Die Vereinsmitglieder des Yachtclubs Lippe scheinen zu Recht entspannt geblieben zu sein. Die mehr als 200 Bootseigner des seit den Winterstürmen blockierten kleinen Hafens zwischen Hohwacht und Behrensdorf an der Ostsee bereiteten sich wie jedes Jahr auf die neue Saison vor. Und das, obwohl eine Sandbank die Fahrrinne des Hafens bis heute weitgehend versperrt. Dabei schien es zunächst so, als bliebe der Yachthafen Lippe für immer dicht.
Bootseigner und Seenotretter atmen auf
Sollte die Einfahrt vor Saisonbeginn nicht freigebaggert werden, wäre die Ausfahrt dauerhaft blockiert – und mit ihm das Seenotrettungsboot „Woltera“ und einige gewerbliche Fischerboote. Die meisten Lieger hätten wegen des geringen Tiefgangs in der Hafeneinfahrt nicht in die Hohwachter Bucht auslaufen können.

Nur nur ein einziger Bootseigner hat in den letzten bangen Wochen den Hafen mit seinem Schiff auf dem Landweg verlassen, erklärte Andreas Medelin, der Vereinsvorsitzende des Yachtclubs Lippe/Ostsee e. V., gegenüber float. Keines der Vereinsmitglieder sei bisher ausgetreten, so Medelin. Und das brauchen sie wohl nun wohl auch nicht.
Hinter vorgehaltener Hand wurde schon gemunkelt, dass dieser Tage – also Ende April, Anfang Mai – von Seiten des Landes Schleswig-Holstein gebaggert werden solle. Vor einem Monat war nämlich ein Team des Landes mit einem Boot vor Ort. Man hatte über mehrere Stunden Messungen und Proben genommen. So war die Vereinsleitung guter Dinge, dass sich da in absehbarer Zeit etwas tun würde. Zumal es sich bei dem betroffenen Fahrabschnitt um eine betonte Seeschifffahrtsstraße handelt.

Hafeneigner sitzt Sandbank aus
Von Graf Franz von Waldersee, dem Privatbesitzer des Hafens, gibt es nichts Neues zu berichten. Der Grundbesitzer stellte sich jedenfalls weiterhin quer, selbst etwas zu unternehmen. Er möchte kein Geld mehr ins Ausbaggern investieren. Alle erforderlichen Genehmigungen dafür seien dem Eigner dafür in Aussicht gestellt worden, erklärt Dirk Hundertmark, Sprecher des zuständigen Innenministeriums gegenüber der Onlineausgabe der Kieler Nachrichten. Der Betreiber des Hafens habe in der Folge aber keine Anträge gestellt – und auch keine prüffähigen Antragsunterlagen eingereicht.
Mit den Liegern „seines“ Hafens liegt Franz von Waldersee seit Jahren über Kreuz. „Graf von Waldersee lehnt seit Jahren den Kontakt zum Yachtclub ab“, so Andreas Medelin. Seitens der Deutschen Seenotretter hofft man auf eine schnelle Lösung. Denn jeder Einsatz an diesem Küstenabschnitt muss zurzeit von weit entfernten Stationen gefahren werden – aus Laboe oder Heiligenhafen.
Land kommt zur Hilfe – nur einmalig?
Nun also soll gebaggert werden. Es scheint dabei klar zu sein, dass das Land Schleswig-Holstein unter Federführung des Innenministeriums die Kosten, zumindest für dieses Jahr, übernehmen wird. Dazu gehören die Massenermittlungen, Proben und Analysen – und die Ausbaggerung selbst. Schließlich geht es auch darum, die Sicherheit auf See in der Hohwachter Bucht zu gewährleisten. Der ausgebaggerte Sand kann dann zur endgültigen Herstellung des durch die Stürme abgetragenen Badestrand genutzt werden. Sand wird an der von Erosion betroffenen Ostseeküste überall gebraucht.

Warum gilt alles zunächst nur für ein Jahr? Nach Aussage von Ministeriumssprechers Hundertmark liege nach dem Seeaufgabengesetz die Seenotrettung grundsätzlich in der Zuständigkeit des Bundes. So suche die Landesregierung nun gemeinsam mit dem Bund und den Seenotrettern eine einvernehmliche Lösung. Die privaten Bootslieger des Yachthafens Lippe scheinen dabei eine Nebenrolle zu spielen.
Und was passiert auf Dauer? Der langjährige Betreiber des Hafens, Graf Franz von Waldersee, will den Hafen nach wie vor verkaufen – so wie von ihm schon länger angekündigt. Mehrere Investoren haben wohl auch Interesse an einem Kauf bekundet. Doch weder das Land noch die Gemeinde sind darunter. Das Bangen geht weiter, wer die Kosten fürs Baggern hier auf Dauer trägt.