50.000 Besucher erwarten die Macher der Boot Tulln in diesem Jahr zur österreichischen Wassersportmesse, sogar noch etwas mehr als im Boom-Jahr 2019. Das könnte gut klappen, denn die Austrian Boat Show hat sich so konsequent modernisiert wie kaum eine andere Wassersportschau.
Vom 5. bis zum 8. März stellen 380 Aussteller in sechs Hallen alles aus, was unter und auf dem Wasser Spaß macht – unter Segeln und unter Motor, wobei den Elektrobooten eine besondere Rolle zukommt. Denn Tulln ist das Elektropolis der Bootsbranche.

Elektropolis reloaded
Die Boot Tulln hat sich als erste Bootsmesse auf Elektromobilität spezialisiert. Heute zählen Elektroboote und Elektroantriebe zu den Kernkompetenzen der Messe. Die Vielfalt und Individualität in diesem Bereich sind bemerkenswert, die Innovationen Jahr für Jahr beeindruckend. Es sind nicht ausschließlich Boote zu sehen, die in und für Österreich konzipiert wurden.

Österreich-Premiere hat als größtes E-Boot die 43 Fuß lange Elektroyacht WIA 435. In Sachen Innovation sticht die Candela Seven heraus, über die float als erstes deutschsprachiges Magazin berichtet hat. Inzwischen gibt es mit Boote Schmalzl einen adäquaten Vertreter in Österreich für das foilende Motorboot, dessen Entwickler zurzeit einen Award nach dem anderen gewinnen.
Vor dem Wind
Für die segelnde Community gibt es Segelboote und -yachten bis 50 Fuß zu sehen, und das von allen namhaften Serienwerften – wie Bavaria, Beneteau, Jeanneau, Dufour, Dehler und Hanse, um nur einige zu nennen. Die Beneteau Oceanis 30.1 ist dabei, die kleinste Segelyacht in der Cruising Range der Franzosen – ein Boot, der wir uns im float-Test die Frage stellen: Ist das eine Revolution in 30 Fuß?
Ebenso dabei ist die große, für die Adria korrekt proportionierte Oceanis 46. Auch die neue Bavaria C42, die schon in Düsseldorf eine sehr gute Figur gemacht hat (hier das Interview mit der Projektleiterin), wird ausgestellt. Von Jeanneau ist unter anderem die Sun Odyssey 410 da.
Daysailer und andere sportliche Segelboote im trailerbaren Bereich erfreuen sich seit einigen Jahren auch auf der Tullner Messe wachsender Aufmerksamkeit. „Segeln wie in einem Dinghy, aber mit der Sicherheit eines Kielbootes.“ So beschreibt Hans Spitzauer, erfolgreicher Austro-Segler und Chef von Championships Yachting am Neusiedler See, die Eigenschaften seines Jollenkreuzers Lago 26.

