Über den Sommer werden sich die wenigsten Segler beschweren. Auch nicht über die sehr schwülwarmen Temperaturen, dazu meist gutmütiger und ausreichender Wind, wenngleich er manches mal etwas schwach auf der Brust war. Mit Schwachwind muss man rechnen, wenn man hohen Luftdruck und Sonne im Sommer haben möchte. Auch auf der Ostsee.
Nun stecken wir nicht nur im Hochsommer, sondern auch in den so genannten Hundstagen. Diese Phase, die gerne mal von Hitze und Trockenheit geprägt ist, kann bis in den August andauern. Doch nun deutet sich ein größerer Wetterwechsel an.

Passend zu den Hundstagen des Hochsommers kommt ein Wetterphänomen in den Küstenregionen an der Ostsee auf uns zu, das es in sich hat: Der Wind weht, das Wasser fehlt, die Pegel sinken. Wo liegt die Ursache?
Temperaturgegensätze befeuern den Wind
Ein Tief lag und liegt noch immer über den Britischen Inseln und der Nordsee. Es schaufelte über mehrere Tage feuchte und warme Luftmassen nach Deutschland mit den entsprechenden Schauern und Gewittern, die sich daraus entladen konnten.
Jetzt zieht das Tief langsam weiter in Richtung Skandinavien, und es saugt dabei von Norden her kühlere Luft an. Auf der Ostflanke bleibt der Zustrom der warmen Luftmassen weiter erhalten. Das Resultat: Durch diese Temperaturgegensätze kann sich das Tief verstärken.

Und das ist nicht alles: Gleichzeitig schiebt sich von Süden her ein leichtes Hochdruckgebiet herein. Damit verstärken sich die Druckgegensätze, und der Wind nimmt zu. Durch das Tief steht bereits südwestlicher Wind mit Richtung auf die Nordsee und die Ostsee.
11 Beaufort auf Hallig Hooge
Ende Juli werden wir an der Ostsee im Mittel 6 bis 7 Beaufort sehen, in Böen bis zu 8 Windstärken, vereinzelt auch bis zu 9 Beaufort. Das entspricht knapp 90 km/h oder 47 Knoten – das alles ablandig von der deutschen Ostseeküste. An der Nordsee haben wir schon jetzt bis zu 11 Beaufort, gemessen in der Spitze auf Hallig Hooge. Mit zehn Beaufort weht es zurzeit auch auf Sylt.
Basierend auf dieser Prognose deuten die Wasserstandsmodelle des BSH in Hamburg bereits das zu erwartende Niedrigwasser in der westlichen Ostsee an. Der sehr starke – und auch länger aus der gleichen Richtung wehende Wind – sorgt für das Wegtreiben des Wassers in Richtung Baltikum, also nach Osten.
Niedrigwasser droht
Bis zu 70 cm unter dem Normalpegel werden erwartet. Für Segler und Bootseigner an der Küste heißt das: Ein kurzer Gang zum Steg, um seine Leinen zu fieren, sollte jeder in den kommenden zwei Tagen einplanen. Strandspaziergänger haben dann das Glück, mehr Strand, Steine und Muscheln sehen zu können.

Der Badewanneneffekt in der Ostsee, über den wir auf float schon mehrfach berichtet haben, bleibt aber aus. Und der geht so: Weil das Ostseebecken im Vergleich zu anderen Meeren recht klein ist, schwappt das im Baltikum angestaute Wasser auch schnell wieder zurück. Dann droht Hochwasser!
Badewanneneffekt bleibt aus
Dass uns Hochwasser in der Ostsee erspart bleibt, liegt daran, dass in den kommenden Tagen auch weiter westlicher, teils nordwestlicher Wind wehen wird. Und damit ist auch klar, dass sich nach dem Tief nicht gleich ein Hoch über Skandinavien platziert.
Das wiederum würde mit dem sich dann einstellenden Ostwind das Wasser wieder massiv zurückdrängen. Die Folge: der Badewanneneffekt, so wie nach dem Sturmtief Benjamin im Januar 2019. Und wie werden die kommenden Hundstage an der Ostsee? Nach zwei Tagen Niedrigwasser kommt der richtige Pegel also ganz gemächlich wieder zurück.