Wie jedes Jahr Ende November und am Ende der Hurrikanzeit starten bei der Atlantic Rally for Cruisers, kurz ARC, über 200 Yachten. Von Las Palmas auf Gran Canaria geht es ab dem 25. November über den Atlantik in Richtung Karibik nach St. Lucia. Neben der ARC gibt es außerdem die ARC+, die bereits von Gran Canaria aus gestartet ist, allerdings nicht direkt in die Karibik, sondern mit Zwischenstopp in Mindelo auf den Kapverden. Wie jedes Jahr begleite ich wieder Yachten mit Wetter-Routings, um optimale Windfenster zu finden und so die ambitionierten Crews im Feld so weit wie möglich nach vorne zu bringen.
Für die meisten Segler ist es eher eine Spaß-Veranstaltung. Teilzunehmen und sicher über den Atlantik kommen ist das Ziel. Es gibt aber auch Segler, die Wetter-Routings buchen und dabei nicht nur auf Sicherheit aus sind, sondern gemeinsam mit ihrer Crew alles aus ihrem Boot herausholen wollen. Da darf dann gerade beim Wetter nichts dem Zufall überlassen werden.

So kam es auch, dass ich letztes Jahr 2017 zusammen mit der Crew der Segelyacht „Thyra“, einer Hallberg Rassy 37, den Gesamtsieg in der Cruising Division feiern konnte. Denn nur, weil die Crew von Anfang an auf meinen Ausarbeitung gehört und danach gesegelt war, konnten sie die optimalen Windfelder und -dreher nutzen, um trotz eines fast 200 Seemeilen längeren Wegs die anderen Teilnehmer förmlich in der Flaute stehen zu lassen.
Wieso Wetter-Routing?
Wenn ich von der ARC spreche, höre ich oft: „Wieso Wetter-Routing? Da weht doch eh immer der Passat!“ Wer mir das entgegnet, dem antworte ich mit zwei Beispielen von 2016 und 2017. 2016 zeigte sich eine ausgedehnte Tiefdruckrinne mit einer breiten Flautenzone, wo eigentlich der Passat sein sollte. 2017 war dann alles ganz anders: Auf Höhe der Kanaren zog ein Sturmtief auf, zwischen den Kanaren und den Kap Verden lag das Azorenhoch (1.000 Seemeilen nach Süden verschoben,) und der Passat begann erst weit südlich davon.
Somit konnte es nicht heißen: Mit dem Passat direkten Kurs und los – denn da war viel los mit dem Passat. Und dieses Jahr? Wird es auch wieder spannend. Vor allem zum Start, denn das Azorenhoch wird erneut nach Süden verschoben sein und so am Sonntag für einen Schwachwindstart sorgen. Wie wichtig hierbei hochaufgelöste Wetterdaten sind, um den optimalen Wind zu finden, sieht man im Datenvergleich in den Abbildungen.


Die groben Daten haben eine Auflösung von 40 x 40 km. Also alle 40 km findet sich ein tatsächlich berechneter Wetterwert. Dazwischen findet man zwar auch Informationen, allerdings basieren die nur auf den umliegenden vier berechneten Werten (Interpolation), die auf der Abbildung zu sehen sind. Kleinräumige Effekte im Windfeld oder das Relief der Inseln werden dabei nicht hinreichend abgebildet. Einfach gesagt: Die Daten sind für detaillierte Vorhersagen zu grob.
Bei dem feinen Modell mit einer Auflösung von 3 x 3 km zeigen sich dagegen auch kleine Windwirbel im Lee der Inseln und auch kleinräumige Flautenzonen. Somit lässt sich sehr gut besonders bei Schwachwindszenarien herausarbeiten, wo der optimale Wind zu finden ist.
Schwachwind wird erwartet
Da wir nun zum Start der ARC 2018 genau solch eine Schwachwindlage erwarten, ist solch ein feineres Vorhersagemodell ein großer Vorteil. Der Ausschnitt dieses feinen Datensatzes umfasst dabei nur den Bereich der Kanaren in der Auflösung und benötigt zur Berechnung mehr als fünf Stunden unseres Hochleistungsservers. Denn je feiner ein Modell sein soll, desto länger dauert die Berechnung.
Bei der weiteren Betrachtung der Hochs und Tiefs und der mittelfristigen Strategie des Windes kommen dann wieder etwas gröbere Modelle sowie auch Klimadaten ins Spiel. Das hier auszuführen würde aber zu weit führen und ganze Bücher füllen. Mit den beiden Unterschieden in den Datensätzen möchte ich einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten und das Arbeiten beim Wetter-Routing geben.
Wer mehr zum Erfolg bei der Atlantic Rally for Cruisers 2017 hören möchte, den kann ich ganz herzlich einladen, am 25. und 27. Januar 2019 zur Segelbühne auf der boot 2019 in Düsseldorf zu kommen. (Bühne und Uhrzeit folgen noch). Dort werden der Skipper der „Thyra“ und ich zusammen von unserer erfolgreichen Zusammenarbeit berichten.
Sebastian Wache, gibt am 9. Februar 2019 und 2. März 2019 in Kiel ein Seewetterseminar, in denen er weitere Details zu Wetterdaten verrät. Aber auch andere wichtige Themen zum Wetter beim Segeln werden in dem Tagesseminar besprochen. Alles Infos dazu gibt es hier.