Zu sehen sind in dieser „Bootsgruppe“ an der Donau unter anderem die komplette Palette der agilen Beneteau-First-Boote, die sportliches Segeln auch mit Schulboot einfach machen, die A-Yachts A 27, die Sarch S6 und die Lago 26.
Segelnde Österreich-Premieren
Das Tullner Bootsangebot ist sehr variantenreich. Vor allem das Angebot an Kleinkreuzern für Seen und küstennahe Gewässer auf der Boot Tulln ist kaum zu überbieten. Ihre Österreich-Premiere haben in Tulln die Rustler 24, die Esse 850 LE sowie die aus Spanien kommende Sarch S6. Die österreichischen Bootsbauer von Sunbeam, dazu die Marken Phobos, Viko und Maxus, um nur einige zu nennen, reisen mit ihren neuesten Entwicklungen an.
Auch ungewöhnliche Boote sind zu sehen – zum Beispiel die Rustler 24. Das für Solosegler geeignete Boot ist die kleine Version der Rustler 36, das beim Golden Globe Race, der spektakulären Weltumseglung 2018/2019, alle anderen Schiffe hinter sich ließ.
Die Sarch S6, ausgestellt vom maritimen Multiunternehmen Ditoma, wiederum ist wandelbar wie ein Chamäleon: Der Daysailer ist gemacht für Segler, die ohne viel Aufwand Tagesausflüge unternehmen möchten und solche, gleichzeitig die Sportlichkeit eines modernen Rumpfs wollen. Beim etwas größeren Schwestermodell Sarch S7 fragten wir unsere Leser: Warum sich mit fünf Knoten begnügen?
Ein Klassiker mit DDR-Vergangenheit, die Ixylon, wird als Ein Boot für Frau X und Herrn Y auf der Boot Tulln zu sehen. Auch mehrrumpfig mobil sein ist möglich: Die trailerbaren Trimarane von Astus und Corsair werden ebenfalls ausgestellt. Die Astus 20.5 beispielsweise zielt auf Segler ab, die sich ein leicht takelbares, einfach handhabbares und trailerbares Boot wünschen.
Etwas, das sich schnell und einfach transportieren lässt. Ein Boot, das auch Platz zu Hause in der Garage finden kann. Der kleine XCat, das Row-on-Air-System für Rudern in die Blickrichtung, die Topcat-Katamarane? Alles da.
Boom für Motorboote
Auch in Österreich boomt der Motorbootbereich. Die Motoryacht mit dem größten Wert, die jemals in Österreich ausgestellt wurde, ist hier zu sehen – die Frauscher 1414 Demon Air. Und auch das innovativste elektrische Motorboot unserer Zeit, die Candela Seven, ist da. Beide Boote haben vor wenigen Wochen den Branchenpreis Best of Boats Award erhalten. Und beide Preisträger zeigt die „Austrian Boat Show“ zum ersten Mal.
Technisch gesehen war die größte Herausforderung bei der Frauscher 1414 Demon in der Air-Variante das freistehende T-Top. Es „kragt“ nach vorne aus, wie Technikchef Michael Frauscher die kühne Form im float-Interview beschreibt. „Weil wir für gute Performance stehen, und unsere Boote gut fahren müssen, war es wichtig, dass das T-Top leicht ist.“ Für die Ingenieure bedeutete das eine Menge Arbeit. „Das Wesentliche“, so Michael Frauscher, „ist unsichtbar für die Augen.“

Eine weitere österreichische Edelwerft in Tulln ist Marian Boats, vor Ort unter anderem mit ihrer Perle vom Wolfgangsee. Die Marian M800 sprengt alle Vorurteile über Elektroboote. Sie ist schnell, elegant und super verarbeitet. Der vom slowenischen Designer Marco Pas entwickelte Bootsrumpf mit tieferem V ist speziell für stärkere Elektromotoren konstruiert.
Beim float-Test auf dem blauen Wolfgangsee im vergangenen Sommer, mit Startpunkt gleich links vom Hotel Zum weißen Rößl, macht die Schnellste aus dem Hause Marian eine sehr gute Figur.

Größtes Boot, teuerstes Boot – und viele weitere für alle
Mit der 1414 Demon Air zeigt die österreichische Werft Frauscher ihr größtes Bootsmodell. Es ist das teuerste Boot, das jemals für die Schau in Tulln angesagt wurde. Aber die Air ist nicht das längste Schiff der Schau: Die Absolute 47 Fly der gleichnamigen italienischen Werft ist die größte Motoryacht der Messe.
Einmalig im weiten Umkreis ist das Angebot zwischen 30 und 40 Fuß Rumpflänge: Bavaria, Beneteau, Cranchi, Galeon, Grandezza – eine so große Vielfalt wie 2020 bei den Motoryachten eröffnete sich auf der Boot Tulln bis dato noch nicht.
Das motorisierte Boots-Angebot reicht von Sportbooten über Cruisern bis zu Arbeitsbooten. Alle wesentlichen Marken sind da, von der familiären Merry Fisher 695 bis zur lang eleganten Lex 790, von der lässigen Sloep Interboat Intender 650 bis zum sehr, sehr flotten Wakeboardboot Mastercraft X22.

