 19. Seit 1996 auf dem Markt, ist sie die meistverkaufte Sloep der Niederlande. Der solide Tender für Familientouren ist – nicht ganz klassich – auch mit Badeplattform erhältlich. Das GFK-Boot treibt wahlweise ein 17 PS starker Elektromotor oder ein bis zu 27 PS starker Verbrenner mit Wellenantrieb an.