In der Schule lernt man, dass es auf der Erde einen Nordpol und einen Südpol gibt. Oben der Norden mit seinen Eisbären und unten der Süden mit seinen Pinguinen. Arktis und Antarktis, Pol und Gegenpol. Später bei den Pfadfindern kam mir der Verdacht, dass es vielleicht doch nicht ganz so einfach ist. Wieviele Pole gibt es eigentlich, und wie peilt man sie an?
Als wir uns mit dem Kompass nach Marschzahl durchs Gelände schlugen, war da etwas von Missweisung als Winkel zwischen magnetisch und geografisch Nord im Gespräch. Der Peilring am Kompass musste in unseren mitteleuropäischen Wandergebieten um zwei bis drei Grad gedreht werden, damit es mit der Karte passte.
Über so eine geringe Abweichung von einem Wegpunkt zum nächsten habe ich mir aber nicht den Kopf zerbrochen. Ob ich das Zeltlager auf der rechten oder linken Seite erreichte, war irgendwie egal.
Das änderte sich schlagartig, als ich anfing, segeln zu lernen. Und die Rechenketten von wahr nach falsch und falsch nach wahr meinen Kopf regelmäßig zum Rauchen brachten. Was war denn nun genau wahr und was falsch und warum?
Falsch war, was der Kompass anzeigte
Falsch war auf jeden Fall das, was der Kompass anzeigte. Und wahr war, dass es nicht einen, sondern zwei Nordpole zu beachten gibt: den geografischen Nordpol und den magnetischen Nordpol. Wahr war auch, dass die falschen Kompassangaben sich über Missweisung und Deviation in wahre Werte beschicken. Sie ließen sich also übertragen, damit der Kompass uns auch in der wahren Welt den richtigen Weg zeigen konnte.
Die Kompassnadel zeigt Richtung magnetisch Nord © CC BY-SA 3.0
Mit diesen zwei Nordpolen konnte ich eine zeitlang ganz gut leben. Ich bin über den Atlantik gekommen und auch über den Äquator und hatte mich auf See trotz aller Unwahrheiten nicht verlaufen.
Jetzt allerdings bereite ich mich auf eine Reise vor, die mich näher an diese unwirtlichen Orte in höchsten Breiten bringen wird als alle meine Reisen zuvor. Dort, in Polnähe, sind viele Dinge anders. Vieles, was ich über Karten und Kompass, GPS und Satellitenkommunikation wusste, gilt dort schlicht nicht mehr.
Aus zwei mach drei Pole
So lerne ich nicht nur voll Entsetzen, dass ich dort aufgrund fehlender Fliehkraft und größerer Nähe zum Erdmittelpunkt fast ein Pfund schwerer sein werde. Sondern auch, dass es einen dritten Nordpol gibt, von dem ich bisher noch gar nichts gehört hatte: den geomagnetischen Nordpol. Und ich lerne, dass mein Kompass eigentlich zu keinem der drei genannten Nordpole zeigt.
Warum also drei Nordpole? Spoiler: Es gibt noch zwei weitere, aber dazu später mehr.

Die Sache mit dem geografischen Nordpol ist relativ einfach erklärt. Er ist der nördliche Schnittpunkt der Erdoberfläche mit der Rotationsachse der Erde. Es ist ein genau definierter Ort, der sich nur äußerst geringfügig ändert und sich deshalb gut als Referenzpunkt beispielsweise für Seekarten eignet.
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