Aus Finnland kommt die Silver Tiger, die mit ihrem Sprit sparenden Petestep-Rumpf in diesem Jahr den Best of Boats Award in der Beginner-Kategorie gewann. Jürgen Kaiser, Chef der gleichnamigen Bootsmanufaktur hätte auch direkt über die Donau zur Messe kommen können, um seine flachen Flitzer vorzustellen. Die Ultralight-Motorboote werden innovativ aus Thermo-Esche gefertigt, um ebenso leicht wie schnell zu sein.

Unterm Boot und unter Wasser
Die Boot Tulln ist bekannt für ihren gut sortierten Zubehörbereich – mit Bootsausrüstung, Bordelektronik, technischem Zubehör und Motoren. Österreich ist Regulationsland, um die alpinen Seen zu schützen: Elektro-Bootsmotoren spielen dementsprechend eine große Rolle, alle wesentlichen Anbieter von Torqeedo bis Kräutler sind in Tulln vertreten.

Der Relaunch des Segments Tauchen im vergangenen Jahr war, so sagt es Messemacher Thomas Diglas gegenüber float, ein großer Erfolg. Vielleicht liegt es auch daran, dass man mit Tauchen so schön entschleunigt. Und darum wurde ausgebaut: Auf 100 Aussteller ist die Tauch-Sektion der Boot Tulln gewachsen.

Besucher können im Tauchbecken auf der Messe das Abtauchen ausprobieren. Die Tauchausrüstung wird zur Verfügung gestellt, erfahrene Tauchlehrer stehen mit Rat und Tat zu Seite. In Halle 6 präsentiert die Messe alles rund ums Paddeln – Kanu, Kajak, Faltboote sowie ein umfangreicher Bereich für Stand Up Paddling. Auch hier gilt: Entspannter geht’s nicht.

155 Veranstaltungen im Rahmenprogramm
Während der vier Messetage stehen 155 Veranstaltungen im Rahmenprogramm der Boot Tulln. Reisevorträge und Expeditionsberichte mit Fernwehfaktor interessieren das reisefreudige Publikum besonders. Thomas Käsbohrer und Susanne Guidera, die Gründer des Verlags millemari, stellen in Tulln die – nach ihrem Gefühl und ihrer Sachkenntnis – schönsten Plätze des Mittelmeers vor. Die Vorträge der beiden float-Autoren führen von den Ägadischen und Äolischen Inseln bis zu den vergessenen Inseln des Mittelmeers.
Mit Spannung erwartet wird die erste Präsentation des österreichischen Teams für das Ocean Race. Einen passenden Racer des Typs Volvo Ocean 65 gibt es schon. Es ist die ehemalige „Vestas 11th Hour“, die zweimal zum Volvo Ocean Race antrat. Auf der Boot Tulln 2020 steht die X-Sektion eines solchen Racers als lebensgroßes Modell. Das Mockup zeigt einen Ocean Racer – in voller Größe. Er ist in der Mitte durchgeschnitten und wird für die Besucher begehbar sein.
Bei der im kommenden Herbst in Alicante startenden Weltumseglung tritt das Team junger und ambitionierter Segler des Austrian Ocean Race Projects erstmals unter österreichischer Flagge an. Mehr dazu in Kürze auf float.
Boot Tulln besuchen
Messegelände Tulln an der Donau
5. bis 8. März 2020, täglich 10-18 Uhr
Tageskarte: 14 Euro (Erwachsene); 3 Euro (Kinder und Jugendliche von 6-15 Jahren)
Mehr Informationen: Wassersportmesse Boot Tulln
Tickets gibt es auch im digitalen Ticketshop
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